Frauen-Gold und Männer-Frust

Simone Niggli krönt die Titelkämpfe in Lausanne mit ihrem 20. WM-Gold. Die Bernerin gewinnt mit Ines Brodmann und Judith Wyder überraschend Staffelgold. Die Schweizer Männer enttäuschen hingegen mit dem vierten Rang.

Jörg Greb/Chalet-À-Gobet
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Gold: Simone Niggli, Ines Brodmann und Judith Wyder (von links). (Bild: ky/Jean-Christophe Bott)

Gold: Simone Niggli, Ines Brodmann und Judith Wyder (von links). (Bild: ky/Jean-Christophe Bott)

ORIENTIERUNGSLAUF. Die einheimischen Läuferinnen und Läufer hatten die Einzelrennen in den Heimwäldern und im Stadtsprint vergangene Woche mitgeprägt. Es gelang aber nur den Frauen, diesen Schwung in die Staffel mitzunehmen. Sie erreichten nicht nur das Ziel und gewannen die angestrebte Medaille, sie sicherten sich gar zum dritten Mal in der Geschichte den WM-Titel. Drei Leistungen nahe dem Optimum bildeten die Basis zum souveränen Erfolg von Ines Brodmann, Judith Wyder und Simone Niggli. Dabei begann das Rennen vor allem für die Basler Startläuferin Brodmann ungünstig. Auf dem Weg zum ersten Kontrollposten bekundete sie Zuordnungsprobleme, kam so zu weit rechts und fand sich wenig später in den hinteren Regionen des Feldes wieder. «Es fühle sich an wie eine Blockade», so Brodmann hinterher. Der «Schock» wirkte befreiend. «Nachher war ich hellwach», sagte sie. Position um Position machte sie gut und übergab in Führung liegend an Wyder.

«Der Schönste dieser WM»

Die Bernerin, nach zuvor enttäuschenden WM-Ergebnissen als Unsicherheitsfaktor bezeichnet, konnte ihr unbestrittenes Potenzial abrufen. Nach einigen geringen Zeitverlusten in der Anfangsphase blieb sie in der Folge fehlerlos und übergab an zweiter Stelle, nur 42 Sekunden hinter den führenden Schwedinnen, an Niggli. «Diese Wunschvorlage» nutzte die 34jährige Bernerin zu einer eindrücklichen Demonstration. Schon nach wenigen Minuten hatte sie den Rückstand auf die WM-Zweite in der Mitteldistanz, Tove Alexandersson, in einen Vorsprung verwandelt. Diesen vergrösserte Niggli rasch. Der Triumph war nicht mehr gefährdet. Für Niggli war es der 20. WM-Titel, für Brodmann und Wyder je der erste. Niggli aber hielt fest: «Für mich ist dieser Erfolg enorm viel wert, der schönste dieser WM.» Das hängt damit zusammen, dass ihre Staffelerfolge, verglichen mit den Einzelmedaillen, seltener sind. Letztmals triumphierte sie in dieser Disziplin 2003 und 2005. Mit drei Goldmedaillen war Niggli die grosse Figur dieser Titelkämpfe.

Ungenutzter Vorteil

Gold offen als Ziel formuliert hatten die Männer. Doch ein weiteres Mal scheiterten sie und gingen mit Platz vier gar leer aus. Die perfekte Vorgabe von Startläufer Fabian Hertner – er übergab mit Vorsprung an Matthias Müller – liess sich nicht nutzen.

Mit acht WM-Medaillen – vier davon in Gold – führt die Schweiz das Nationenklassement an. Einmal mehr trug Niggli massgeblich zu dieser Erfolgsbilanz bei. Ob sie ein weiteres Jahr anhängt und die WM des nächsten Jahres im finnischen Vuokatti ansteuert, bleibt offen: «Ich will etwas Zeit verstreichen lassen und im Herbst entscheiden», sagt sie.