FUSSBALL: «Sie hatten es nicht einfach»

Alain Wiss ist ein Ur-Luzerner. Heute ab 16 Uhr trifft der 25-Jährige mit dem FC St.Gallen auf seinen früheren Club. Wiss über Rolf Fringer, Luzern und die St.Galler Zuschauer.

Daniel Wyrsch
Drucken
Alain Wiss (links, im Zweikampf mit Thuns Roman Buess) verfügt in St.Gallen noch über einen Vertrag bis 2017. (Bild: PETER SCHNEIDER (KEYSTONE))

Alain Wiss (links, im Zweikampf mit Thuns Roman Buess) verfügt in St.Gallen noch über einen Vertrag bis 2017. (Bild: PETER SCHNEIDER (KEYSTONE))

Herr Wiss, acht Jahre gehörten Sie in Luzern praktisch zum Inventar, bis der damalige Sportchef Rolf Fringer vor zwölf Monaten Ihren Abgang provozierte. Seit Januar ist auch Fringer nicht mehr beim FC Luzern – verspüren Sie eine gewisse Genugtuung?
Alain Wiss: Nein, absolut nicht. Dass zu meiner Zeit nicht alles korrekt gelaufen ist, sagte ich schon einmal. Rolf Fringer hätte früher und offener kommunizieren müssen, dann hätte es mit mir kein Problem gegeben. Doch Rolf Fringer und ich haben uns längst ausgesprochen, ich verspüre ihm gegenüber keine Schadenfreude. Ich hätte schliesslich ein Jahr länger bleiben können, doch suchte ich eine neue Herausforderung und habe diese beim FC St.Gallen gefunden.

In St.Gallen haben Sie keine einfache Saison erlebt, erst am Montag hat sich das Team mit dem 3:0-Heimsieg gegen Zürich den Ligaerhalt gesichert.
Wiss: Das ist richtig. Jede Mannschaft ist einmal in einem Formtief gewesen, bei uns hat sich die Baisse in der Rückrunde durchgezogen. Dabei waren wir zu Beginn der zweiten Saisonhälfte noch im Rennen um die europäischen Plätze. Doch dann haben die Leistungen und die Resultate nicht mehr gestimmt. Am Schluss sind wir fast mittendrin im Abstiegskampf gewesen. Es ist zwar nicht unser Anspruch, aber wir sind froh, dass wir zwei Runden vor dem Saisonende nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben.

Der Trainerwechsel von Jeff Saibene zu Joe Zinnbauer dürfte für Sie nicht leicht gewesen sein, schliesslich hatte Sie Saibene nach St.Gallen geholt.
Wiss:Das stimmt, doch ich habe in meiner Karriere genügend Trainerwechsel erlebt, daran bin ich aus Luzern gewöhnt. Leider musste ich in der Anfangsphase bei Joe Zinnbauer unter Schmerzen spielen, hinzu ist eine gravierende Verletzung gekommen. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass ich meine Leistungen grösstenteils bringen kann.

Warum ist St.Gallen nicht richtig auf Touren gekommen?
Wiss: Wir müssen etwas verbessern: Das ist die Konstanz. Wir machten ein, zwei gute Spiele, bis wieder ein Durchhänger folgte. Ausserdem haben uns mit den verletzten Yannis Tafer und Albert Bunjaku lange wichtige Spieler gefehlt. Wir haben ein recht junges Kader, da ist es normal, dass die Jungen Lehrgeld bezahlen.

Was halten Sie von den St.Galler Eigengewächsen?
Wiss: Wir haben einige gute Junge wie Silvan Hefti und Roy Gelmi. Roy hatte eine sehr gute Vorrunde. Ich bin überzeugt, wenn er wieder spielen kann, wird er seine Chance zu hundert Prozent packen und seinen Weg machen. Ich musste mich selbst auch immer bestätigen, hatte in Luzern am Anfang unter Carlos Bernegger und Markus Babbel länger nicht gespielt. Das Ziel muss in diesem Fall sein, gestärkt von der Bank auf den Platz zurückkehren.

Sehen Sie es als Ihre Aufgabe, den Jungprofis zu helfen?
Wiss: Ich darf von mir behaupten, einen sehr guten Draht zu den Jungen zu haben. Ich sehe mich als Vermittler, kann meine Erfahrungen weitergeben und versuche zu helfen.

Sie sind mit dem Anspruch nach St.Gallen gewechselt, ein Führungsspieler zu werden. Haben die Verletzungen die Umsetzung erschwert?
Wiss: Als verletzter Spieler ist man in einer anderen Rolle. Ich bin immer in der Nähe der Mannschaft gewesen, aber verletzt kann man nicht dauernd in Kontakt mit dem Trainer sein. Mental war es nicht immer einfach.

In der Liga war Luzern der St.Galler Punktelieferant: Alle drei Direktbegegnungen gewann St.Gallen mit 1:0.
Wiss:Das waren nicht unsere besten Spiele gegen Luzern. Meiner Meinung nach war unser Sieg in St.Gallen verdient, Luzern dominierte uns zu Hause zweimal. Am Sonntag ist das Ziel: Gegen Luzern unbesiegt bleiben.

Für St.Gallen ist die Saison gelaufen. Kann das Team gegen Luzern trotzdem alles geben?
Wiss: Die Frage ist, ob wir hundert Prozent geben können, aber ebenso, ob wir nun unbelastet auftreten können. Wichtig ist, dass wir uns vom Heimpublikum positiv verabschieden. Die Zuschauer haben auch keine einfache Saison mitgemacht.

Sie sind in St.Gallen bis Sommer 2017 unter Vertrag, kehren Sie danach zum FC Luzern zurück?
Wiss: Da bestehen keine Pläne. Ich habe in St.Gallen eine Option für eine dritte Saison. Spielen wir nächste Saison konstanter, haben wir in unserem tollen Stadion noch mehr Fans. 14 000 Zuschauer sind dann im Schnitt möglich. Trotz allem möchte ich irgendwann ins Ausland wechseln, das bleibt mein Traum.

Verfolgen Sie das Spiel in unserem Liveticker auf www.ostschweiz-am-sonntag.ch.