Guerdat gewinnt Grand Prix: Die Schweizer Springreiter überzeugen am CSIO St. Gallen

Die Schweizer Reiter dominieren den Grand Prix am CSIO St. Gallen: Steve Guerdat auf Venard und Arthur Gustavo da Silva mit Inonstop feiern einen Doppelsieg. Weitere Einheimische belegen Spitzenplätze

Peter Wyrsch
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Der Weltranglisten-Erste gewinnt auf seinem Pferd Venard. (Bild: KEY)

Der Weltranglisten-Erste gewinnt auf seinem Pferd Venard. (Bild: KEY)

Er ist Olympiasieger, dreifacher Weltcupsieger, Team-Europameister, WM-Dritter und hat schon rund 50 internationale Grand Prix gewonnen: Der in Elgg heimisch gewordene Jurassier Steve Guerdat hat mit dem gestrigen Triumph am Grand Prix des CSIO St. Gallen im Sattel seines zehnjährigen Franzosen Venard eine weitere Lücke in seinem imponierenden Palmarès geschlossen. Obwohl der Weltranglistenerste im ersten Umgang am Schlusssprung scheiterte, rückte er in der Finalrunde mit einem starken Ritt und dank kleinen Missgeschicken seiner zuvor fehlerlosen Konkurrenz noch auf den Spitzenplatz vor. Dieser brachte ihm ein Sieggeld von 37 500 Franken ein.

Auch Arthur Gustavo da Silva, der seine Pferde in Holland stationiert hat, aber im Thurgau wohnhaft ist, schob sich im finalen Umgang bei prächtigem Sommerwetter noch nach vorne. «Ich bin mit Inonstop vor der letzten Wende nach der Doppelkombination noch leicht ausgerutscht», sagte da Silva, der in Brasilien aufwuchs. Letztlich fehlten ihm auf seinem Niederländer-Hengst nur 41 Hundertstel zum Sieg.

Balsiger vergibt gute Ausgangslage

Nur zwei Paare beendeten den anspruchsvollen Normalkurs über 13 Hindernisse und 16 Sprünge makellos. In Führung nach dem ersten Durchgang lag Bryan Balsiger mit seinem Schimmel Clouzot de Lassus. Nur der französischen Mannschafts-Olympiasiegerin Pénélope Leprevost mit Vancouver glückte ebenfalls eine fehlerfreie Passage. Die beiden starteten zur Finalrunde aus der ersten Reihe, scheiterten aber jeweils am zweitletzten Sprung im Stechen, den sie nach der Zweierkombination zu eng anritten. Guerdat sagte:

«Bryan hätte den Sieg auch verdient. Aber natürlich gewinne ich lieber, als Zweiter zu werden.»

Zu seiner Leistung sagte der Sieger: «Nach dem ersten Umgang war ich nach meinem Fehler am letzten Hindernis sehr enttäuscht. Dennoch fing ich mich schnell wieder auf, weil ich mir noch ein Spitzenresultat ausrechnete. Mein erster GP-Sieg in St. Gallen freut mich deshalb sehr.» Sein Pferd Venard, das Guerdat seit drei Jahren in seinem Beritt hat, habe sich enorm gesteigert und werde immer besser. «Er hat eine grosse Zukunft vor sich», so Guerdat, der mit seinem Sieg für den 13. Schweizer GP-Triumph im eigenen Land gesorgt hat. Vor vier Jahren war er im Gründenmoos mit seinem Olympia-Goldpferd Nino des Buissonnets bereits dicht dran. Damals stand ihm aber mit Romain Duguet auf Quorida de Treho ausgerechnet ein Teamkollege vor der Sonne.

Alain Jufer stiess in der Finalrunde mit Cornet noch auf Rang fünf vor, Balsiger musste sich mit Rang sechs begnügen. Der Neuenburger ritt sachte und kontrolliert, wählte weite Wege – und scheiterte dennoch. Zufrieden durfte auch die gebürtige Luzernerin Barbara Schnieper sein. Die Aufsteigerin des vergangenen Jahres warf mit ihrem Cicero in beiden Umläufen je eine Stange runter und klassierte sich als beachtliche Siebte, war aber damit «nur» fünftbeste Einheimische. Es muss aber erwähnt werden, dass im höchstdotierten Einzelspringen des CSIO St. Gallen die Konkurrenz mässig war. Viele starke Paare zogen einen Start am gleichzeitig stattfindenden und höher dotierten CSI Hamburg vor.

Der Altmeister überrascht alle

Gelernt ist gelernt. Das lässt sich über Michel Robert sagen. Der 70-jährige Franzose, ein Pferdeausbildner und Stilist erster Garde, gab sechs Jahre nach seinem Rücktritt vom grossen Turniersport ein eindrückliches Comeback auf Fünf-Sterne-Niveau. Robert siegte mit der Stute Emerette in der Weltranglisten-Prüfung im Stechen vor dem Schweden Henrik von Eckermann mit Que Bueno de Hus. «Ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmals so gut und schnell reiten kann», sagte der französische Altmeister, der 1982 mit Frankreich Weltmeister geworden war.