Heimpleite
Tristesse pur im Kybunpark: Einfallsloses St.Gallen verliert nach Platzverweis 0:1 gegen Lugano +++ Trainer Zeidler nennt VAR-Eingreifen bei Penaltyszene «sehr ärgerlich»

Der FC St.Gallen bleibt gegen Lugano in dieser Saison tor- und sieglos. Beim 0:1 gegen die Tessiner sorgt ein umstrittener Penalty für die Entscheidung. Ansonsten wiederholen sich zahlreiche Muster vom Duell Mitte Dezember. Und es verfestigt sich die Erkenntnis, dass den Ostschweizern im Angriff jegliche Durchschlagskraft fehlt.

Daniel Walt
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Die Spielwertung

St.Gallen gegen Lugano – das ist in den allermeisten Fällen nichts für Fussball-Gourmets. Den St.Gallern fehlt seit dem Abgang von Itten und Demirovic offensiv weiterhin jegliche Durchschlagskraft. Die Tessiner ihrerseits mauern und setzen bloss auf Konter. Dass es trotzdem einige Chancen auf beiden Seiten und sogar noch ein Tor gibt, macht die Sache kaum besser Spielnote: 3.5

Die Tore

  • 0:1, 85. Minute, Torschütze: Mijat Maric. Der frühere St.Galler versenkt einen Foulpenalty, der nach Intervention des VAR verhängt worden war, kaltblütig.

Die Spielanalyse

Welch ein Kontrast! Als der FC Lugano zuletzt im Kybunpark gastierte – Mitte Dezember war es –, regierte Väterchen Frost mit eisiger Hand. Zudem verbarg eine Nebelsuppe den Blick auf das dürftige Geschehen:

Bild: Keystone (St.Gallen, 16. Dezember 2020)

Tristesse pur damals also. Das 0:0 passte perfekt zu den Rahmenbedingungen.

Etwas mehr als einen Monat später: Stahlblauer Himmel und Sonnenschein vor dem erneuten Aufeinandertreffen der beiden Teams. Die Spielanlage ihrerseits – und bald auch die Temperaturen! – erinnern allerdings an den Match im Dezember. St.Gallen macht das Spiel, Lugano steht tief, sucht sein Heil in Kontern. Und ist damit in Summe gefährlicher als das Heimteam, das zu umständlich agiert. Ein erster weiter Ball auf Abubakar endet für die Espen glücklicherweise mit einem Offsidepfiff von Referee Fedayi San. Nach etwas mehr als 27 Minuten setzt der vorgerückte Daprelà einen Kopfball ans Gehäuse der Espen, und kurz vor der Pause zielt Guerrero von der linken Seite knapp an Zigis Tor vorbei.

Dem stehen in Halbzeit eins vier einigermassen gefährliche Abschlüsse des Heimteams gegenüber. Weder Görtler und Guillemenot mit Weitschüssen noch Fazliji mit einem Versuch aus kurzer Distanz und auch nicht Ruiz mit einem Schlenzer gelingt ein Tor für Grünweiss. Es wäre das erste in dieser Saison gegen die Tessiner – ein Fakt, der verdeutlicht, dass die unbequemen Tessiner Peter Zeidlers Team einfach nicht liegen. Derweil kassiert St.Gallens Traorè in Umgang eins wegen eines Fouls an Lavanchy eine Verwarnung – eine gelber Karte, die später noch Folgen haben wird:

Das gibt Gelb: Boubacar Faye Traorè legt Luganos Numa Lavanchy.

Das gibt Gelb: Boubacar Faye Traorè legt Luganos Numa Lavanchy.

Bild: Keystone

Nach der Pause ändert sich vorerst wenig am Geschehen. St.Gallen hat zwar mehr Spielanteile, es ist aber Lugano, das bei einem schnellen Konter durch Abubakar zu einer Grosschance kommt. Fazliji kann den Tessiner aber im letzten Moment noch stoppen. Während die defensive Darbietung der Espen über weite Strecken überzeugt, sieht es in der Offensive ganz anders aus: Der zu Beginn noch aktive Victor Ruiz taucht mit zunehmender Spieldauer immer mehr ab, Jordi Quintillà erreicht sein Rendement zu keinem Zeitpunkt, und die weiteren Offensivkräfte rennen sich Mal für Mal in den Tessiner Abwehrreihen fest.

Auch er konnte den Unterschied nicht machen: Jérémy Guillemenot, hier gegen Luganos Olivier Custodio.

Auch er konnte den Unterschied nicht machen: Jérémy Guillemenot, hier gegen Luganos Olivier Custodio.

