St.Gallen ist das Team der Stunde. In Lausanne gewinnen die Ostschweizer dank eines starken Auftritts verdient 4:1. Mit dem vierten Sieg in Folge festigen sie den dritten Tabellenplatz – und nähern sich Basel.
Was tun, wenns läuft? Einfach laufen lassen. So in etwa könnte das St.Galler Motto in Lausanne vor dem Spiel gelautet haben mit zuletzt drei Siegen in Serie. So in etwa agierte die Mannschaft von Trainer Giorgio Contini am Abend auf der Pontaise. Insbesondere in der ersten Halbzeit, aber auch in der zweiten, als es galt, das Resultat zu halten und den Sieg allenfalls mit einem Konter zu sichern. 2:0 lagen die Ostschweizer bis zur Pause in Führung, vieles auf ihrer Seite wirkte aus einem Guss. Und als sich Lausanne nach dem 3:0 der Gäste doch noch aufraffte, wenigstens im Ansatz wie ein Heimteam auszusehen, kauften die St.Galler dem Gegner mit dem 4:1 durch Stjepan Kukuruzovic nach einem mustergültigen Konter rasch den Schneid ab.
Es ist nicht so, dass man sich als Ostschweizer stets auf diese Reisen ins Waadtland gefreut hat. Gestern aber, mit der Serie im Rücken und offensichtlich grossem Selbstvertrauen, begannen die St.Galler für einmal als Favorit in Lausanne. Jederzeit wurden sie dieser Rolle gerecht bei einem Team, das auf der Stelle tritt und wie gelähmt scheint, seit es der milliardenschwere Chemiekonzern Ineos besitzt. Man will hier nun Champagner-Fussball sehen, investiert in Spieler und in ein neues Stadion, und irgendwann möchte man auf Augenhöhe mit den Young Boys und Basel sein. Aber davon sind sie in Lausanne derzeit meilenweit entfernt, der Weg in die Challenge League ist da bedeutend kürzer. Vielmehr ist es der FC St.Gallen, der sich als Dritter in der Spitzengruppe etabliert und gar dem Serienmeister Basel nähert. Contini sagte: «Das Resultat macht mich sehr glücklich. Geniessen wir den Abend.» Auf der anderen Seite haderte Lausannes Coach Fabio Celestini besonders mit dem frühen Rückstand nach sechs Minuten; Cedric Itten hatte diesen nach einer massvollen Flanke seines Sturmpartners Nassim Ben Khalifa mittels Kopfball erzielt. «Wir haben kein Selbstvertrauen und ich weiss nicht, woran es liegt. Dabei dürfte uns der Vorsprung auf den Abstiegsplatz nicht lähmen», sagte Celestini.
Als wollte das St.Galler Sturmduo beweisen, wie perfekt es harmoniert, legte es in der 34. Minute nach. Diesmal bediente Itten Ben Khalifa, der herrlich mit der Hacke traf. Das 2:0 verdeutlichte die neue Spiellust der Ostschweizer, die besonders in den ersten 45 Minuten gefällig kombinierten. Und die Partie im Griff hatten. Gefahr in Verzug war selten, falls doch, schien sie nach dem 3:0 von Alain Wiss in der 59. Minute vollends gebannt. Celestini wechselte danach ein drittes Mal, St.Gallen zog sich zurück, Alexandre Pasche erzielte ein Tor, das eigentlich zu keiner Zeit mehr werden konnte, als es letztlich war: eine Lausanner Ehrenmeldung. Und so blieb auch dem Stadionsprecher auf der Pontaise nichts anderes übrig, als dem Gast eine angenehme Heimfahrt zu wünschen und «Félicitations Saint-Gall» zu rufen.
Alles im Lot beim FC St.Gallen, mochte man meinen. Contini hat seine Stammformation gefunden, sein Team tritt überzeugend und überdies effizient auf. Wenn da nicht noch die Personalie Simon Storm wäre, der auf den 1. Mai als Leiter Physiotherapie und Athletik des Gesamtvereins zurückkehrt. Storm war im vergangenen Sommer ein Opfer der Machtkämpfe beim FC St.Gallen geworden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Contini nicht gut mit Storm kann. Es gab also doch noch eine Wolke am Lausanner Nachthimmel.
Lausanne - St.Gallen 1:4 (0:2)
3379 Zuschauer. - SR Schnyder. - Tore: 6. Itten (Ben Khalifa) 0:1. 34. Ben Khalifa (Itten) 0:2. 59. Wiss (Kukuruzovic) 0:3. 69. Pasche 1:3. 77. Kukuruzovic (Itten) 1:4.
Lausanne: Castella; Marin (62. Rapp), Loosli, Rochat, Gétaz; Fransson (54. Zeqiri), Tejeda (55. Schmid), Pasche, Kololli; Margiotta, Zidane.
St.Gallen: Stojanovic; Hefti, Wiss, van der Werff; Sigurjonsson; Aratore (88. Buess), Toko, Kukuruzovic (79. Aleksic), Wittwer; Itten, Ben Khalifa (73. Koch).
Bemerkungen: Lausanne ohne Manière, Zarate und Dominguez, St.Gallen ohne Tschernegg, Gönitzer, Ajeti, Babic und Vanin (alle verletzt). 33. Lattenschuss Toko. Verwarnungen: 25. Gétaz (Foul), 49. Itten (Foul), 80. Toko (Foul), 89. Kololli (Foul).
2. Spiel vom Samstag: Zürich - Lugano 3:0 (3:0).
Rangliste: 1. Young Boys 24/55. 2. Basel 22/41. 3. St.Gallen 25/39. 4. Zürich 24/35. 5. Grasshoppers 24/31. 6. Luzern 24/31. 7. Lugano 25/31. 8. Lausanne-Sport 24/26. 9. Thun 24/24. 10. Sion 24/21. (sda)