Der FC St. Gallen geht gestärkt in die beiden Heimspiele gegen den FC Zürich und die Grasshoppers. Mit dem 1:0 in Lausanne feiert der Aufsteiger seinen ersten Saisonsieg. St. Gallen beeindruckt durch Stabilität und Cleverness.
FUSSBALL. Der Abend hatte für Lausannes neuen Trainer Laurent Roussey schon kompliziert begonnen. Die Frau vom Sicherheitsdienst gewährte dem Franzosen den Zutritt zum Stadion nur ungern, weil er sich nicht ausweisen konnte. Im Vergleich mit den 90 Minuten seiner Mannschaft gegen St. Gallen war es dann aber doch ein kleines Hindernis, das Roussey hatte nehmen müssen. In der Begegnung mit einem Team, das vor dem Saisonstart als ähnlich stark wie der Aufsteiger eingestuft worden war, feierten die Ostschweizer einen verdienten Sieg. Die Mannschaft von Trainer Jeff Saibene lieferte auf der Pontaise die Bestätigung des guten Auftaktspiels gegen die Young Boys und weist nach zwei Partien überraschenderweise bereits vier Punkte auf. Sie darf selbstbewusst in die beiden Heimspiele gegen den FC Zürich und die Grasshoppers gehen.
Trotz einer schwierigen Startphase erzielte der noch immer nicht schmerzfreie Oscar Scarione nach einem wunderbaren Doppelpass mit Alberto Regazzoni aus spitzem Winkel das 1:0. Es war ein Tor wie aus dem Nichts, verlieh St. Gallen aber Auftrieb. In der zweiten Halbzeit beeindruckte der Gast durch Stabilität und Cleverness. Die Mannschaft liess kaum mehr eine Chance zu und trieb die Waadtländer mit ihrer Ballsicherheit an den Rand der Verzweiflung. St. Gallen geriet kaum mehr in Gefahr. Am Ende hätten die Ostschweizer auch höher gewinnen können. Kristian Nushi kurz nach der Pause und der eingewechselte Dzengis Cavusevic vergaben jeweils eine gute Möglichkeit.
Bei aller Freude über den geglückten Saisonstart bemühten sich Trainer und Spieler hinterher, den Ball flach zu halten. Neuzugang Stéphane Nater sagte, es gelte, konzentriert zu bleiben. «Jeder muss immer bereit sein, weiter hundert Prozent zu geben.» Natürlich genossen sie alle den Moment, nach zwei Runden das Überraschungsteam der Liga zu sein. Nater sagte, schon während der Challenge-League-Saison gesehen zu haben, «dass diese Mannschaft mit zwei, drei Verstärkungen ein grosses Potenzial haben wird.» Allerdings gehört der frühere Servettien selber zu den Entdeckungen des Saisonstarts. Auch in Lausanne gelang ihm im defensiven Mittelfeld eine tadellose Leistung. Der 28-Jährige war der Motor, der sich kaum einen Fehler leistete. «Wichtig bin nicht ich. Meine Leistung sollen andere beurteilen. Aber ich bin angekommen», sagte er nur. Saibene hatte sich entschieden, auf dieselbe Mannschaft zu setzen wie gegen die Young Boys. Nur während der ersten 25 Minuten wirkte St. Gallen anfällig, Lausanne erspielte sich zweimal durch Matt Moussilou und einmal durch Jocelyn Roux hervorragende Möglichkeiten. Einmal klärte Goalie Daniel Lopar mit gutem Reflex. St. Gallen musste sich in jener Phase den Vorwurf gefallen lassen, dass sowohl in Abwehr als auch im Angriff die Abstimmung nicht klappte. Aber nach dem Tor fiel keiner mehr ab, die Verteidigung mit Philippe Montandon, Martin Stocklasa, Ilija Ivic und Pa Modou Jagne war unüberwindbar.
Hinzu kam, dass sich einige St. Galler gegenüber dem Saisonauftakt noch steigerten. Zu ihnen gehörten Jagne und Regazzoni, die beide viel liefen und die meisten Zweikämpfe für sich entschieden. Regazzoni lieferte sowohl offensiv als auch defensiv die wohl beste Leistung ab, seit er in St. Gallen spielt. Seine Vorarbeit zum entscheidenden Tor war die persönliche Krönung. Saibene fand hinterher für alle seine Mannschaftsteile nur lobende Worte. «Das Team strahlt eine unglaubliche Sicherheit aus. Es macht mir Freude, ihm beim Fussballspielen zuzusehen.»