Viel Platz gibt es für die acht Installationen in der Kunsthalle Arbon, darum hat für die Werkschau TG auch Voluminöses unterkommen können. Schwierig ist hier der Zugang zu den einzelnen Kunstwerken und ihren Urhebern.
ARBON. Glücksfall für Arbon, dass hier gleich in zwei grossen Kunsträumen mit unterschiedlicher Ausrichtung und viel persönlichem Engagement kulturelle Ereignisse organisiert werden. Ein solches Angebot können nicht einmal die grösseren Städte im Kanton vorweisen.
Über Jahre ist in Arbon Aufbauarbeit geleistet worden, so dass diese Kunststätten beachtenswerte Ausstellungsaktivitäten aufweisen können. Darum war die Entscheidung der Jury richtig, in Arbon als einzigem Ort gleich zwei Werkschauen einzurichten.
Die einstige Saurer-Fabrikhalle ist in ihrer ursprünglich offenen Form belassen und nicht in einen Kunstraum umgewandelt worden wie etwa der Frauenfelder Shed. Darum konnte hier für die Werkschau TG auch Überdimensionales oder Sperriges unterkommen, was aber die Gestaltung des Raumes erschwert hat.
Etwas vereinzelt stehen die einzelnen Objekte oder Objektgruppen da – sie schaffen es nicht, miteinander in einen Zusammenhang zu kommen, was die Sicht aufs Ganze erschwert. Prominent etwa stehen gleich beim Eingang Markus Zellers Eisengeflechte, die er in einfache geometrische Formen zwingt. Ihre Monumentalität lässt das Übrige, nicht so Spektakuläre, im Hintergrund fast verschwinden.
Erneut präsent ist jetzt mit Digitalgrafiken Guido von Stürler, der 1995 das eigene Kunstschaffen aufgegeben und sich von der Szene abgemeldet hatte. Kurz zuvor, 1994, erregte seine Installation im Kunstmuseum Thurgau mit lebenden Fliegen auf rohem Fleisch – in Glaskästen – ziemliches Aufsehen.
Die einzige Video-Installation (licht.bad) ist unten im Tiefparterre untergebracht und passt sehr gut in den verdunkelten, feuchten Raum. Ein ganzer Tag am Meer, mit schwacher Tide, aber interessantem Lichtspiel und grossem Himmel darüber; eine Art Rettungsringe sind wie rote Orientierungspunkte am felsigen Ufersaum niedergelegt, sie nehmen das Lichtspiel mit auf. Im Raum selbst sind die rötlich-transparenten Schwimmringe zu Skulptur-Säulen aufgebaut; ihr Urheber ist Daniel Hausig.
Noch einmal taucht da die Frage auf, was denn «thurgauisches Kunstschaffen» sei. Bei Markus Zeller, Guido von Stürler, Hannes Brunner, Anita Kuratle ist es einsichtig und nachvollziehbar – zu den übrigen Künstlern fehlen Angaben, man wird allein gelassen mit unbekannten Namen.
Es fehlt leider nicht nur in der Kunsthalle an Begleitung und Vermittlung, gerade wenn unbekannte Kunstschaffende zu entdecken sind. Denn als Interessierte möchte man mehr erfahren über sie. Auch daheim bei der Internetsuche kommt man nicht unbedingt weiter.
Die Werkschau ist eine originelle und herausfordernde Möglichkeit, einheimisches Kunstschaffen so an den Rändern des Kantons präsentiert zu bekommen. Auch haben die Kuratoren von fünf Kunsteinrichtungen zum erstenmal gemeinsam ein solches Vorhaben in kollegialer Zusammenarbeit an die Hand genommen. Dass dahinter viel Einsatz und Arbeit steckt, sieht man am gelungenen Ergebnis. Wenn künftig auch noch ein adäquater Einbezug des Publikums dazukommt, dann sollten diese Werkschauen zur Tradition werden.