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Heute ab 16 Uhr bestreitet der FC St.Gallen seine letzte Vorrundenpartie in Luzern. Es ist der richtige Zeitpunkt, eine etwas andere Bilanz der ersten Saisonhälfte zu ziehen: Eine These zu jedem Club und dessen Reaktion darauf.
Dies ist ein Artikel der «Ostschweiz am Sonntag». Die ganze Ausgabe lesen Sie hier.
Die Young Boys haben die erste Champions-League-Teilnahme mit einer Sternstunde beendet. Jetzt laufen dem Verein die wichtigsten Spieler davon.
Sportchef Christoph Spycher: «Uns läuft niemand davon. Die Spieler haben Verträge, und bei einem allfälligen Wechsel haben wir ein Wort mitzureden. Aber logisch, sie haben sich interessant gemacht. Mit dem Meistertitel letzte Saison, der dominierenden Art, wie wir jetzt wieder spielen. Ich rechne damit, dass der Winter ein hektischer werden könnte. Es wäre blauäugig zu behaupten, dass alles bleibt, wie es ist.»
Der FC Basel liegt Welten hinter den Young Boys auf Platz zwei. Die Meisterschaft ist gelaufen, und im Cup gibt’s nichts zu holen. Basel fehlt es an Kraft und Qualität für einen Titel.
Sportchef Marco Streller: «Im Spiel gegen den FC Zürich hat man gesehen, welches Potenzial in diesem Team steckt. Ich bin gespannt, wie sich der FC Basel präsentiert, wenn einmal alle gesund sind. Im Cup ist noch immer alles möglich. Wir dürfen momentan nicht von einem Angriff auf YB sprechen, aber wir sind sicher nicht so schlecht, wie wir jetzt dastehen. Es sind mehrere Faktoren, die zu dieser Situation beigetragen haben. Zum Beispiel war der Zeitpunkt des Trainerwechsels nicht ideal.»
Bald ist die Vorrunde vorbei, und Thun steht überraschend auf Platz drei. Der Grund dafür ist nicht die Stärke der Berner Oberländer, sondern die Schwäche der Gegner.
Captain Dennis Hediger: «Es mag sein, dass wir in einer anderen Saison mit 25 Punkten nicht auf Platz drei stünden. Aber auch in den vergangenen Jahren wären wir mit dieser Punkteausbeute auf gutem Kurs. Logisch, YB ist vorneweg, aber dahinter ist es eng. Weil überall gut gearbeitet wird. Dass wir vorne mitmischen, hat seine Logik. Thun hat eine klare Philosophie, alle sprechen vom Gleichen. Wir haben uns die Punkte nicht ergaunert, wir müssten eher noch mehr haben.»
Der FC Zürich wird das Ziel verfehlen, die Punktedifferenz zu den Young Boys der vergangenen Saison – 35 Zähler – zu verringern. Der Rückstand beträgt schon wieder 22 Punkte.
Trainer Ludovic Magnin: «Ja, es ist noch schlimmer geworden! Als ich dieses Ziel vor der Saison formulierte, erwartete ich, dass YB Spieler verlieren würde. Was in der Schweiz immer passiert, ist in diesem Fall nicht geschehen. YB ging eingespielt in die Saison. Wir mussten sechs neue Spieler integrieren. Wir müssen anerkennen, was YB leistet. Der Punkteunterschied ist zu Recht da. Unser Ziel bleibt es, hinter YB die Nummer zwei zu sein.»
St. Gallen wird seit Sommer von Peter Zeidler trainiert, weil man Offensivspektakel wollte. Herausgekommen ist Harakiri-Fussball.
Präsident Matthias Hüppi: «Der erste Teil der These stimmt, der zweite ist zu steil. Wir wollen erfolgreichen Fussball, aber auch einen Fussball, der dem Publikum Freude macht, der unterhält, der auch für Aufregung sorgt. Offensivfussball birgt ein gewisses Risiko. Ich habe den Eindruck, dass unser Mut geschätzt wird. Wir könnten noch mehr Zuschauer haben, wenn wir noch stabiler werden. Nun müssen wir Klarheit schaffen. Deshalb beschäftigen wir uns intensiv damit, welche Spieler über die Saison hinaus bei uns bleiben.»
Es war für Trainer René Weiler im Sommer hart, als Meistertrainer in die Super League zurückzukommen.
Trainer René Weiler: «Diese These ist nicht ganz falsch. Natürlich ist es so, dass die Voraussetzungen im Ausland ganz andere waren – insbesondere wird viel mehr Geld in den Fussball investiert. Ich musste mich neu adaptieren. Allerdings habe ich den Schritt ganz bewusst vollzogen. Auch war es zentral, für meine Familie eine optimale Lösung zu finden. Daher ist für mich die Super League ein Gewinn.»
Sion hat sich gefangen. Trotzdem wird Murat Yakin die Saison nicht als Trainer beenden.
Präsident Christian Constantin: «Falsch. Bevor Murat Yakin kam, waren wir Letzter. Jetzt können wir im Frühling das Podium anvisieren. Ohne Yakin haben wir aus 8 Spielen 6 Punkte geholt. Mit ihm aus 8 Spielen 14 Punkte. Nur YB war in der Phase besser. Unter Jacobacci waren wir nicht in der Lage, auf Rückstände zu reagieren. Unter Yakin haben wir in 3 von 8 Partien trotz Rückstand noch gepunktet.»
Lugano hat gegen schwache Teams kaum gepunktet – ein Mentalitätsproblem.
Trainer Fabio Celestini: «Ich würde es so sagen: Wir haben in der Schlussphase zu viele Punkte verspielt. Das liegt nicht an der Mentalität, sondern daran, dass wir zu viele individuelle Fehler gemacht haben. Technische Fehler. Diese sind oft Ausdruck einer Verunsicherung. Da spielt sicher mit rein, dass ich allein in diesem Jahr der dritte Lugano-Trainer bin. Negative Kritik ist da kontraproduktiv. Ich versuche, viel zu loben, Vertrauen zu geben.»
In der vergangenen Saison nur Neunter, heuer ist man wieder schlecht. In diesem Jahr hat GC nur an der Urne überzeugt.
Präsident Stephan Anliker: «Die Stadion-Abstimmung war ein wichtiger Meilenstein. Es stimmt: Die erste Mannschaft ist unser Flaggschiff, und mit diesem haben wir nicht das erreicht, was wir uns vorgestellt haben. Die zurückliegenden Saisons haben ihre Spuren hinterlassen. Unser Ziel ist ja nicht ein sich schnell drehendes Transferkarussell, sondern Kontinuität.»
Xamax ist Letzter, obschon einer der besten Skorer Europas für den Club spielt. Um den Abstieg zu verhindern, bräuchte man einen Nuzzolo-Klon.
Captain Raphaël Nuzzolo: «Nein, es braucht uns alle. Wir mussten uns ans Tempo in der Super League gewöhnen. Ich halte nicht viel von Verzweiflungstransfers im Winter. Ausserdem sollten wir unseren Club nicht in finanzielle Schieflage bringen nur für den Ligaerhalt. Wir sind zu alt und sollten mehr auf unseren Nachwuchs bauen. Dann wäre auch ein Abstieg keine Katastrophe.»