Der Abtwiler Weltklasseläufer Dominic Lobalu demonstrierte am Samstagnachmittag bei seinem souveränen Sieg am 41. Grand Prix Bern eindrücklich seine Qualitäten. Sein Lauf wurde zum Triumphzug vor begeistertem Publikum.
Nach rund einem Drittel der anspruchsvollen 10-Meilen-Strecke (16,1 km) des Volkslaufklassikers (über 25‘000 Teilnehmende) streifte Dominic Lobalu seine letzten Zweifel ab. Der Respekt einflössende Abwärtspart und der erste Pflastersteinabschnitt durch die Berner Altstadt waren bewältigt. Nun führte die Strecke entlang dem Aare-Ufer. Flach war’s, so wie er’s besonders mag. Locker fügte er seine raumgreifenden Schritte aneinander – und die letzten Konkurrenten verloren rasch den Anschluss. Als der 24-jährige Aufsteiger kurz nach Streckenhälfte tat, was ihm sonst kaum in den Sinn kommt – zurückschauen - sah er niemanden mehr.
Jetzt war neben Schnelllaufen noch mehr Geniessen angesagt: aufsaugen der Ambiance, des Applauses. Immer wieder hörte Dominic Lobalu seinen Namen. Er staunte und kam sich (fast) vor wie in einem Heimrennen, obwohl es sich beim GP Bern um eine Premiere handelte. Der in der Ostschweiz wohnhafte Lobalu strahlte, klatschte unzählige (Kinder-)Hände ab, lief ab und an mit beiden Armen gegen den Himmel gerichtet. Der Läufer des LC Brühl genoss und forderte sich aufgrund des grossen Vorsprungs nicht mehr bis ans Limit.
In der Zeit von 47:41 Minuten überquerte er vielumjubelt die Ziellinie. «Bis jetzt war die Escalade in Genf mein Lieblingslauf gewesen – wegen der besonderen Stimmung und darum, weil Genf für mich der zweite Geburtsort ist» In Genf bestritt er sein erstes Schweizer Rennen, und Genf nutzte er 2019 zur Flucht vor dem Refugee-Team in Kenia, wo er keine läuferische Zukunft mehr sah. Aber auch den GP Bern, den bedeutendsten Schweizer Volkslauf, lernte er schnell zu schätzen: «Die doppelte Distanz zu Genf, also ein doppelter Genuss.»
Die Begeisterung und das Erlebnis will Lobalu zum Tanken von Kraft nutzen: «Ich versuchte, diese Gefühle zu speichern und in Zukunft zu nutzen.» Aufgrund des komfortablen Vorsprungs konnte er Kräfte schonen. Er sagte es so: «Ich wollte gewinnen, aber ich dachte auch an mein Rennen von Anfang Juni.» Vom Diamond League Meeting in Florenz sprach er. Dort misst er sich über 5000 m mit der Weltklasse auf der Bahn. Und ein Gefühl wird er bis dorthin zu konservieren versuchen: «An der Spitze fühlst du dich nicht müde.» Trotzdem: Dem zweitplatzierten Tadesse Abraham, dem Halbmarathon-Europameister und Schweizer Marathon-Rekordhalter, nahm Dominic Lobalu 1:15 Minuten ab; dem Vorjahressieger und Weltklasse-Orientierungsläufer Matthias Kyburz (4.) 1:45.
Emotional erlebte auch Trainer und Bezugsperson Markus Hagmann das Rennen. «Es war eine besondere Freude zu sehen, mit welcher Freude Dominic unterwegs war und wie er mit den besonderen Empfindungen umging.» Auch der GP Bern wird ein wichtiges Kapitel darstellen auf dem Weg des Riesentalents. Lobalu ist angekommen: in Bern, in der Schweiz und in der Weltklasse. Hagmann sagt: «Es öffnet mir das Herz, wenn sich Dominic mit so vielen Leuten freuen kann beim Laufen.»