Die Legende kann es immer noch: Zum 9. Mal wird der Bündner Nino Schurter Weltmeister. Er überholt im Schlusssprint seinen Landsmann Mathias Flückiger, der wieder nur Silber holt.
Das Publikum in Val di Sole tobt. Wieder ist es der Publikumsliebling im Mountainbikesport schlechthin, der Gold holt: Nino Schurter. 35 Jahre alt ist der Bündner inzwischen, einige haben ihn nach dem 4. Rang bei den Olympischen Spielen und anderen eher enttäuschenden Ergebnissen in dieser Saison schon abgeschrieben. Aber Nino Schurter kann es immer noch. Schon zum 9. Mal sichert sich Schurter die WM-Goldmedaille im olympischen Cross Country.
Die Rennspitze ist in diesem Männerrennen früh eine reine Schweizer Angelegenheit. Früh setzen sich Nino Schurter und Mathias Flückiger von der Konkurrenz ab, sie fahren ein deutlich schnelleres Tempo und distanzieren die anderen Athleten teilweise über eine Minute. Lange arbeiten Flückiger und Schurter gut zusammen, in der letzten Runde dann kommt es zum Sprint um den Weltmeistertitel zwischen den beiden Schweizern. Flückiger führt, Schurter überholt ihn aber bei einer Linkskurve in der Fläche innen - und fährt schliesslich als Sieger über die Ziellinie. Sein Jubel, sein spitzbübisches Lächeln, der tosende Applaus der Fans: Nino Schurter ist in seinem Element.
Seit einem Jahr und der Heim-Europameisterschaft im Tessin hat Nino Schurter kein Rennen mehr gewonnen, auch er machte sich Gedanken. «Ich hatte leise Zweifel, ob ich noch gewinnen kann. Zuletzt ist es nie für mich gelaufen, es hat nie ganz gepasst. Ich wusste aber auch, dass ich in einem perfekten Rennen immer noch gewinne kann - und diesmal war es ein perfektes Rennen.»
Für Mathias Flückiger gibt es wieder nur Silber. Er hatte an den letzten drei Weltmeisterschaften stets die Silbermedaille geholt, genau so wie an den Olympischen Spielen in Tokio. Die Enttäuschung ist bei Mathias Flückiger riesig, der sich eigentlich aus dem Schatten von Schurter gearbeitet hat und über das ganze Jahr die Schweizer Nummer 1 ist. Aber wieder landet er an einem Grossanlass nur auf der zweiten Position.
Nach der Zieleinfahrt lässt sich der Berner auf den Boden fallen, er setzt sich hin und weint. Sein grosses Ziel verpasst, die Silbermedaille ist für ihn maximal ein Trostpreis. Auch von seinen Angehörigen muss Flückiger getröstet werden. «Ich wollte den Titel», sagt Flückiger später. «Meine Leistung war sehr gut, damit kann ich zufrieden sein. Weniger aber mit der Silbermedaille.» Aus dieser Niederlage möchte Flückiger lernen: «Ich will etwas mitnehmen für die nächste Weltmeisterschaft und daraus lernen.» Damit irgendwann auch Flückigers Goldtag kommt.