Vor dem Weltcup in Albstadt erinnert sich das Schweizer Mountainbike-Trio an das Rennen ihres Lebens im Sommer 2021 in Tokio. Was hat sich für Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand seither verändert?
An diesem Wochenende wird die Mountainbike-Saison mit dem Weltcup in Baden-Württemberg so richtig lanciert. Mittendrin das starke Schweizer Team. Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand sorgten vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio für eine historische Sternstunde.
Leider wird es bei den Sommerspielen 2024 in Paris keine Wiederholung des Dreifach-Erfolgs geben. Der Internationale Verband hat jüngst entschieden, dass auch die stärksten Nationen wie Frankreich und die Schweiz maximal zwei Startplätze im Olympiarennen erhalten.
Grund genug, mit den drei Protagonistinnen noch einmal über das magische Rennen von Tokio zu reden. Was hat es verändert – mental, punkto Beachtung und finanziell?
«Olympia war das erste grosse Rennen nach einer dreijährigen Durststrecke, das ich gewann. Es war der absolute Kulminationspunkt meiner persönlichen, von Rückschlägen geprägten Geschichte. Und die Bestätigung, dass ich auch in den grössten Rennen wieder siegen kann. Deshalb freue ich mich nun auch derart auf die aktuelle Saison. Dank Olympia weiss ich, dass ich es noch kann! In den zwei, drei Monaten nach Tokio war extrem viel los. Die Anzahl Anfragen hat mich beinahe ein wenig überrollt. Bei den Sponsoren hat sich hingegen nicht viel verändert, ich konnte in der Zwischenzeit aber alle Verträge verlängern.»
«Die Silbermedaille hat mir im Anschluss an Olympia viel Selbstvertrauen und extreme Motivation verliehen. Der WM-Titel im Shorttrack und Bronze im Cross Country waren eine Folge davon. Auch jetzt gibt mir dieser Erfolg Sicherheit. Ich weiss, dass ich schon etwas ganz Grosses erreicht habe. Mit den Erinnerungen daran gewinne ich auch Zuversicht, wenn es einmal nicht so läuft. Seit Tokio werde ich beim Einkauf oder auch auf dem Velo viel häufiger erkannt. Im Dorf waren mehrere Gratulationsplakate aufgehängt. Auch punkto Unterstützung bin ich gut aufgestellt. Dank Olympia kam ein neuer Sponsor dazu.»
«Der dritte Rang in Tokio hat mir bewiesen, dass ich ganz vorne mitfahren kann. Vor Olympia war ich im vergangenen Jahr im Weltcup nie in den Top 5. Genau das ist für die kommenden Rennen nun mein konstantes Ziel. Ich weiss jetzt, dass ich zum einen mit Druck umgehen kann und zum andern körperlich wie technisch zu den Besten der Welt gehöre. Kurz nach Olympia war die Aufmerksamkeit viel grösser, inzwischen hat sich das wieder normalisiert. Ab und zu werde ich auf Tokio angesprochen. Auch Sponsoren sind nicht gerade Schlange gestanden. Ich habe aber jemanden gefunden, der mich hier unterstützt.»