Ionel Gane: Das Herz in St. Gallen gelassen

«Das war nicht bloss eine Mannschaft oder einfach ein Fussballclub. Es war eine Familie.» Es ist das erste, was Ionel Gane zu seiner Zeit beim FC St. Gallen sagt. Der 43-Jährige erinnert sich gerne daran zurück. Hier erlebt er nicht nur seine beste und erfolgreichste Zeit als Profi.

David Gadze
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Der Kämpfer im Sturm: Ionel Gane – hier im Duell mit Luganos Dario Rota – spielte vier Jahre für den FCSG. (Bild: Michel Canonica)

Der Kämpfer im Sturm: Ionel Gane – hier im Duell mit Luganos Dario Rota – spielte vier Jahre für den FCSG. (Bild: Michel Canonica)

«Das war nicht bloss eine Mannschaft oder einfach ein Fussballclub. Es war eine Familie.» Es ist das erste, was Ionel Gane zu seiner Zeit beim FC St. Gallen sagt. Der 43-Jährige erinnert sich gerne daran zurück. Hier erlebt er nicht nur seine beste und erfolgreichste Zeit als Profi. «Ich vermisse St. Gallen. Ein Teil meines Herzens ist immer noch dort.»

Tore für die Geschichtsbücher

Der Rumäne stösst im Sommer 1999 von Dinamo Bukarest zum FC St. Gallen. Der abschluss- und zweikampfstarke Stürmer wird sofort zum Stammspieler und Publikumsliebling. Zusammen mit Charles Amoah und Giorgio Contini bildet er eine der gefährlichsten Sturmreihen der Liga. Auch dank seiner Tore feiert der FC St. Gallen im Sommer 2000 völlig überraschend den Meistertitel. Gane trifft neunmal. Nach den vier Jahren im Trikot der Espen stehen insgesamt 65 Tore in 141 Spielen zu Buche.

Gane schreibt sich auch in die Geschichtsbücher des Schweizer Fussballs ein: Beim 7:0-Heimsieg gegen Yverdon im Dezember 2000 schiesst er fünf Tore und bereitet ein weiteres vor. Das ist Rekord seit der Einführung der Finalrunde in der Saison 1987/88.

Nach vier Jahren abgeschoben

Trotz Angeboten anderer Vereine will Gane beim FCSG bleiben. Hier fühlt er sich zu Hause. «Ich plante, meine Karriere in St. Gallen zu beenden.» Dazu kommt es aber nicht. Nach der enttäuschenden Saison 2002/03, in welcher der FC St. Gallen in die Abstiegsrunde muss, verbannt ihn der damalige Trainer und heutige Sportchef Heinz Peischl zusammen mit einem Dutzend anderer Spieler, die in seinen Planungen keine Rolle mehr spielen, in die «Gruppe Wald». Diese wird vom Rest der Mannschaft separiert, statt Trainings gibt es für die Spieler nur Laufeinheiten im Wald. Gane wird schliesslich von den Grasshoppers, wo der St. Galler Meistertrainer Marcel Koller an der Seitenlinie steht, ausgeliehen.

In St. Gallen geniesst Gane aber auch nach seinem Abgang Kultstatus. Unvergessen ist die Szene, als er im August 2003, wenige Wochen nach seinem erzwungenen Abgang, erstmals mit GC ins Espenmoos zurückkehrt. Schon beim Einlaufen in der Halbzeitpause bejubeln ihn die St. Galler Fans mit Sprechchören. Zwei Minuten vor Spielende darf er ins Spiel eingreifen und vergibt eine hochkarätige Chance. Nach dem Abpfiff wird er von den Fans minutenlang gefeiert. Mit Tränen in den Augen verlässt er schliesslich den Platz. «Dieser Moment wird für immer in meinem Herzen bleiben.»

Die Revanche auf dem Platz

Einen Stich ins St. Galler Fanherz verpasst er beim Spiel in Zürich in der Rückrunde. Beim 3:2-Sieg schiesst er seine ehemaligen Teamkollegen im Alleingang ab. «Diese drei Goals waren auch eine späte Revanche gegen Heinz Peischl, der mich nicht mehr haben wollte», sagt er nach dem Spiel. Inzwischen ist für ihn Gras über die Differenzen mit Peischl auf dem Rasen gewachsen. «So ist der Fussball. Ich habe das längst vergessen.»

Bei GC schiesst er in jener Saison nochmals 16 Tore. Die Zürcher verzichten im Sommer 2004 aber auf eine Weiterverpflichtung. YB ist interessiert, doch Gane entschliesst sich aus familiären Gründen für eine Rückkehr in seine Heimat zu seinem Stammverein Universitatea Craiova. Sesshaft wird er aber nicht mehr: Im Herbst folgt ein Abstecher nach China zu Tianjin Teda und bereits im Winter schnürt er die Fussballschuhe wieder in Rumänien bei Rapid Bukarest. Im Sommer 2005 folgt er ein drittes Mal dem Ruf seines «Mentors» Marcel Koller, mit dem er auch heute noch gelegentlich telefoniert, und wechselt in die zweite Bundesliga zum VfL Bochum, wo mit Daniel Imhof sein ehemaliger Mitspieler aus der St. Galler Meistermannschaft angeheuert hat. Eine Knöchelverletzung wirft ihn jedoch zurück. Gane kommt kaum zum Einsatz und löst Ende 2005 seinen Vertrag bei Bochum auf. Nachdem er für die zweite Saisonhälfte erneut zu Universitatea Craiova wechselt, unterschreibt er im Sommer 2006 beim rumänischen Erstligisten FC Arges Pitesti. Dort hängt er ein halbes Jahr später seine Fussballschuhe an den Nagel.

«Ich will zurück zum FCSG»

Danach wechselt Ionel Gane ins Trainiermetier. Das Stürmerblut fliesst aber auch an der Seitenlinie immer noch in seinen Adern. «Ich will, dass meine Mannschaft attraktiven und offensiven Fussball spielt. Und ich gewinne lieber 3:2 als 1:0.» An die Erfolge als Spieler kann er als Trainer jedoch nicht anknüpfen. Zuletzt coacht er CSU Craiova, den Nachfolgeverein von Universitatea, wird im September aber entlassen. Seither ist er auf Jobsuche. «Ich warte auf das passende Angebot», sagt er. Und betont, was sein grösster Wunsch wäre: «Ich hoffe, dass ich eines Tages den FC St. Gallen trainieren darf.»

Matchtip Ionel Gane: FC St. Gallen – FC Luzern 3:1 (morgen, 13.45 Uhr, AFG Arena)