Im dritten Ernstkampf unter Trainer Peter Zeidler verliert der FC St. Gallen erstmals. Bei der 2:4-Heimniederlage gegen Sion machen die St. Galler bei hohen Bällen keine gute Figur.
Er wolle die «Harakiri-Situationen in der Abwehr abstellen», hatte St.Gallens Trainer Peter Zeidler vor der Partie gesagt. Um es gleich vorwegzunehmen: Es gelang ihm nicht. Zwei Freistösse aus dem Halbfeld, zwei Kopfbälle – schon rannten die St.Galler gegen Sion nach 37. Minuten einem 0:2-Rückstand hinterher. Besonders ärgerlich: Es waren die beiden einzigen Chancen der Gäste in der ersten Halbzeit.
Am Ende hiess das Verdikt 2:4. Nach dem Anschlusstreffer von Captain Silvan Hefti in der 72. Minute – ebenfalls im Anschluss an einen Freistoss – dämpfte Sion die aufkeimenden Hoffnungen auf einen Punktgewinn bei den St.Gallern nur wenige Minuten später. Anto Grgic traf per sehenswertem Freistoss.
In den Schlussminuten trafen Sions Brasilianer Philippe und Cedric Itten zum Endstand. «Heute hatten wir nur noch Harakiri bei Standardsituationen und Kontern», sagte Zeidler nach der Partie. Er werde mit dem Team nochmals am Abwehrverhalten bei stehenden Bällen arbeiten. «Aber aus dem Spiel heraus hat sich Sion nicht viele Torchancen erarbeitet», so Zeidler. Ein schwacher Trost bei einer 2:4-Niederlage vor heimischen Publikum.
Nach einem beherzten Auftritt in Basel und dem starken Comeback im Europacup gegen Sarpsborg in Unterzahl hinterliess der FC St. Gallen erstmals in dieser Saison ein paar Fragezeichen. Das Spielsystem mit zwei hochstehenden Aussenverteidigern setzt eine hohe Passgenauigkeit und eine tiefe Fehlerquote voraus. Gegen Sion gelang dies nicht. Das Resultat: gefährliche Kontersituationen, taktische Fouls und daraus resultierende Freistösse aus dem Halbfeld, die zu Gegentoren führten. Zudem war die Müdigkeit bei den Spielern nach der 85-minütigen Unterzahl am Donnerstag gegen Sarpsborg spürbar. «Die Frische war nicht da, wir hatten Probleme, in die Partie reinzukommen», sagte Zeidler.
Als Ausrede wolle er die Europa League und die Aussicht auf die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb nicht gelten lassen – wie auch ein nichtgegebener Elfmeter zu Beginn der zweiten Halbzeit. «Es ist kein Beinbruch, dass wir verloren haben. Und dank der Europa League haben wir nicht zu viel Zeit, um nachzudenken», so Zeidler im Hinblick auf das Rückspiel in Sarpsborg, das am Donnerstag ansteht.
Doch es gab gegen Sion auch vereinzelt Lichtblicke. Es schien, als würden die Zuschauer und die Mannschaft unter Zeidler auch in Rückstand liegend daran glauben, die Partie noch gewinnen zu können. Die St.Galler waren spielerisch überlegen, vor allem nach dem ersten Gegentor zeigten sie während rund einer Viertelstunde, welchen Fussball sie spielen können: Eine ansehnliche Kombination über die Aussenbahn endete mit einem Pfostenkopfball von Itten. Danach vergaben innert Minuten mit Nassim Ben Khalifa und Yannis Tafer auch die anderen Offensivkräfte gut herausgespielte Chancen.
Captain Hefti sagte im Anschluss an die Partie: «Wir haben uns über das ganze Spiel gesehen Chancen erspielt und zweimal getroffen. Wir müssen jetzt daran arbeiten, unsere Möglichkeiten besser zu verwerten und die Schwäche bei stehenden Bällen in den Griff zu bekommen.» Diese Gegentore nach Freistössen werden laut Hefti «vielleicht heute Abend noch im Kopf sein», aber danach wolle man sich voll auf das Spiel in Norwegen konzentrieren und dort eine bestmögliche Leistung abrufen.