Startseite
Sport
Fussball WM 2018
Für welches Team bin ich jetzt? Diese Frage dürften sich am Dienstagabend nach der Achtelfinalpleite der Nati viele Schweizer gestellt haben. Die Tagblatt-Onlineredaktion zeigt Ihnen für jede der acht verbleibenden Mannschaften, warum es sich lohnt, mit ihr mitzufiebern.
Was für Uruguay spricht: Uruguay ist nach dem Ausscheiden von Island das kleinste Land bei der WM in Russland. Die Südamerikaner sind kein Land der grossen Exporte. Der Fussball bietet die grosse Möglichkeit, um sich auf der Weltbühne zu präsentieren. Und das befeuert die Hellblauen sichtbar. Insbesondere die beiden Vollblutstürmer Edinson Cavani und Luis Suárez rennen sich die Seele aus dem Leib, geben keinen Ball verloren und schiessen bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufs Tor. Da ist Spektakel garantiert. Und die Schweizer Fans bekommen genau den Einsatzwillen zu sehen, den sie bei der Nati gegen Schweden so sehr vermisst haben.
Was für Belgien spricht: Belgien ist die perfekte Ersatz-Liebe für uns Schweizer. Wenn ein so kleines Land (elf Millionen Einwohner) an der Fussball-WM für Furore sorgt, dann muss uns das einfache Freude bereiten. Angeführt von den Spielmachern Kevin De Bruyne und Eden Hazard bietet die belgische Mannschaft immer wieder Feinkost fürs Auge. Und mit Romelu Lukaku in der Spitze ist Torgefahr garantiert. Belgien wurde an den letzten Turnieren immer wieder als Geheimfavorit gehandelt. In diesem Jahr könnte die Sensation klappen.
Was für Schweden spricht: Haben Sie genug vom Memmenfussball, den Neymar und Co. zelebrieren? Dann gibt es nur ein Team: Schweden. Das Land im hohen Norden, das für starke Mädchen wie Pippi Langstrumpf bekannt ist. Auch auf dem Fussballplatz haut die Nachkommen der Wikinger so schnell nichts um. Wie Bäume stehen die «Blågult», die «Blaugoldenen», auf dem Feld und eliminieren Gegner für Gegner: In der WM-Quali stürzten die Skandinavier Italien und die Niederlande ins Jammertal und in der Gruppenphase liessen sie sogar Titelverteidiger Deutschland hinter sich. Den Schweden ist also an dieser WM alles zuzutrauen. Nach «Hopp Schwiiz!» heisst es deshalb ab jetzt: «Heja Sverige!»
Was für Russland spricht: Sie trauern Stalin nach. Sie betrinken sich schon frühmorgens mit Wodka. Und in den Hotels dieser Welt benehmen sie sich unmöglich. Wer mag denn schon die Russen? Zugegeben, die Sowjetunion, von US-Präsident Reagan als «Reich des Bösen» betitelt, war für viele Gräuel in der Geschichte des 20. Jahrhunderts verantwortlich. Und auch im modernen Russland läuft längst nicht alles gut. Doch wo tut es das schon, ausser vielleicht in der Schweiz (und die ist ja ausgeschieden)? Russland, das ist aber nicht nur Lenin, Stalin und Putin – Russland, das ist auch Dostojewski, das sind die bewegendste Nationalhymne und die schönsten Frauen auf der ganzen Welt. Und das sind Kirchen mit goldenen Dächern und der Rote Platz in Moskau. Deshalb darf es die Sbornaja, wie das Nationalteam in Russland genannt wird, durchaus noch etwas weiter schaffen an diesem Turnier - gerne auch bis zum Titel.
Was für Frankreich spricht: Russland Weltmeister? Das wäre ein Traum. Eine valable Alternative wäre allerdings auch Frankreich. Die selbst ernannte «Grande Nation» ist leider längst nicht mehr so gross wie früher, und auch der neue Hoffnungsträger im Präsidialamt, Emmanuel Macron, ist in der Beliebtheit bei seinen Landsleuten schon wieder abgestürzt. Umso enthusiastischer fiebern die Franzosen mit ihrer «équipe tricolore» mit. Begeisternd der Sturmlauf, den Didier Deschamps’ Truppe im Achtelfinal gegen Argentinien bot. 20 Jahre nach dem WM-Titel im eigenen Land wieder ein französisches Sommermärchen, dieses Mal in Russland? Allez les bleus!
Was für England spricht: England hat an dieser WM gleich zwei Flüche überwunden. Es kann nun doch ein Spiel im Penaltyschiessen gewinnen. Und die Mannschaft von Gareth Southgate hat sich von grossen Namen emanzipiert. Kein Steven Gerrard, kein Frank Lampard, kein Wayne Rooney. Stattdessen setzt der Coach auf ein junges spielfreudiges Kollektiv.
Was für Brasilien spricht: Für Brasilien spricht Superstar Neymar, der im Achtelfinal gegen Mexiko endlich aufgeblüht ist. Aus neutraler Sicht spricht aber Neymar auch gegen Brasilien. Wenn er dann wieder schauspielert.
Was für Kroatien spricht: Die Erwartungen der Kroaten an ihre Nationalhelden sind gross. Erstmals seit 20 Jahren haben die «Vatreni» (die Feurigen), wie die Spieler der Nationalmannschaft genannt werden, einen WM-Viertelfinal erreicht. «Diese Generation hat das verdient», sagen denn auch viele. Das Team um Captain Luka Modric muss den ewigen Vergleichen mit den 98er-Helden – damals mit Davor Suker, Boban und Co. – ein Ende bereiten. 1998 reichte es an der WM schliesslich für Rang 3.
Wenn nicht jetzt, wann dann, sagen sich die Anhänger. Die Chancen für die goldene Generation könnten gewiss nicht grösser sein. Mit Spielern wie Luka Modric, Ivan Rakitic, Danijel Subasic, Dejan Lovren oder auch Ante Rebic verfügt das Kader über Weltklasseformat. Schnelligkeit, Kraft, Spielwitz und ein Teamspirit zeichnen die Mannschaft aus. Die Qualität, Grosses zu schaffen, ist da, für den Titel braucht es nur noch drei Siege. Iznad svih, Hrvatska! – Hopp Kroatien!