In zwei verschiedenen Ligen

Auswärts gegen NLA-Absteiger Rapperswil-Jona kassiert Thurgau die höchste Niederlage des bisherigen Saisonverlaufs. Das 1:9 verdeutlicht die Richtungen, in die es für beide Clubs geht.

Matthias Hafen/Rapperswil-Jona
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Dominic Nyffeler im Tor der Thurgauer streckt sich vergebens: Rapperswils Andrew Clark trifft zum 3:0. (Bild: Thomas Oswald)

Dominic Nyffeler im Tor der Thurgauer streckt sich vergebens: Rapperswils Andrew Clark trifft zum 3:0. (Bild: Thomas Oswald)

EISHOCKEY. Wenn Rapperswils 34jähriger Verteidiger Cyrill Geyer den Gegnern davonstürmt und dem technisch limitierten Kämpfer Antonio Rizzello ein Treffer mittels herrlicher Direktabnahme gelingt, dann stimmt etwas nicht. Auch wenn der 9:1-Sieg von Rapperswil-Jona gegen Thurgau in dieser Höhe verdient war: Einen Abend wie gestern wird es am oberen Zürichsee so schnell wohl nicht mehr geben. Für die Rapperswiler zum Bedauern, für die Thurgauer zur Erleichterung.

Schon nach 86 Sekunden lagen die Gäste im Ostschweizer Derby zurück. Rapperswils Kanadier Andrew Clark nützte eine missglückte Angriffsauslösung der Thurgauer aus, lief zum Konter an und bediente Routinier Geyer mustergültig. Der Verteidiger, verdienter NLA-Profi in seinem zweiten Frühling, setzte sich im Sprint gegen die Thurgauer Abwehrspieler durch und traf zum 1:0. Vor allem das Duo Dennis Urech/Daniel Eigenmann zog gestern einen rabenschwarzen Abend ein, stand bei einer Vielzahl der Gegentreffer auf dem Eis. Allerdings lag der höchsten Thurgauer Niederlage in dieser Saison eine schmähliche Leistung des gesamten Teams zugrunde.

Thurgauer Fans haben genug

Mit Auftritten wie gestern in Rapperswil-Jona läuft Thurgau Gefahr, den guten Eindruck des bisherigen Meisterschaftsverlaufs zu verspielen. Nach der vierten Niederlage in Folge verliert die Equipe von Trainer Christian Weber weiter an Boden in der NLB. Geht es in diesem Stil weiter, dann wird der Strichkampf bald wieder zum Thema. Doch das ist nicht das akuteste Problem der Thurgauer. Die achtplazierten GCK Lions sind noch relativ weit zurück. Ein punkteloser Abend gegen den NLA-Absteiger ist an sich auch keine Schande. Vielmehr zu denken gab, wie sich Thurgau der gestrigen Kanterniederlage hingab. Nach einem Drittel – und drei Fehlpässen in der Angriffsauslösung – lagen die Gäste 0:4 zurück. Eine weitere 0:4-Packung gab's im zweiten Drittel. Das 0:5 und das 0:6 fielen innerhalb einer halben Minute. Die mitgereisten Anhänger jedenfalls verliessen zu Beginn des letzten Drittels den Gästesektor demonstrativ und kehrten erst nach einigen Minuten wieder auf die Ränge zurück.

Rapperswil-Jona nutzte die gegnerischen Schwächen zu einem Galaauftritt. Alles, was den Thurgauern nicht zu gelingen schien, ging den St. Gallern auf. Ein Treffer war schöner herausgespielt als der andere. Die Equipe von Trainer Jeff Tomlinson zeigte, was mit etwas Wettkampfglück alles möglich ist. Sie verdiente sich den Kantersieg – der höchste seit dem 22. Januar 2010 und dem 10:2 gegen Langnau – aber auch mit viel Einsatz, Herzblut und Kampf. All das, was den Thurgauern gestern aus unerfindlichen Gründen fehlte.

Schon wieder NLA-tauglich?

Gleichwohl dürfte es für den NLA-Absteiger schwieriger sein, dieses Resultat einzuordnen als für Thurgau. Ist man damit schon NLA-tauglich? Oder setzt es gegen die Besten der NLB das nächste Mal trotzdem wieder eine Niederlage ab? Zumindest gestern spielten die St. Galler in einer anderen Liga als die Gäste aus dem Thurgau.

Immerhin vermasselte Léonardo Fuhrer Rapperswils Goalie Michael Tobler mit dem 1:9 in der 58. Minute noch den Shutout. Es sind manchmal die kleinen Dinge, die ein Team aus dem Tief holen.