Der HC Lugano nimmt den Schwung des 4:3-Heimsiegs nach Zürich, scheitert dort aber an der eigenen Disziplinlosigkeit. Nach dem 0:1 liegen die Tessiner in der Serie gegen die ZSC Lions 1:2 zurück.
Matthias Hafen, Zürich
Playoff ist, wenn die Medienvielfalt im Tessin auf einer Tribünenreihe sichtbar wird. Nach dem 4:3-Heimsieg des HC Lugano im zweiten Viertelfinalspiel am Dienstag reisten für die gestrige Partie zahlreiche Journalisten aus dem Tessin ins Zürcher Hallenstadion. Die Berichterstatter des «Giornale del Popolo» und von Tele Ticino vertraten noch die bekanntesten Privatmedien aus der Südschweiz. Daneben waren aber auch das Radio 3i, das Radio Fiume Ticino, «Il Mattino della Domenica» und andere Journaillen anwesend. Bei einigen ging der berufliche Auftrag fliessend in ein lebhaftes Fantum über. Leidenschaft lässt sich eben nicht so einfach zügeln.
Das galt auch für Luganos Eishockeyprofis, die gestern einmal mehr einen beherzten Auftritt zeigten. Als Tabellensiebte der Qualifikation sind sie im Viertelfinal gegen die zweitplatzierten ZSC Lions eigentlich krasser Aussenseiter. Doch zeigen die Tessiner unter dem neuen Trainer Greg Ireland wieder ihr letztjähriges Playoff-Gesicht. Und das führte Lugano bekanntlich bis in den Final gegen den späteren Meister Bern.
Die Südtessiner peilen auch heuer den Meistertitel an – und das ohne falsche Bescheidenheit. Denn Coach Ireland hat die Mannschaft dazu, wie sich gestern zeigte. Hinten hielt der starke Goalie Elvis Merzlikins seine Equipe Mal um Mal im Spiel. Vor ihm räumten der stämmige Captain Alessandro Chiesa und Routinier Philippe Furrer die ZSC-Stürmer ziemlich skrupellos aus dem Weg. Und vorne hatten Topskorer Linus Klasen, der omnipräsente Gregory Hofmann oder Raffaele Sannitz wenige, aber gute Chancen, um ihre Mannschaft in Führung zu bringen. Doch Leidenschaft alleine erzielt eben keine Tore.
Denn bei aller Hingabe fehlten Lugano gestern die Tore. Am nächsten kam Hofmann einem Treffer, als in der 58. Minute der Puck an die Latte prallte. Es wäre der 1:1-Ausgleich gewesen, der die Tessiner möglicherweise in die Verlängerung gerettet hätte. So aber wurde ihnen das Powerplay-Tor des ZSC-Verteidigers Patrick Geering 20 Sekunden vor der zweiten Pause zum Verhängnis. Die Zürcher profitierten dabei von einem Ausschluss gegen Furrer, der sich in der Schlussminute des Mitteldrittels mit übertriebener Härte für Roman Wicks Provokation revanchiert hatte.
Auch als die Tessiner nochmals alle Kräfte nötig hatten, um das Skore zu wenden, sass immer wieder einer der Ihren in der Kühlbox. Am Ende standen neun Zweiminutenstrafen und eine Zehnminutenstrafe gegen Maxim Lapierre zu Buche. Und die Chancen, die sich Lugano erarbeitet hatte, machte Niklas Schlegel im Tor der ZSC Lions zunichte. Er kam erstmals in dieser Playoff-Serie für Lukas Flüeler zum Einsatz und überzeugte mit einem Shutout. Die Tessiner liegen in der Best-of-7-Serie nun 1:2 zurück. Besiegt sind sie wohl aber noch lange nicht.