Am Mittwoch um 20 Uhr gastiert Basil Stillhart mit Thun bei seinem früheren Club Wil. Der Thurgauer blickt zurück auf turbulente Zeiten in der Ostschweiz und kündigt im Falle des Cupsiegs eine neue Frisur an.
Elf Jahre lang lief Basil Stillhart im Wiler Trikot auf. In diesen Jahren hat der Sirnacher viel erlebt. Bei den Ostschweizern reifte der 24-Jährige heran, unterschrieb seinen ersten Profivertrag, lief währenddessen zwei Mal für die U21-Nationalmannschaft auf und wurde zu einem Leistungsträger des Challenge-League-Vereins. Geht es nach Wil-Trainer Konrad Fünfstück, war Stillhart nicht nur Führungsspieler, sondern auch Publikumsliebling.
Vergangenes Jahr machte der Mittelfeldspieler mit Wil schwierige Zeiten durch, nachdem türkische Investoren den Verein im Januar vom einen auf den anderen Tag verlassen hatten. Wil befand sich sportlich im freien Fall, einzig Le Monts freiwilliger Rückzug aus der Challenge League bewahrte Wil vor dem Abstieg. Stillhart, während der Krise einer der Führungsspieler, sagt über diese Episode:
«Wenn man tagtäglich sein Bestes gibt und sich trotzdem Niederlage an Niederlage reiht, beginnt man irgendwann zu grübeln».
Schliesslich gewann Wil im gesamten Kalenderjahr 2017 gerade einmal fünf Meisterschaftsspiele.Weniger als zwölf Monate danach ist Stillhart eine Liga höher bei Thun Stammspieler, und Wil ist wieder erfolgreicher. Das freut den Ostschweizer. Heute Abend trifft er nun auf seinen alten Club und viele bekannte Gesichter. «Es ist speziell, gegen den Verein zu spielen, bei dem ich so viele Jahre verbracht habe», sagt Stillhart. Doch «spätestens ab dem Anpfiff ist das Spiel einfach ein Cup-Achtelfinal. Und den wollen wir gewinnen», fügt er an.
Die Thuner sind bisher das Überraschungsteam dieser Super-League-Saison und treten auch im K.O.-Wettbewerb ambitioniert auf. «Natürlich wollen wir den Cup gewinnen», sagt Stillhart und fügt mit einem Lachen an:
«Tun wir das, rasiere ich mir eine Glatze.»
Ansonsten spricht der Ostschweizer über Fussball, so wie er ihn spielt: unaufgeregt und abgeklärt. Laut Fünfstück, seit der Saison 2017/18 Trainer bei Wil, besitzt Stillhart «trotz seines jungen Alters schon eine enorme Ruhe und Ausstrahlung auf dem Platz.»
Er besticht eher durch Passsicherheit und Übersicht, als durch spektakuläre Aktionen.
Das ist abseits des Platzes nicht anders. Als Wil im Februar vergangenen Jahres mitten in der Krise steckte, bescheinigte die NZZ Stillhart, eine Identifikationsfigur ohne Allüren zu sein. Während überbezahlte Teamkollegen mit teuren Autos vorfuhren, pendelte der Sirnacher per Bus zwischen zu Hause und der IGP Arena.
Auch nach mehreren Monaten in der Super League und Startelfeinsätzen in jedem Meisterschaftsspiel sind dem gelernten Schreiner Allüren fremd. Noch immer bewegt sich Stillhart mit Bus und Bahn zwischen Thun und Bern, wo er eine Wohnung bezogen hat. Im Verein hat sich der Ostschweizer schnell eingelebt. Das zeigen auch Stillharts bisherige Leistungen, mit denen er zufrieden ist. Einzig sein Spiel gegen Zürich – er wurde bereits in der ersten Halbzeit ausgewechselt – war ungenügend.
Wil spielt wieder erfolgreichen Fussball. Ein Jahr nachdem der Verein in der Hinrunde der Saison 2017/18 Niederlage um Niederlage erlitt und sich am Tabellenende wiederfand, zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Das Team von Trainer Konrad Fünfstück befindet sich in der Challenge League derzeit auf dem vierten Platz – punktgleich mit dem Tabellenersten Servette. Das nächste Ligaspiel bestreitet Wil am 4. November zu Hause gegen das achtplatzierte Kriens. (pw)
Stillhart strebt in seiner ersten Saison bei Thun nach Konstanz. Denn das sei es schliesslich, was sehr gute Spieler von guten Spielern unterscheide. So antwortet der Sirnacher auf die Frage, ob er das Potenzial habe, eines Tages für einen der grossen Schweizer Vereine wie die Young Boys oder Basel aufzulaufen: «Mein Fokus gilt im Moment ausschliesslich Thun. Alles andere wird die Zukunft zeigen.» Vorerst aber wird Stillhart gegen seinen alten Club antreten.