Rekordmeister Brühl wieder im Aufwind

Brühl ist wieder da, wo es während Jahrzehnten stand – an der Spitze der NLA-Tabelle. Der neue Trainer Werner Bösch hat in seiner kurzen Amtszeit einiges bewirkt. Heute treten die St. Gallerinnen daheim ab 17.30 Uhr gegen den ersten Verfolger Nottwil an.

Daniel Good
Drucken
Werner Bösch Cheftrainer LC Brühl (Bild: pd)

Werner Bösch Cheftrainer LC Brühl (Bild: pd)

HANDBALL. Es gab Zeiten, in der die Handballmeisterschaft der Frauen zur Farce verkam. Wegen der erdrückenden Überlegenheit des LC Brühl. Zweimal gewann das St. Galler NLA-Team den Schweizer-Meister-Titel elfmal nacheinander. Diese Zeiten sind vorbei. Seit 2013 geben zwei Equipen aus der Zentralschweiz – Zug und Nottwil – den Ton an. Dem 29fachen Meister Brühl blieb in den vergangenen Jahren lediglich die Rolle als Verfolger. Seit dieser Saison aber treten die St. Gallerinnen wieder in alter Stärke auf. Sie führen die Tabelle an und eliminierten in Cup auf beeindruckende Art und Weise die Favoritinnen aus Nottwil. Der Aufschwung könnte auch mit dem Wechsel auf der Trainerbank zusammenhängen. Im Sommer folgte auf Vroni Keller, die seit 2004 im Amt war, der Vorarlberger Werner Bösch. Der 30jährige Bösch ist Sportwissenschafter, Lehrer und trainierte zuvor das NLB-Team Brühl.

Spielerinnen in der Pflicht

«Mir steht eine Equipe mit sehr guter Qualität zur Verfügung. Ich habe viel von Vroni Kellers Vorarbeit profitieren können», sagt Bösch. Die Spielerinnen hätten jene Sachen, die er anders mache als seine Vorgängerin, sehr gut umgesetzt. Bösch setzt auf Eigenverantwortung in der Offensive und Aggressivität in der Abwehr. «Ich kann damit leben, dass es mehr Foulpfiffe gegen uns gibt», sagt der aus Lustenau an der Grenze zur Schweiz stammende Trainer.

Böschs neue Strategien sind erfolgreich. In der Meisterschaft gewann Brühl zehn von elf Spielen, darunter jenes auswärts gegen Titelverteidiger Zug. Die einzige Niederlage setzte es in Nottwil ab. Die erste Revanche gegen die Luzernerinnen glückte Brühl vor zweieinhalb Wochen in den Cup-Sechzehntelfinals, als sich die Ostschweizerinnen gegen die Luzernerinnen 31:24 durchsetzten. «Wir erwischten einen nahezu perfekten Tag, derweil Nottwil eine Schwäche einzog», sagt Bösch. Heute soll die zweite Revanche folgen. Ab 17.30 Uhr gastiert der Tabellenzweite aus Nottwil erneut in der St. Galler Kreuzbleichehalle. «Nottwil wird alles geben, um sich für die Niederlage zu rehabilitieren», sagt der St. Galler Trainer. Dem Leader fehlen heute mit Goalie Josefine Brodd Björklund und Nationalspielerin Stephanie Haag zwei wichtige Akteurinnen. Bösch war in dieser Saison wegen Verletzungen schon oft gezwungen, Umstellungen vorzunehmen. «Wir haben zum Glück ein breites Kader. Die Ausfälle sind bedauerlich, aber wir schafften es immer, mit tauglichen Alternativen zu reagieren.»

Längerfristige Perspektiven

2012 holte Brühl zum letztenmal den Titel. Auf die 30. Meisterschaft am Ende dieser Saison hofft Bösch, aber er bleibt Realist. «Wenn wir zweimal verlieren, sind wir Dritter.» Der Trainer hat Zeit. Er besitzt einen Dreijahresvertrag. «Um meine Philosophie umzusetzen, brauche ich so lange.» Brühls Vorstand ist überzeugt von Böschs Ideen. Der Erfolg gibt beiden Seiten recht.