HANDBALL. Mit einem 29:27-Sieg im letzten Spiel der Auf-/Abstiegsrunde schafft Fortitudo Gossau in Stäfa den Ligaerhalt. Zwischenzeitlich waren die Gäste aus der Ostschweiz mit zehn Toren im Rückstand und dem Abstieg sehr nahe.
Es war kein Spiel für schwache Nerven. Denn diese wurden von den Gossauer Spielern arg strapaziert. Es war der Ort, wo vor vier Jahren alles begonnen hatte. Und es war der Ort, wo das Abenteuer NLA auch wieder hätte zu Ende sein können. In der Stäfner Frohberghalle schaffte Fortitudo 2008 im letzten Spiel der Aufstiegsrunde die Promotion für die höchste Liga. Gestern aber standen die Gossauer während 56 Minuten der Partie schon mit einem Bein in der NLB.
In den ersten sechs Minuten verlief mit dem 3:3 noch alles nach Plan. Die Gäste traten engagiert auf. Wohlwissend, dass sie nur mit einem Sieg den Ligaerhalt ohne fremde Hilfe schaffen würden. Sonst wäre es auf das Resultat zwischen Yellow Winterthur und Altdorf angekommen. Doch dann ging bei den Gossauern von der einen auf die andere Minute plötzlich gar nichts mehr. Im Angriff landete der Ball zwar immer wieder im Netz, allerdings nicht im Tornetz, sondern im Sicherheitsnetz hinter dem Goal. Der Faden war gerissen, plötzlich getraute sich kaum mehr einer, überhaupt auf das Tor zu werfen. «Wir fanden einfach nicht zum Erfolg, vergaben mehrmals hochkarätige Chancen», sagte Fortitudos Gabriel Würth. «Und eine Mannschaft wie Stäfa bestraft dies natürlich sofort.»
Moment der Verzweiflung
Der Vorsprung der Zürcher wuchs kontinuierlich, Fortitudo hingegen kam einfach nicht vom Fleck. «Als ich beim Stand von 4:14 auf die Resultattafel blickte, erschrak ich erstmals. Es gab zwar einen Moment der Verzweiflung, doch den gibt es in jedem Spiel. Angst hatte ich keine. Angst darf man in einer solch wichtigen Partie einfach nicht haben», so Würth. «Vielmehr dachte ich mir, dass wir jetzt aber richtig Gas geben müssen.» Die zahlreich mitgereisten Anhänger unterstützten das Gossauer Team zwar weiterhin lautstark, in der Pause hätten aber wohl nicht mehr viele auf einen Erfolg gewettet. 18:9 hiess das Verdikt beim Seitenwechsel aus Stäfner Sicht. Manch ein Gossauer schaute zu diesem Zeitpunkt schon sehr verzweifelt aus.
Gossau in einem Rausch
Doch dann kam ein anderes Fortitudo aus der Kabine, eines, das wieder an den Erfolg glaubte und für jeden Ball rannte. «In der Pause zu wechseln, hätte nichts gebracht», sagte Trainer Predrag Borkovic nach seinem letzten Spiel an Fortitudos Seitenlinie. «Wir mussten einfach weiter mutig spielen und werfen.»
Und tatsächlich, mit den ersten Treffern löste sich der Knoten, die Gäste bekamen wieder Selbstvertrauen und Stäfa gelang plötzlich nichts mehr. Der eingewechselte Gossauer Goalie Gabor Busa zeigte eine starke Parade nach der anderen und sein Team spielte sich in einen regelrechten Rausch. Auf 18:20 kam es so bis zur 41. Minute heran. Vier Minuten vor Schluss gingen die Gossauer mit dem 27:26 erstmals in Führung. Mit dem Schlusspfiff kam der Abend nach einem Wechselbad der Gefühle doch noch zu einem guten Ende.