Kommentar
Der dreifache Mountainbike-Sieg kommt unerwartet – vor allem mit Blick auf Neffs Leidensgeschichte

Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand haben im Olympia-Mountainbikerennen einen Dreifach-Sieg gelandet. Es ist ein Erfolg, den man nicht erwarten konnte. Er kommt aber nicht von ungefähr.

Raphael Gutzwiller
Raphael Gutzwiller
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Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand machen es möglich: Gold, Silber und Bronze für die Schweiz. Es ist ein Dreifachsieg an den Olympischen Spielen im Mountainbike. Der Erfolg ist historisch. So etwas hat es in der Neuzeit des Sports aus Schweizer Sicht nie mehr gegeben, nicht einmal im Skifahren. Der Erfolg ist beeindruckend, auch wenn man die Hintergründe der Mountainbikerinnen beleuchtet.

Sina Frei, Jolanda Neff und Linda Indergand freuen sich über ihre Medaillen.

Sina Frei, Jolanda Neff und Linda Indergand freuen sich über ihre Medaillen.

Bild: KEY

Der neuen Olympiasiegerin Jolanda Neff hatte man eigentlich diesen Erfolg in diesem Jahr kaum zugetraut. Vor eineinhalb Jahren war Neff fürchterlich gestürzt. Es folgte zunächst eine lange Auszeit und eine schwierige Rückkehr in den Weltcup. Auch wenn Neff dank Corona von einem gewonnenen Jahr sprach, wies wenig darauf hin, dass die Olympischen Spiele ihre Glanzstunde werden würden. Dann aber folgt dieser Auftritt mit diesem Antritt und einem Solosieg auf wunderbare Art und Weise. Sie hatte sich beeindruckend zurückgekämpft, es mit ihrer Leistung in Tokio allen gezeigt.

Auch die anderen beiden Medaillengewinnerinnen haben eine erstaunliche Entwicklung hinter sich. Es ist der Lohn harter Arbeit. Von Sina Frei, die talentierte Zürcherin, die sich erstaunlich schnell an die Weltspitze gefahren hat und sich in diesem Jahr im Vergleich zur letztjährigen ersten Weltcupsaison nochmals steigern konnte.

Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand (von rechts) jubeln über den gesamten Medaillensatz.

Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand (von rechts) jubeln über den gesamten Medaillensatz.

Bild: Christophe Ena / AP

Und von Linda Indergand, der fleissigen Urnerin, die sich im Schatten der beiden Aushängeschilder Neff und Frei beeindruckend entwickelt hat und sich zunächst den Olympia-Startplatz verdienen musste, aber schon im Weltcup mit beeindruckenden Resultaten auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Mitverantwortlich für den Erfolg ist auch die Arbeit beim Verband. Sei es wegen einer gelungen Vorbereitung, was sich darin gezeigt hat, dass die Schweizerinnen als einzige auf die wechselhaften Bedingungen entsprechend reagieren konnten. Und sei es wegen einer beeindruckenden Stimmung im Team. Im Ziel fallen sich die drei Medaillengewinnerinnen in die Arme, die Freude für einander ist spürbar. Die Schweizerinnen mögen einander den Erfolg gönnen. Das zeigt sich schon während des Rennens. Frei und Indergand machen lange gemeinsame Sachen, halten die Verfolgerinnen von anderen Nationen gemeinsam vom Leib, ehe sie am Schluss noch die Medaillen untereinander ausjassen. Am Ende jubeln alle drei, als hätten sie Gold gewonnen.

Das Schweizer Mountainbike-Team mit den Medaillengewinnerinnen Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand sowie Mathias Flückiger (Silber) und Nino Schurter (Vierter).

Das Schweizer Mountainbike-Team mit den Medaillengewinnerinnen Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand sowie Mathias Flückiger (Silber) und Nino Schurter (Vierter).

Bild: Christophe Ena / AP

Die Schweiz zementiert mit dem beeindruckenden Erfolg ihre Vormachtstellung im Mountainbikesport. Seit Jahren ist das Alpenland in dieser Berg-Sportart eine Topnation, spätestens seit Corona boomt der Mountainbikesport auch bei den Freizeitsportlern. Dabei waren vor den Olympischen Spielen die Männer noch stärker eingeschätzt worden. Mathias Flückiger und Nino Schurter waren mit dem Ziel angereist, den Olympiasieg zu holen. Flückiger holte schliesslich Silber, Schurter ging als Vierter leer aus. Nun sind es die Frauen, die für den ganz grossen Erfolg sorgen. Die Freude ist gross.