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FC St.Gallen
Die Saison des FC St.Gallen hat alles, was einen grossen Blockbuster ausmacht. Weshalb nur ist die amerikanische Filmindustrie noch nicht darauf gekommen?
Auch wenn es für den FC St.Gallen am Ende nicht ganz zum Meistertitel reichen dürfte: Aus der Saison der Ostschweizer liesse sich ein prächtiges Hollywood-Drehbuch schreiben. Der Plot ist so simpel wie bestechend: Einer der finanzschwächsten Clubs der Liga schafft es, die Super League aufzumischen. Dies mit regionalen Nachwuchsspielern und gestrandeten Fussballern aus unbekannten Ligen. Und mit dem Grundkonzept: Transparenz, Vertrauen, Ruhe.
Man fühlt sich erinnert an den US-Film «Moneyball», in dem das Baseball-Team «Oakland Athletics» ums Jahr 2000 mit gleicher Ausgangslage und ähnlichen Zutaten zu einem Spitzenteam reift. Mit Spielern, die keiner auf dem Radar hatte. Und mit dem Sportmanager Billy Beane, der auf unkonventionelle, neue Wege setzt. Belächelt wird. Und mittlerweile seit über 20 Jahren an der Spitze des Teams steht.
«The Art of Winning an Unfair Game», so lautet der Titel-Zusatz des Films. Die Kunst, ein unfaires Spiel zu gewinnen. Unfair? Ja, dieses Wort hatten Ostschweizer Anhänger in dieser Saison ebenfalls im Vokabular. Siehe Videoschiedsrichter. Siehe Coronaspielplan.
Hollywood sollte also schleunigst in St.Gallen anklopfen und sich die Rechte für diese Story sichern. Als Regisseur nähmen wir gerne Tim Burton, der dem Ganzen einen farbig-surrealen Anstrich geben würde.
Matthias Hüppi würde von Tom Hanks verkörpert. Hanks ist zwar zu gross und breit für die Rolle. Hollywood schickt die Schauspielgrösse einige Wochen ins Marathontraining, um körperliche Ähnlichkeit herzustellen.
Für Alain Sutter wäre kein anderer als Brad Pitt denkbar (der schliesslich auch bei Moneyball den Sportchef spielt).
Und Peter Zeidler? Seine Rolle zu besetzen, fällt etwas schwerer. Gerne würde man Patrick Stewart verpflichten, den Captain Picard aus «Star Trek». Der Mann ist aber schon 80 Jahre alt, Zeidler hingegen erst 57. Bringen da die Leute von der Maske etwas zustande?
Wenn nicht, dann halt Vin Diesel. Etwas zu muskulös zwar, aber Hauptsache Glatze. Vin Diesel würde auch deshalb passen, weil er bei «The Fast and the Furious» mitgespielt hat. Schnell und furios, wie die Zeidlerschen Startphasen.
Als Titel will man zunächst vorschlagen: «The Espen-Story». Kommt dann aber bald zum Schluss, dass dies in den USA falsch verstanden würde. ESPN ist ein US-amerikanischer Sportsender. Eher «The Kybun-Park-Legend»? Hollywood winkt ab, weil das zu sehr nach südkoreanischem Low-Budget-Film tönt. Und die Titelvorschläge «Happy Hüppi» sowie «Kahl, aber Cool» werden als zu seicht und nichtssagend verworfen. Hollywood entscheidet sich für: «The Green Way». In Anspielung auf «The Green Mile», wo ebenfalls Hanks die Hauptrolle spielt.
Wem das Ganze utopisch scheint, weil er nicht mehr mit einem St.Galler Meistertitel rechnet und weil eine Hollywood-Story doch zwingend ein Happy-End braucht, dem sei gesagt: Den letzten Schritt zum nationalen Champion hat das Team der Oakland Athletics ebenfalls nicht geschafft. Entscheidende Spiele gegen die Grossen gingen immer wieder verloren. Was vielleicht die Geschichte gleich noch etwas besser macht, weil ehrlicher und dramatischer.
Der zweite Teil von «The Green Way» mit dem Happy End wäre ja dann notfalls schnell gedreht. 2021. Oder 2022.