Im Eilzugstempo nach ganz oben

SPORTLERWAHL. An der gestrigen Thurgauer Sportlerwahl verteidigte Marcel Hug seinen Titel in der Kategorie Einzelsportler. Daneben durften der Eiskletterer Sebastian Schweizer und das Speed-Badminton-Duo Ivo Junker und Severin Wirth jubeln.

Stephanie Martina
Drucken
Grosses Finale: Im Pentorama in Amriswil wurden die besten Sportler des Jahres geehrt. (Bild: Donato Caspari)

Grosses Finale: Im Pentorama in Amriswil wurden die besten Sportler des Jahres geehrt. (Bild: Donato Caspari)

Die Geschichte von Ivo Junker und Severin Wirth klingt zunächst wie jene zweier Superhelden: Nach ihrer ersten Teilnahme an den Schweizer Meisterschaften im Speed Badminton fuhren die beiden 18-Jährigen als frischgebackene Schweizer Meister nach Hause. Nachdem sie diese erste Hürde gemeistert hatten, fragte sich das hochmotivierte Duo sofort, was ihr nächstes Ziel sein sollte. «Als wir erfuhren, dass die Weltmeisterschaften in Berlin stattfinden, war uns klar, dass wir dorthin müssen», sagt Severin Wirth.

«Wir konnten nur gewinnen»

Um zu erfahren, ob sie international mithalten können, reisten die Weinfelder vom Speed-Badminton-Club Sunspeeder Kreuzlingen nach Deutschland. «Unsere Ausgangslage an der WM war ideal. Wir hatten keinen Druck, da wir als Doppel bisher ungeschlagen waren. Wir konnten also nur gewinnen», sagt Ivo Junker. Mit dem hochgesteckten Ziel, ihre Siegesserie fortzusetzen, starteten sie ins Turnier. Es fehlte nicht viel und ihr Vorhaben wäre geglückt: Ein Gegner nach dem anderen – die meisten davon viel erfahrener als die Thurgauer – musste sich geschlagen geben. Erst im Finale verloren die Newcomer erstmals. «Schweden war eine Nummer zu gross für uns. Aber die beiden trainieren seit zehn Jahren täglich, wir haben vor zwei Jahren begonnen und spielen zweimal pro Woche», sagt Severin Wirth.

Ein Talent entdeckt

Vor zwei Jahren wurde Severin Wirth durch seinen Cousin auf Speed Badminton aufmerksam. Nach dem ersten Training war er so begeistert, dass er sofort Ivo Junker anrief, um ihm zu sagen, dass er unbedingt mitmachen müsse. «Ich wusste, dass es etwas Spezielles sein muss, wenn Severin bereit ist, seinen Freitagabend fürs Training zu opfern.» Also habe er sich darauf eingelassen. Seither duellieren sie sich nicht nur im Tennis (TC Weinfelden, 1. Liga), sondern auch im Speed Badminton. Die beiden sind aber weit mehr als nur Trainingskollegen und Doppelpartner. «Wir sind seit unserer Kindheit befreundet. Früher gingen wir gemeinsam zur Schule, heute in den Ausgang. Ich bin fast schon Teil von Sevis Familie, weil ich so oft bei ihm zu Hause bin», sagt Ivo Junker.

Harte Worte schnell vergessen

Auch im Einzel sind die beiden Speed-Badminton-Spieler top. Ivo Junker belegt in der Weltrangliste derzeit den 21. Platz, Severin Wirth den 24. «Ivo ist der ehrgeizigste Mensch, den ich kenne», sagt Severin Wirth. Er stehe immer wieder auf und denke nie ans Verlieren, auch nicht, wenn er mit 10:0 hinten liege. «Er ist mental sehr stark und kann nicht nur sich selbst pushen, sondern auch mich.» Dabei können auf dem Feld auch mal etwas harte Worte fallen. Doch das brauche es zwischendurch, sind sich die Vizeweltmeister einig. Und nach dem Spiel könne man darüber lachen. So etwas verkraftet eine Freundschaft wie diese.

Eiskletterer wird Newcomer

Neben den beiden Speed-Badminton-Spielern, die es in der Kategorie Teams auf Platz eins geschafft haben, darf sich auch der Steckborner Sebastian Schweizer über seine Wahl zum Newcomer freuen. Besonders auch in Anbetracht dessen, dass sich der Eiskletterer in letzter Zeit oftmals mit dem zweiten Platz zufrieden geben musste.

Im Vorjahr erkletterte sich der 18-Jährige in der Kategorie U18 den Vizeweltmeistertitel. Dieses Jahr gelang ihm dasselbe in der U19-Kategorie. Auf nationaler Ebene holte er 2013 den U18-Schweizer-Meistertitel, dieses Jahr verpasste er den Sieg knapp und musste etwas niedergeschlagen mit dem zweiten Platz vorliebnehmen. «Leider fiel mir während des Wettkampfes mein Eispickel herunter», bedauert er. Wäre das nicht passiert, hätte es vielleicht für den Sieg gereicht.

Auch in der Gesamtwertung belegt er den zweiten Platz. Allerdings steht heute noch ein Wettkampf in Pontresina auf dem Programm, an dem nochmals Punkte vergeben werden. Aus diesem Grund machte sich der Newcomer nach der Sportlerwahl sogleich auf den Weg zum Bahnhof, um den letzten Zug ins Engadin zu erwischen.

Die Natur einbeziehen

Im Alter von neun Jahren hat Sebastian Schweizer mit dem Eisklettern begonnen. Seither lässt ihn die Faszination fürs Alpine nicht mehr los: «Ich mag es, weil man beim Eisklettern auch in der Lage sein muss, die Lawinengefahr, das Eis und das Wetter einzuschätzen. Das macht es interessanter als das normale Sportklettern.» Anfang Jahr nimmt Sebastian Schweizer beinahe jedes Wochenende an einem Wettkampf teil, den Rest des Jahres ist es eher ruhig, und der angehende Geomatiker widmet sich anderen Hobbies wie dem Segeln oder dem Volleyball. «Eigentlich verbringe ich meine gesamte Freizeit mit Sport», sagt Sebastian Schweizer.

Ab Herbst bereitet er sich jeweils auf die Saison vor, die im Januar und Februar stattfindet. «Im Nachbarhaus haben wir den Estrich in eine Kletteranlage umgebaut. Aber ich trainiere auch oft in der Kletterhalle in Weinfelden.» Schon jetzt weiss der junge Eiskletterer, worauf er diesen Herbst hinarbeiten will: «Ich möchte an den Jugendweltmeisterschaften wieder aufs Podest.»