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FC St.Gallen
Nach der starken Leistung auswärts gegen Sion überzeugen die St.Galler erneut: Die Ostschweizer bezwingen den FC Thun gleich mit 4:0. Vor dem Heimspiel am nächsten Sonntag gegen Basel grüssen sie von Platz drei. Der harte Kern von St.Gallens Anhängern reagiert auf das Choreo- und Fahnenverbot mit einem Stimmungsboykott. Trotzdem ist die Atmosphäre im Stadion gut.
Im Vergleich mit dem Erfolg in Sitten nimmt Trainer Peter Zeidler nur einen Wechsel vor. Anstelle des angeschlagenen Betim Fazliji setzt der Coach auf Leonidas Stergiou. Das Durchschnittsalter der St.Galler Startformation: 22,2 Jahre. Nach turbulenten Tagen mit zwei Siegen und den Diskussionen um den Pyro-Exzess im Espenblock vor einer Woche, ist St.Gallen gegen Thun in der ersten Halbzeit die deutlich bessere Mannschaft. Die Ostschweizer müssen sich in der Startphase allerdings in Geduld üben: Die Berner Oberländer stehen tief und lassen lange wenig zu. Doch St.Gallen, das erneut in einem 4-4-2 mit Raute antritt, wirkt gefährlicher und geht in der 23. Minute durch Boris Babic verdient in Führung. Thun ist zu keiner Reaktion fähig, spielt St.Gallen schnell, ist das Team von Marc Schneider überfordert. Wie schon in Sitten überzeugen die St.Galler mit einem starken Auftritt. In der 32. Minute erhöht der Gastgeber durch Jérémy Guillemenot auf 2:0. Thun erarbeitet sich die einzige gute Chance der ersten Hälfte in der 37. Minute, als der frühere Wiler Nikki Havenaar nach einem Eckball das Tor mit dem Kopf nur knapp verpasst.
In der 57. Minute wechselt Thuns Coach Schneider mit dem früheren St.Galler Simone Rapp und Matteo Tosetti zwei Angreifer ein, Nias Hefti und Dennis Salanovic müssen weichen. Damit ist die Begegnung der Brüder Hefti zu Ende. Der Doppelwechsel bewirkt aber wenig. St.Gallen dominiert weiterhin, kämpft solidarisch und überzeugt auch spielerisch. Das 3:0 durch Ermedin Demirovic in der 65. Minute ist stark herausgespielt. Für St.Gallens Neuzugang Demirovic ist es in der zweiten Partie von Beginn weg das zweite Tor. Die St.Galler Spieler bereiten dem Publikum Freude. Bald einmal setzen die Zuschauer zur La-Ola-Welle an, was im Kybunpark doch schon länger nicht mehr vorgekommen ist. Der Sieg der Ostschweizer gerät nie in Gefahr. Vielmehr gelingt ihnen phasenweise gar eine Galavorstellung. In der 87. Minute trifft der eingewechselte André Ribeiro nur den Pfosten. Kurz vor dem Schlusspfiff krönt der Spanier Jordi Quintillà die gute Leistung seines Teams mit einem Traumtor zum 4:0.
Victor Ruiz überzeugt einmal mehr: Der Spanier ist wendig und technisch ungemein stark. Aber auch Torschütze Boris Babic liefert eine gute Partie. Gemeinsam ist den beiden vor allem ihr unermüdlicher Einsatz, sowohl offensiv als auch defensiv.
Die Affiche hätte eine bessere Kulisse verdient gehabt: Immerhin ging es für den FC St.Gallen nach zuletzt drei Meisterschaftserfolgen in Serie darum, den Anschluss an die Spitzenplätze zu halten. Nur gerade 10'901 Zuschauer verfolgten die Partie im Kybunpark.
Nach einem Pyro-Exzess im Heimspiel gegen Servette machte die Stadtpolizei dem FC St.Gallen strenge Auflagen für den Fansektor. Einerseits ein verstärktes Sicherheitsdispositiv im Kybunpark. Andererseits ein Doppelhalter-, Fahnen- und Choreo-Verbot im Sektor D für das Spiel gegen den FC Thun. Vor dem Spiel gibt es lautstarke Unterstützung während sich die Mannschaft aufwärmt. Ein Teil der Fans im Espenblock reagiert dann während dem Spiel mit einem Stimmungsboykott, allerdings halten sich im Fansektor nicht alle daran.
Thuns Anhänger verbünden sich mit den St.Galler Fans: Auf einem Spruchband lassen die Berner Oberländer verlauten, sie seien gegen Kollektivstrafen. Doch bald schon beginnen die restlichen Zuschauer die gespenstische Stille mit erst zaghaften, dann immer lauteren Anfeuerungsrufen zu durchbrechen. Nach dem 2:0 erhebt sich gar die Mehrheit der Zuschauer von ihren Sitzen. In der zweiten Halbzeit ist die Stimmung phasenweise gar herausragend.
Boris Babic: «Es war ein perfekter Abend. Wir hatten grosse Ziele und es gelang uns, diese zu erreichen. Wir wollten die Serie unbedingt fortsetzen. Nun kommt Basel. Wir werden wieder vorne angreifen und keine Angst haben.»
Lukas Görtler: «Ein riesen Kompliment an das ganze Team. Bei einer so jungen Mannschaft weiss man nie, wie sie nach zwei Siegen reagiert. Natürlich haben wir gespürt, dass die Stimmung heute anders war. Da gibt es Probleme, und die müssen geklärt werden. Wir brauchen die Unterstützung. Jetzt kommt Basel. Die Basler würden sich jetzt sicher einen anderen Gegner wünschen.»
Peter Zeidler: «Wir hatten am Anfang etwas Mühe, ins Spiel zu finden. Dann ging es besser und wir haben verdient zwei Tore erzielt. Wenn es 2:0 steht geht es manchmal leichter. So haben wir dann herrlich zwei weitere Tore erzielt. Da springt der Funke zum Publikum über. Ein gelungener Abend. Da kommen mir Erinnerungen an meine Jugend, wenn das ganze Stadion singt ‹Oh, wie ist das schön...›. Jetzt freuen wir uns auf den nächsten Gegner Basel, lassen aber die Kirche im Dorf.»