Urs Fankhauser, der Präsident der Konzertgemeinde Frauenfeld, freut sich über konstanten Mitgliederbestand und die koordinierten Programme mit Theater- und Kunstverein – und sucht einen Nachfolger.
Urs Fankhauser: Unser Publikum rekrutiert sich vor allem aus Frauenfeld und den umliegenden Gemeinden; nur etwa jeder fünfte Konzertbesucher kommt von weiter her. Mir ist es am wichtigsten, dass wir präsent sind.
Fankhauser: Hervorheben kann ich vielleicht die aufstrebende Barockflötistin Dorothee Oberlinger, die im Ensemble Zefiro die «Notte Vivaldi» bestreitet. Wenn Sie mich fragten, welches Konzert ich am ehesten streichen würde – ich wüsste keines.
Fankhauser: Ja. In diesem Jahr kommt ein Extrakonzert im Klösterli hinzu, das wir zusammen mit der Società Dante Alighieri Turgovia veranstalten. Es widerspiegelt auch meine Vorliebe für Barockmusik.
Fankhauser: Ich stehe zu der Programmstruktur, die sich über Jahre gefestigt hat. Wir haben stets auch aktuelle Werke programmiert; dieses Jahr, am nordischen Abend mit dem Casal Quartett, ein Streichquartett des lettischen Komponisten Peteris Vasks, das von den Nachwehen des Krieges inspiriert wurde und irgendwo zwischen Dmitri Schostakowitsch und dem Meditativen von Arvo Pärt liegt. Ich habe es in Luzern gehört und wollte es unbedingt nach Frauenfeld bringen.
Fankhauser: Ich besuche zahlreiche Konzerte. Mir geht es gar nicht so sehr um Perfektion als um die Stimmung, die ein Konzert vermittelt. Die Ideen für das Programm besprechen wir gemeinsam im Vorstand.
Fankhauser: Gewiss. Aber wir wollen uns auch nicht verschliessen. In unseren Statuten ist die «Vermittlung guter Musik» festgehalten, darauf basiert auch die Leistungsvereinbarung mit der Stadt Frauenfeld. Mein Nachfolger wird, so hoffe ich, sicher seine eigenen Präferenzen einbringen.
Fankhauser: Nein, aber wir führen ernsthafte Gespräche.
Fankhauser: Die Suche ist nicht einfach, solange Präsidium und Programmverantwortung gekoppelt sind, da gibt mir jeder einen Korb, den ich anfrage. Eine Trennung wäre von Vorteil.
Fankhauser: Wenn ich sage, ich lasse den Vorstand nicht sitzen, finde ich erst recht niemanden. Nicht dass mir meine Aufgabe keinen Spass bereitet! Ich erlebe tolle Begegnungen – und ich habe das Privileg, im Casino oder Rathaus allein in der spannenden Probe vor dem Auftritt sitzen zu dürfen.
Fankhauser: Dieses Jahr dürfte die Zahl etwa gleich bleiben. Aber wer am Montag das Konzert besucht, kann an der Kasse gleich ein Abonnement lösen, sofern dies noch nicht geschehen ist.
Fankhauser: Ein leidiges Thema. Wir haben alles Mögliche versucht, haben Gutscheine an Jugendmusikschulen verteilt – das Echo war enttäuschend. Über die Jahre ist der Mitgliederbestand ungefähr gleich geblieben – das heisst auch, dass trotz natürlichen Abgängen jüngere Zuhörer nachkommen.
Fankhauser: Wir wollen uns nicht vollständig in die Abhängigkeit einer Agentur begeben. Das wäre uns zu einseitig. Ein Programm mit Musikinteressierten und Musikern zusammenzustellen ist viel spannender, als die Aufgabe zu delegieren. Zudem: Eine Agentur kostet – wir arbeiten ehrenamtlich und müssten wohl ein oder zwei Konzerte aus dem Angebot streichen.
Fankhauser: Ich habe beim Kanton bewusst selten um zusätzliche Unterstützung nachgesucht. In der letzten Saison hätten wir dies vielleicht beim Schweizerischen Jugend-Sinfonie-Orchester tun können. Thurgauer Musiker gehören ihm an, und Frauenfeld war der einzige Ort im Kanton, an dem dieses Orchester aufgetreten ist. Meines Erachtens wäre ein Beitrag des Kantons angemessen gewesen. Aber ich bin der Auffassung, dass wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln grundsätzlich auskommen sollten. Dementsprechend wählen wir finanzierbare Orchester, zum Beispiel in der kommenden Saison jenes der Musikhochschule Zürich. So haben wir zusätzliche Mittel für mehr und andere Ensembles.
Fankhauser: Das ist erfreulich. Der Kunstverein führt gar alle drei Programme auf, weil er seines als letzter zusammenstellt.
Fankhauser: Das ist derzeit kein Thema. Wer bei uns Mitglied ist, kann Vorstellungen des Theatervereins besuchen und umgekehrt.
Interview: Dieter Langhart