Seitbenblick-Glosse
«Munti», der Fussballer, wechselt zum SC Bern!

Der FC-Wil-Profi Philipp Muntwiler wagt sich tatsächlich aufs Eis und spielt für den grossen SC Bern. Keine Ente, das ist nichts mehr als die Wahrheit.

Christian Brägger
Christian Brägger
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Philipp Muntwiler.

Philipp Muntwiler.

Michel Canonica

Richtig gelesen! Wenngleich der frühere Mittelfeldkämper des FC St.Gallen nur im NHL-Videospiel die Schlittschuhe schnürt und als Tristan Scherwey auf Torejagd geht. Weil, tatsächlich, der SC Bern ihn angeworben hat.

Fifa, das noch etwas kultigere Game von EA Sports, kostete «Munti» immer zu viele Nerven. Im Eishockey passiere mehr, gehe es schneller. «Das entspricht mir, und dann erteile ich einem auch mal eine 12:0-Flatter», sagt Muntwiler lachend.

Der 34-Jährige spielt das NHL-Hockeygame seit Jahrzehnten täglich zwei Stunden, und vor ein paar Monaten zu Hause ein offizielles Turnier in der Schweiz. Er erreicht die Halbfinals, muss sich registrieren und denkt sich dabei: nichts.

Doch wer gut ist, der fällt auf, in der eSports-Szene wie im realen Leben, und der fällt noch mehr auf, indem er die nächsten Turniere gewinnt, auch wenn ausser Ruhm und Ehre nichts herausspringt. Denkste.

Tage später meldet sich der eSports-Captain des SC Bern und will, dass der Siegreiche die Saison als Berner bestreitet. «Mann, was geht denn da ab?», denkt sich Muntwiler. Stets offen für Neues, wird er ein «Mutze».

MySports

Die «eNationalleague» ist in der Schweiz professionell organisiert, der Spartensender MySports hat das Patronat und überträgt Partien live auf seinem TV-Kanal und insbesondere bei Twitch.

Am vergangenen Donnerstag kommt Muntwiler zu seinem Début und zu Spielen, die mehr Beobachter haben als in seiner Liga der FC Wil. 200 bis 300 Leute schauen dem Fussballer via Stream über die Schulter, im TV seien es um die Tausend gewesen, heisst es.

SCB-Muntwiler schlägt sich tapfer, unterliegt dem Vize-Schweizer-Meister ZSC trotz Führung bis zur 53.Minute 2:4 und daraufhin nochmals 2:3. Muntwiler ist danach im Elend, «körperlich und seelisch», wie er sagt.

Nach der Saison werde vom eSports-Team des SCB wahrscheinlich alles analysiert, sagt er. «Vielleicht wollen mich danach ja andere Mannschaften – oder keine mehr.»

Die Mechanismen des Geschäfts sind Muntwiler ja bestens vertraut.