Fifa leitet Verfahren gegen Xhaka und Shaqiri ein

Am Tag nach den kontrovers diskutierten Jubel-Gesten von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri im Spiel gegen Serbien hat die FIFA gegen die beiden Schweizer ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der SFV stellt sich vor die Spieler. Die beiden hätten im Affekt gehandelt.

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Stein des Anstosses: Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri zeigten im Spiel gegen Serbien den Doppeladler. (Bild: Keystone)

Stein des Anstosses: Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri zeigten im Spiel gegen Serbien den Doppeladler. (Bild: Keystone)

(sda) Am Samstagabend war die Debatte um den Doppeladler-Jubel von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri aus dem Spiel gegen Serbien nicht mehr bloss an Stammtischen, in TV-Studios und in den (sozialen) Medien ein Thema, sondern auch bei der FIFA-Disziplinarkommission angekommen. Diese leitete ein Verfahren gegen die beiden Schweizer ein. Es wird geprüft, ob die Geste politisch motiviert war. Damit hätten Xhaka und Shaqiri gegen das FIFA-Reglement verstossen.

Noch bevor die Einleitung des Verfahrens offiziell wurde, hatte der Schweizer Nationalmannschaftsdelegierte Claudio Sulser ein Statement platziert, das Einblick gewährte in die allfällige Verteidigungsstrategie des SFV. «Der Jubel war eine spontane Reaktion. Es war eine sehr emotionale Affekthandlung, die nicht mit Wissen und Willen geschehen ist», so der Tessiner.

Sulser, selbst Anwalt und früher Mitglied der FIFA-Disziplinarkommission, geht wohl davon aus, dass der SFV gute Argumente zur Verteidigung der Spieler hätte, denn «es ist nicht schwarz oder weiss, sondern eine Interpretationsfrage». SFV-Generalsekretär Alex Miescher ergänzte: «Die Angst ist nicht sehr gross. Man müsste jetzt aber auch genau hinschauen, was sonst für Gesten kommen, wenn man dies ausdehnt auf Politisches und Religiöses. Das würde dann schnell ziemlich kompliziert.»

Das entscheidende Goal von Xherdan Shaqiri, mit dem die Schweizer den 2:1-Sieg gegen die Serben holen (Bild: Dan Mullan/Getty Images)
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Die Schweizer Fabian Schär und Stephan Lichtsteiner stossen im Penalty-Raum mit dem serbischen Spieler Aleksandar Mitrovic zusammen (Bild: Matthias Hangst/Getty Images)
Xherdan Shaqiri wird gefeiert (Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron)
Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri macht die umstrittene Geste des Kosovo-Doppeladlers. (Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron)
Xherdan Shaqiri küsst den Rasen nach seinem Goal, das der Schweiz den Sieg brachte (Bild: AP Photo/Antonio Calanni)
Serbiens Verteidiger Dusko Tosic (links) und Nikola Milenkovic kämpfen um den Ball mit Nati-Stürmer Haris Seferovic (Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron).
Schweizer Fans während des hochspannenden Spiels. (KEYSTONE/Martial Trezzini)
Die Trainer der Schweiz und Serbiens, Vladimir Petkovic (links) und Krstajic Mladen (Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron).
Granit Xhaka, der das erste Goal für die Schweiz holte, macht die umstrittene Geste ebenfalls (KEYSTONE/Laurent Gillieron)
Nun auch ncoh Regen: Spieler Serbiens nach dem Ende der Partie (Bild: AP Photo/Matthias Schrader)
Manuel Akanji und Stephan Lichtsteiner (links) freuen sich über den Sieg (Bild: AP Photo/Matthias Schrader)
Aufgestellte Schweizer Fans. (Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Das entscheidende Goal von Xherdan Shaqiri, mit dem die Schweizer den 2:1-Sieg gegen die Serben holen (Bild: Dan Mullan/Getty Images)

Versteckte Kritik an den Serben

Miescher distanziert sich zwar von politischen und religiösen Zeichen auf dem Fussballplatz, plädiert aber für Verständnis für die beiden Schweizer Nationalspieler mit Wurzeln im Kosovo. «Es gibt durchaus Momente von grosser Emotionalität, in denen wir als Funktionäre oder als Medien uns nicht vorstellen können, wie sich ein Spieler fühlt. Da war zum einen die sportliche Dramaturgie, und gegen Serbien war es ganz allgemein so, dass sich nicht nur die Schweiz fragen muss, wie eine Prise Politik auf den Rasen kommen konnte. Da hatte es einige Mitspieler.»

Die Serben fühlten sich zwar provoziert, einzelne ihrer Medien haben aber selber im Vorfeld nichts unternommen, politische Schärfe aus dem Fussballspiel zu nehmen. Ähnlich hatte sich der Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic schon unmittelbar nach dem Spiel geäussert, als er zu den Medien sagte: «Danke dafür, dass ihr Benzin ins Feuer gegossen habt.» Sulser sprach von einer «angespannten Atmosphäre auch durch die Pfiffe bei der Schweizer Hymne».

Sperre wäre «ein Hammerschlag»

Am Tag nach der Eröffnung des Disziplinarverfahrens hat der SFV gegenüber dem Weltverband schriftlich Stellung genommen, wie Verbandspräsident Peter Gilliéron bekannt gab. Die FIFA prüft eine Verletzung der FIFA-Spielregeln darstellt.

Unter Regel 12 ist unter «unsportliches Betragen» nachzulesen, dass der Torjubel «mit provozierenden, höhnischen und aufhetzenden Gesten» untersagt ist. Möglich wäre also zum Beispiel eine Sanktion wegen einer Provokation. «Wer während einer Partie die Zuschauer provoziert, wird mit mindestens zwei Spielsperren und einer Geldstrafe von mindestens 5000 Franken belegt», heisst es in Artikel 53 des FIFA-Disziplinarreglements.

Eine Sperre gegen Xhaka und/oder Shaqiri wäre für Gilliéron «ein Hammerschlag». Aber man sei «nicht zu sehr pessimistisch». Der SFV würde danach «mögliche Reaktionen prüfen.» Gemäss Gilliéron hätte ein Rekurs allerdings wohl keine aufschiebende Wirkung. Der SFV erwartet einen Entscheid der FIFA bis am Montag. (sda)