«Ich kann von allem etwas»

KREUZLINGEN. Der österreichische Schauspieler Alfred Dorfer ist die eine Hälfte von «Indien». Jetzt kommt er ins unbekannte Kreuzlingen mit seinem Programm «bisjetzt»: kein Best-of, sondern eine Retrospektive und «dramaturgisch völlig neu».

Drucken
Alfred Dorfer (Bild: pd/Robert Peres)

Alfred Dorfer (Bild: pd/Robert Peres)

Sie haben im Film «Indien» neben Josef Hader gespielt. Wo liegt Indien?

Alfred Dorfer: In dem Fall nirgendwo, oder besser gesagt, dort, wo alles besser ist.

«Indien» ist im Theater an der Grenze schon als Stück aufgeführt worden. Haben Sie Ihre Geschichte auch mal auf der Bühne gesehen?

Dorfer: Selten, da ich ja selbst meist parallel auftrete. Ich finde es aber immer interessant, welche Interpretationen es geben kann, wenn das Schiff sozusagen in andere Hände gerät.

Wie war's jeweils?

Dorfer: Eigentlich immer erhellend, ich glaube ja nicht an Werk- oder Texttreue am Theater, allerdings auch nicht ans Regietheater. um hier einem Missverständnis vorzubeugen.

Einer unserer Redaktoren, ein Wiener, erinnert sich, wie sich «Atompilz von links» in sein noch junges Hirn eingebrannt hat. Spielen Sie Ihre alten Programme noch, oder ist das ein Unding für einen Kabarettisten?

Dorfer: Manchmal spiele ich alte Sachen, aber nur unter zwei Bedingungen. Erstens, ob sie heute noch Gültigkeit haben wie der «Atompilz», oder um sie unter einem neuen Blickwinkel zu beleuchten.

Sie kommen mit «bisjetzt» nach Kreuzlingen. Ist das eine Werkschau, eine Rückschau auf den ganzen Dorfer? Best-of-Programme sind doch öde.

Dorfer: Best-of-Programme sind öde, da gebe ich Ihnen Recht. Nennen wir es eine Retrospektive, die eine dramaturgisch völlig neue Zusammensetzung erfährt.

Was wissen Sie über Kreuzlingen?

Dorfer: Bislang nicht viel, ausser, dass ich wie immer bei einer neuen Location sehr gespannt bin auf das Publikum und wie es sozusagen mit mir reagiert.

Sie treten mit «bisjetzt» beinahe täglich auf. Das muss anstrengend sein.

Dorfer: Nein, ist es nicht, ausser man ist verkühlt und daher körperlich nicht ganz fit. Da das Publikum ja jeden Tag wechselt, erübrigt sich die Frage nach der Langeweile meinerseits. Ich kann daher ruhigen Gewissens sagen, dass mir der Beruf selten so Spass gemacht hat wie in letzter Zeit.

Sie bringen drei Musiker mit. Was spielen sie?

Dorfer: Peter Herrmann übernimmt die Saiten, also E-Gitarre, Akustikgitarre und Mandoline; Lothar Scherpe ist fürs E-Piano zuständig und das Schlagzeug, Herr Paal spielt zu unserer Freude Saxophon und Bass.

…und einen Techniker, der singt. Aus dem Off und im Dunkeln, oder darf er auch auf die Bühne?

Dorfer: Dürfte schon, will aber nicht richtig. Er singt zweite und dritte Stimme, macht Licht und Ton. Wie er das mit zwei Händen schafft, ist mir bis heute unklar.

Die «Süddeutsche Zeitung» über Alfred Dorfer: «Er ist der vielfältigst Begabteste unter seinen deutschsprachigen Kollegen.» Ist das nicht ein Superlativ zu viel?

Dorfer: Natürlich, aber wenn die «Süddeutsche» das schreibt, getraut man sich nicht wirklich zu widersprechen, oder?

Sie sind Kabarettist, Bühnenschauspieler, Filmschauspieler, Regisseur. Wo liegt Ihre stärkste Begabung?

Dorfer: Ich bin, glaube ich, ein ideales Produkt der allgemeinbildenden Schulen – da kann man von allem etwas, aber nichts richtig.

Was habe ich zu fragen vergessen?

Dorfer: Sehr dankbar bin ich für die Vermeidung der Frage: «Was kann Satire denn bewirken, wo doch die Politik ohnehin schon satirische Züge aufweist?»

Interview: Dieter Langhart

Do 8.12., 20 Uhr, Dreispitz. Vorverkauf: Kreuzlingen Tourismus und www.ticketportal.com