Bild: Benjamin Manser

Nach 63 Minuten schöpfen die St.Galler Anhänger an den heimischen TV-Bildschirmen Hoffnung: Peter Zeidler wechselt Boris Babic für Thody Elie Youan ein. Nur wenig später verkompliziert sich die Aufgabe fürs Heimteam aber weiter: Boubacar Faye Traorè sieht nach einem Foul die zweite gelbe Karte, was gleichbedeutend mit dem Platzverweis ist.

Peter Zeidler reagiert: Er nimmt Guillemenot und Ruiz vom Platz und bringt für die beiden Tim Staubli und erstmals Neuzugang Euclides Cabral. Nach 82 Minuten dann der Nackenschlag fürs Heimteam: Nach einer Intervention des VAR konsultiert Schiedsrichter Fedayi San die TV-Bilder – und entscheidet wegen einer Intervention von Tim Staubli auf Foulpenalty für die Gäste. Zigi bleibt chancenlos: Der Schuss des früheren St.Gallers Mijat Maric besiegelt die Heimpleite der Espen.

Luganos Mijat Maric trifft per Elfmeter zum 0:1 im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und Lugano, am Sonntag, 24. Januar 2021, im Stadion Kybunpark in St. Gallen. (KEYSTONE/Christian Merz)

Luganos Mijat Maric trifft per Elfmeter zum 0:1 im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und Lugano, am Sonntag, 24. Januar 2021, im Stadion Kybunpark in St. Gallen. (KEYSTONE/Christian Merz)

Christian Merz / KEYSTONE

Der Beste

Die beiden Defensivspieler Leonidas Stergiou und Betim Fazliji. Sie erledigen ihre Aufgaben unspektakulär, aber höchst zuverlässig.

Der Schlechteste

Die gesamte FCSG-Offensive zeigt sich harmlos. Wir entscheiden uns für Thody Elie Youan, den man bis zu seiner Auswechslung nach rund einer Stunde praktisch gar nicht sieht.

Blieb äusserst blass: St.Gallens Thody Elie Youan.

Blieb äusserst blass: St.Gallens Thody Elie Youan.

Bild: Keystone

NEU: Das Fan-Voting

Welche Spieler überzeugten im Spiel gegen Lugano und wer gehört auf die Ersatzbank? Hier entscheiden die Fans.

Aufgefallen

Er kommt. Er kommt nicht. Er kommt doch – herzlich willkommen, Euclides Cabral! Um den Wechsel des portugiesischen Defensivspielers von den Grasshoppers in die Ostschweiz hatte es Anfang Woche Verwirrung gegeben. Minuten vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen Vaduz (2:0) am Mittwoch bestätigten die Espen Cabrals Zuzug schliesslich.

Neuzugang Euclides Cabral diese Woche im Training.

Neuzugang Euclides Cabral diese Woche im Training.

Bild: Freshfocus

Im ersten Spiel seit seinem Wechsel schafft es der 22-Jährige gegen Lugano gleich ins Kader – und nach 70 Minuten auf den Platz. Anders ergeht es derweil dem Franzosen Yannis Letard: Er figuriert erneut nicht im Aufgebot von Trainer Peter Zeidler.

Die Reaktionen

Peter Zeidler, Trainer FC St.Gallen: «Gratulation an Lugano. Es gab zwei Schlüsselszenen: Die gelbrote Karte für Traorè, die vertretbar war, vor allem aber den Elfmeterpfiff. Wir haben gelernt, dass der VAR nur bei klaren Fehlentscheidungen eingreifen darf. Bei Lausanne - Sion gestern griff der VAR nicht ein, bei uns heute schon, das ist Pech. Wir müssen akzeptieren, dass Alain Bieri die Szene als klare Fehlentscheidung wertete. Das ist sehr ärgerlich, gehört aber dazu, das wird sich wieder ausgleichen. Mit einem 0:0 hätten wir leben können. Aber wir haben noch viele Spiele. Es gibt noch Luft nach oben, wir wollen und werden noch besser spielen.»

Maurizio Jacobacci, Trainer FC Lugano: «Die erste Halbzeit war für uns sehr schwierig. St.Gallen hat uns stark unter Druck gesetzt. Sie hatten viel Ballbesitz, aber ohne wirklich gefährlich zu sein. Wir mussten beissen, um mit dem 0:0 in die Pause gehen zu können. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann klar besser gemacht. Wir konnten uns aus der Umklammerung lösen. Letztlich war der Sieg natürlich glücklich, aber nicht unverdient. Wir nehmen ihn gerne mit, zumal wir sehr viel tun mussten, um mit den drei Punkten heimfahren zu können.»

Das Spiel im Liveticker nachlesen:

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