Nach zwei Niederlagen in Folge führen Tranquillo Barnetta und Majeed Ashimeru den FC St.Gallen zum 3:2-Sieg gegen Zürich. Der Erfolg stärkt das Selbstvertrauen für Cup- und Meisterschaftsspiel gegen Sion.
Zum zweiten Mal innerhalb eines Monates hat es Tranquillo Barnetta getan. Wie schon gegen die Grasshoppers führte St.Gallens Routinier sein Team auch gegen den FC Zürich zum Sieg. Begonnen hatte die schöne Geschichte Ende September zu Hause gegen die Grasshoppers, als er, der lange keine Rolle mehr gespielt hatte, dem FC St. Gallen nach seiner Einwechslung mit zwei Toren den Erfolg einbrachte. Gestern fügte Barnetta der Geschichte ein Kapitel hinzu. Er kam nach der Pause, legte fünf Minuten später auf vor dem 2:0 durch Majeed Ashimeru, ehe der St. Galler in der 86. Minute per Kopf das 3:1 erzielte. Der 33-Jährige hatte sein Tor gleich selber eingeleitet, er bediente mit einem schönen Pass Ashimeru, der Ghanaer flankte und Barnetta stand genau richtig.
War Trainer Peters Zeidlers Plan im Heimspiel gegen Basel, den Sieg einzuwechseln, noch nicht aufgegangen, klappte gestern seine Massnahme bei Halbzeit besser. Nach einer schwachen ersten Hälfte steigerte sich St.Gallen auch dank der Hereinnahme von Barnetta. Neben ihm blühten Spieler wie Ashimeru oder auch Vincent Sierro auf. Der FC Zürich, der am Donnerstag in der Europa League noch Leverkusen bezwungen hatte und vor der Partie in St. Gallen in neun Pflichtspielen unbesiegt geblieben war, hatte den Ostschweizern in der zweiten Halbzeit jedenfalls nicht mehr viel entgegenzusetzen. St. Gallen hätte die Entscheidung gar noch früher als erst in der 86. Minute herbeiführen können. «Nach dem 0:2 haben wir nicht mehr Fussball gespielt», sagte Zürichs Trainer Ludovic Magnin. Während der ersten 45 Minuten hatte sein Team das Spiel kontrolliert. Das Glück der Gastgeber war es, dass die Zürcher in ihren Angriffsbemühungen ebenso unpräzis agierten wie sie selber. Zwar versuchte St.Gallen, sein Spiel durchzuziehen. Die Ostschweizer griffen immer wieder an, begingen aber viel zu viele Fehler, die sie oft in Bedrängnis brachten. Es war in der ersten Hälfte offensichtlich: Ihr grösstes Problem ist es nach wie vor, dass es wenig braucht, um sie defensiv ins Wanken zu bringen. Vor dem Führungstor vermieden die St. Galler ein Gegentor nur dank Goalie Dejan Stojanovic und einer Intervention von Axel Bakayoko.
«Wir spielten nicht so nach vorne, wie wir uns das vorgestellt hatten», sagte Trainer Zeidler. Der FC Zürich sei ein richtig guter Gegner, «ich war von seinem Auftritt am Donnerstag begeistert. Es macht mich stolz, dass wir dieses Team bezwungen haben. So schlecht kann unser Auftritt also doch nicht gewesen sein.» Aber inhaltlich erwarte er trotzdem mehr.
Allerdings darf er sich glücklich schätzen, dass er trotz des Ausfalls von Cedric Itten noch immer Spieler in seinen Reihen weiss, die den Unterschied ausmachen können. Waren es in der zweiten Halbzeit Barnetta und Ashimeru, so schlüpfte in der ersten Halbzeit Sierro in diese Rolle. Der Walliser erzielte in der 41. Minute ein Traumtor aus 20 Metern. Es war ein Treffer praktisch aus dem Nichts. Obwohl St. Gallen die Gunst der Stunde nutzte: Ganz vermeiden liessen sich die Gegentreffer in der zweiten Halbzeit dann doch nicht. Im Vergleich mit den Heimspielen gegen Basel oder auch gegen Lugano gelang es den St.Gallern jedoch, nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 in der 69. Minute nicht mehr panisch zu reagieren. «Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und agierten cleverer», sagte Sierro.
Nach dem Spiel kam es am Bahnhof Winkeln zu Auseinandersetzungen. Anhänger des FCZ, welche den Extrazug Richtung Zürich hätten besteigen sollen, bewarfen die Polizei massiv mit Schottersteinen, Handlichtfackeln und Knallkörpern. Die Polizei setzte Gummischrot und Reizgas ein, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Laut einer Mitteilung der Stadtpolizei St.Gallen verletzten sich bei den Auseinandersetzungen drei Polizisten. Der Extrazug war nach den Ausschreitungen nicht mehr fahrtüchtig. Es musste ein Ersatzzug organisiert werden. Diesen bestiegen die rund 1‘000 FCZ-Anhänger kurz nach 20 Uhr und traten die Heimreise nach Zürich an. Das Ausmass des Sachschadens ist noch nicht bekannt. Wegen der Randale ist der Bahnverkehr zwischen St.Gallen und Wil eingeschränkt.