Erstmals startet die Tour de Ski in Tschierv, der Gemeinde im Münstertal, in der Dario Cologna aufwuchs. Für den dreifachen Toursieger ist dies ein zusätzlicher Anreiz.
Jörg Greb/Tschierv
Zugeschnitten auf Dario Cologna sei die Tour de Ski hiess es jahrelang. Die Vielseitigkeit, die Regenerationsfähigkeit des Ausnahmekönners, die gesundheitliche Robustheit sprachen für den inzwischen 30-Jährigen. Doch der dritte und letzte Toursieg liegt bereits fünf Jahre zurück. Dem grossen Dominator der Neuzeit, Martin Sundby musste Cologna auch diesen Wettbewerb überlassen. Die letzten drei Austragungen entschied der Norweger für sich, auch wenn ihm der Triumph von 2014/15 nachträglich wegen einer massiven Überdosis seines Asthmamittels aberkannt wurde.
Colognas Überzeugung und Sicherheit in der Tour de Ski änderte sich aber spätestens im vergangenen Jahr, als er wegen einer Wadenverletzung aussteigen musste. Das stimmte ihn nachdenklich. Auf seine Probleme mit dem Husten und seine Verletzungsanfälligkeit wies er hin: «Mittlerweile ist die Tour de Ski nicht mehr mein Ding», sagte er.
Vor dem Start zur elften Tour de Ski strahlt der Schweizer Vorzeige-Langläufer dennoch Zuversicht aus: «Ich fühle mich gut und strebe in der Gesamtwertung wie an den einzelnen Rennen tolle Ergebnisse an.» Doch auch wenn er präzisiert: «Die Form stimmt, vieles ist möglich» – wird er nicht konkret. Die Unabwägbarkeiten will er nicht ausser Acht lassen.
Als wichtig erweisen dürfte sich der Auftakt. Der Sprint von heute sorgt bereits für eine wichtige Selektion. Allrounder Cologna qualifizierte sich letztes Jahr auf der Lenzerheide für den Final. Weit vorzustossen traut er sich erneut zu, auch wenn er in diesem Winter noch in keinem Weltcup-Sprint den Cut für die Direktausscheidungen der besten 30 überstanden hat. Zwar werden die Abstände nicht mitgenommen ins Massenstartrennen von morgen – klassisch, über 10 km bei den Männern, über 5 km bei den Frauen. Eine missliche Startposition aufgrund der Vortagesklassierung kann dennoch einen gewichtigen Nachteil darstellen.
Mindestens von derselben Bedeutung sein dürfte bei Cologna der Faktor Gesundheit. Kann er die Asthma-Hustenanfälle in Grenzen halten? Engen die Atemwege nicht immer stärker ein? Und spielt die anfällige Wadenmuskulatur mit? Fragen, die er im Hinterkopf mitträgt, die er aber nicht vorgängig thematisieren will. «Ich hoffe, ich bringe es auf die Reihe.» Abgehakt ist jene Erkältung, die ihn Mitte Dezember nach Davos ausser Gefecht gesetzt hatte.
Auf Cologna ruhen die Schweizer Hoffnungen. Dass der gesundheitliche Rückschlag überwunden ist, stellt Teamchef Gaudenz Fluri mit Genugtuung fest. «Im Training ist es bei Dario wieder perfekt gelaufen», sagt er. Trotzdem schwingt Unsicherheit mit. Der Ein-zu-eins-Vergleich im Wettkampf fehlt. Ins Gewicht fällt dieser Faktor auch darum, weil die ersten Weltcuprennen des Winters ein ständiges Auf und Ab kennzeichneten. «Ich bin gespannt, wie er sich präsentiert», sagt Fluri. Als einziger Schweizer Hoffnungsträger steigt Cologna allerdings nicht in die sieben Rennen umfassende Tour. Die Fähigkeit auf ein beachtliches Schlussresultat bringen weitere Allrounder mit: die Routiniers Toni Livers und Curdin Perl sowie die junge Nathalie von Siebenthal bei den Frauen.