Heute muss der FC Wil mit allen Spielern neue Löhne ausgehandelt haben. Doch die Fussballer scheinen hoch zu pokern. Wohl auch, weil sie bei der Clubführung noch Gelder vermuten, sagen Spielerberater.
Ralf Streule
Heute Abend schlägt für den FC Wil die Stunde der Wahrheit: Wenn die ausstehenden Januarlöhne bis Mitternacht nicht ausgelöst und bei der Swiss Football League nachgewiesen sind, werden dem Club drei Punkte abgezogen. Schlimmer noch: Sind die Löhne bis dahin nicht bezahlt, dürfte sich dies auch in den kommenden Tagen nicht mehr ändern – der Konkurs wäre nahe. Gestern waren gemäss Club noch immer Gespräche im Gang zwischen dem FC-Wil-Verwaltungsrat rund um Präsident Roger Bigger und denjenigen Spielern, die keine neuen Verträge zu schlechteren Konditionen unterschreiben wollen und so das finanzielle Überleben des Clubs gefährden.
Weiter wird spekuliert, was die Beweggründe sein könnten für Spieler, die noch nicht unterschrieben haben. Immer wieder betonte der Verein, dass die Akteure finanziell gesehen schlechter wegkommen, wenn sie keine neuen Verträge eingehen. Geht es ihnen um eine prinzipielle Haltung? Sie wurden für Traumsaläre angestellt, die sich nun ohne ihr Verschulden in Luft aufgelöst haben. Bei Samir Fazli sei vielleicht die Vertragsdauer ein Diskussionspunkt. So ist es von Spielerberatern zu hören, die namentlich nicht genannt werden wollen, die aber mit ihren Spielern Verhandlungen mit dem FC-Wil-Verwaltungsrat geführt und bereits abgeschlossen haben. Sie gehen davon aus, dass der Verein beim mazedonischen Stürmer auf einer Vertragsdauer über diese Saison hinaus bestehe, um ihn im Sommer allenfalls gewinnbringend verkaufen zu können.
Und dann hält sich bei Spielerberatern eine andere Theorie: Man gehe davon aus, dass der FC-Wil-Verwaltungsrat beim Verkauf der Clubaktien an den türkischen Investor 2015 mehr eingenommen habe, als dies kommuniziert werde. Vielleicht sei diese Annahme ein Ansporn für die Spieler und deren Berater, auf bessere Konditionen zu pochen. Im Falle von Bigger hält sich in Beraterkreisen hartnäckig der Betrag von sechs Millionen Franken, die Summe sei hochgerechnet worden aufgrund von Erlösen anderer Aktionäre. Der «Tages-Anzeiger» schrieb kürzlich, gerüchtehalber sei gar von sieben Millionen die Rede. Es sind Beträge, die Bigger ganz klar dementiert. Es handle sich in seinem Fall um einen «Nettoerlös im tiefen sechsstelligen Bereich», so Bigger. Dass sich der gesamte Verwaltungsrat in die Rettungsaktion finanziell einbringt, wurde von Beginn weg kommuniziert. In welchem Ausmass, lässt der Club auf Anfrage hingegen offen.