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Was Roger Federer nach seinem 99. Turniersieg, dem neunten in Basel, zu sagen hatte. Weshalb er in seiner Rede auch auf Englisch und Französisch sprach und welcher Moment ihn emotional besonders berührte.
Roger Federer, wie beurteilen Sie diese Turnierwoche?
Roger Federer: Das könnte ein Turnaround für mich sein. Ich habe schon beim Laver Cup und in Shanghai besser gespielt. Natürlich: Ich habe dieses Turnier in der Vergangenheit auch schon auf eine andere Art und Weise gewonnen. Diesmal war es mehr Kampf. Aber es macht auch Spass und gibt Selbstvertrauen. Das ist es, was ich brauche, wenn ich in London gewinnen will.
Was bedeutet Ihnen dieser Titel?
Es bedeutet mir die Welt. Es macht mich unheimlich glücklich, mein Heimturnier zu gewinnen und die Menschen hier glücklich zu machen. Ich weiss ja nicht, ob es vielleicht mein letzter Titel ist, darum versuche ich heute noch viel mehr, das aufzusaugen und die Momente noch viel bewusster zu geniessen. Vielleicht sollte ich so feiern, als wäre es mein letzter Titel. Es sind sehr berührende Momente: die Ballkinder zu sehen, die Standing Ovations, all die bekannten Gesichter im Publikum. Denn es war nicht immer einfach in den letzten Wochen.
99 Titel, 9 in Basel. Eine unglaubliche Zahl, oder?
Es ist verrückt! Ich kann es kaum glauben, ja.
Treten Sie in Paris an?
Das ist meine Absicht, ja. Am Montag habe ich frei und werde schauen, wie ich mich fühle. Am Dienstag werde ich nach Paris fliegen und am Nachmittag trainieren, um für meinen ersten Match am Mittwochabend bereit zu sein. Ich fühlte mich die ganze Woche schon gut und jeden Tag besser. Wir hatten auch den Eindruck, dass es in dieser Phase vielleicht besser ist, Matches zu spielen, als zu trainieren. Und so lange ich ich keine Verletzung fürchte, spiele ich.
Was bedeutet ihnen ein solcher Erfolg, bei dem Sie hart kämpfen mussten?
Die Genugtuung ist grösser. Der Sieg bleibt mehr in Erinnerung, wenn ich kämpfen musste, wenn ich am Abgrund gestanden bin. Es war doch ab und zu knapp, umso schöner ist es, wenn ich am Ende gewinne. Auf eine solche Leistung kann ich stolz sein. Es ist aber auch ein schönes Gefühl, wenn ich ein Turnier gewinne, ohne enge Matches gespielt zu haben. Du gehst ohne Fragezeichen aus der Woche. Aber so ist es manchmal: Ich habe jetzt 99 Turniere gewonnen, aber ich habe nicht 99 Mal gut gespielt.
Sie haben auf dem Platz gesagt, Sie seien der glücklichste Mensch auf Erden. Was war für Sie persönlich der emotionalste Moment?
Wo soll ich anfangen? Der Sieg generell. Mir ist ein grosser Stein vom Herzen gefallen. Ich war überglücklich. Dann kamen die Ballmädchen und Ballbuben in die Halle. Das ist der Moment, in dem es mich «tschuderet». Davor habe ich Angst, aber ich freue mich auch darüber. Es berührt mich zutiefst. Dann habe ich Angst vor der Rede. Dass ich in einen emotionalen Strudel gerate, aus dem ich nicht mehr rauskomme.
Sie haben in Ihrer Rede auf Englisch, Französisch und Deutsch gesprochen. Weshalb?
Es war mir ein Bedürfnis für all jene zu sprechen, die sonst nicht verstehen, was ich sage. Marc Rosset hat zu mir gesagt: Hey, kannst du nicht wenigstens einmal eine Antwort auf Französisch geben? Also habe ich gesagt: Gut, das mache ich jetzt. Es ist ein grosses Privileg, dass ich den Menschen danken kann. Zum Glück habe ich es nicht vermasselt. Denn ich weiss: Meine Kinder, meine Eltern, meine Schwester und mein Team sind alle da. Für mich ist es immer sehr emotional, meinem Team zu danken. Und manchmal kippt es mit den Emotionen, manchmal wankte ich nur (lacht).