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Am Mittwoch beginnt in Polen die Bahn-WM. Teamleader der Schweizer ist Claudio Imhof aus Sommeri. Der 29-Jährige gewann im Januar in Neuseeland eine Weltcupprüfung.
Claudio Imhof hat Höhen und Tiefen erlebt. An Pruszkow, ab Mittwoch Austragungsort der 109. Bahn-WM, hat er nur gute Erinnerungen. 2008 wurde der Thurgauer wenige Kilometer südwestlich der polnischen Hauptstadt Warschau Junioreneuropameister im Scratch, einer fast immer von der Taktik geprägten Disziplin im Bahnradsport.
«Das war am 6. September», sagt Imhof wie aus der Pistole geschossen, «Daten kann ich mir sehr gut merken. Dafür habe ich mit Gesichtern Mühe.» Im Scratch gewann er auch schon eine WM-Medaille in der Elite. 2016 holte er in London Bronze.
Trotz jenes Erfolges reichte es Imhof nicht an die Olympischen Spiele im gleichen Jahr. Auch nicht als Ersatzfahrer für den Bahnvierer durfte er 2016 nach Rio de Janeiro. Imhof war nicht einmal mehr das fünfte Rad am Wagen.
Aber er liess den Kopf nicht hängen, trainierte weiter hart und entwickelte sich zum besten Bahnfahrer im Land. Im August des vergangenen Jahres führte Imhof den Schweizer Vierer in Glasgow in den EM-Final und ergatterte in der Einzelverfolgung EM-Bronze.
Die olympische Mannschaftsverfolgung über 4000 Meter hat für Imhof an dieser WM Priorität. Er ist nicht nur der Teamleader, sondern auch ein Teamplayer. Im Hinblick auf die Olympiaqualifikation für Tokio 2020 haben die Rennen mit dem Vierer in Polen eine grosse Bedeutung.
«Es wäre gut, wenn wir unter die erste acht kommen und direkte Konkurrenten wie Deutschland, Belgien oder die USA hinter uns lassen könnten», sagt Imhof. In Neuseeland haben die Schweizer im Rahmen des Weltcups in dieser Saison schon einen Podestrang erreicht und mit 3:54,858 einen Schweizer Rekord aufgestellt.
Das war eine Verbesserung um 1,7 Sekunden, aber Imhof bleibt vorsichtig: «Wir sind noch nicht in Tokio.» Die Mannschaftsverfolgung beginnt am Mittwoch mit der Qualifikation. Am Donnerstag folgen die Finals. Für Imhof geht es am Freitag mit der Einzelverfolgung über 4000 Meter weiter. Am Samstag steht er im Omnium im Einsatz.
In dieser Disziplin gewann er im Januar in Cambridge in Neuseeland als erster Schweizer ein Weltcuprennen. Imhof sieht sich aber nicht in der Favoritenrolle: «An einer WM ist es immer schwierig, eine Medaille zu holen. Die Verfassung, das Rennglück und die Tagesform spielen eine grosse Rolle.»
Reich wird Imhof nicht als Bahnfahrer. Zwei Hauptsponsoren sind abgesprungen. Deshalb steht er auch wieder in einem Strassenteam unter Vertrag und verbuchte schon Siege. Im Vordergrund steht aber die Bahn. Er hat noch eine Rechnung offen.
Thurgauer sind stark im Radsport, auch international. Mit dem erst 20-jährigen Stefan Bissegger aus Mettlen steht ein zweiter Fahrer aus dem Kanton an der Bahn-WM in Polen im Einsatz. Bissegger, der schon den Junioren-Weltrekord verbessert hat, wird wie Claudio Imhof in der Einzelverfolgung starten. Auch im Schweizer Bahnvierer ist er ein sicherer Wert. «Die Kraft kommt vom Apfelsaft, den wir täglich trinken, wenn wir daheim sind», sagt Imhof. Beide Ostschweizer Veloprofis haben reelle Aussichten, sich für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio zu qualifizieren. (dg)