Fragen und Antworten
FCSG-Sportchef Alain Sutter über den Abgang von Betim Fazliji: «Mit diesem Transfer sind wir nicht glücklich»

Der FC St.Gallen verliert kurz vor dem Saisonstart Betim Fazliji an St.Pauli, zudem zeigen sich die Ostschweizer anscheinend an einem jungen Stürmer der AC Milan interessiert. Zehn Fragen und Antworten vor dem Auftaktspiel vom Sonntag in Genf gegen Servette.

Patricia Loher
Drucken
Orientieren über den Verlauf der Vorbereitung sowie Ab- und Zugänge: Präsident Matthias Hüppi, Trainer Peter Zeidler und Sportchef Alain Sutter (von rechts). Links: Moderator Richard Fischbacher.

Orientieren über den Verlauf der Vorbereitung sowie Ab- und Zugänge: Präsident Matthias Hüppi, Trainer Peter Zeidler und Sportchef Alain Sutter (von rechts). Links: Moderator Richard Fischbacher.

Andy Müller/Freshfocus

1. Was ist beim FC St.Gallen an der Vorsaison-Medienkonferenz
das grosse Thema?

Der Abgang von Betim Fazliji zu St.Pauli in die 2. Bundesliga. «Mit diesem Transfer bin ich nicht wirklich glücklich», sagte Sportchef Alain Sutter. «Wir wollten Fazliji unbedingt behalten.» St.Gallen hatte dem 23-jährigen Rebsteiner bereits im Frühling ein Angebot für eine vorzeitige Vertragsverlängerung unterbreitet, das er jedoch ablehnte. Es sei Fazlijis grosser Traum gewesen, ins Ausland zu wechseln, so Sutter. Mit dem Rheintaler verliert St.Gallen nicht nur ein polyvalent einsetzbares Eigengewächs, sondern auch einen Spieler mit einer «hohen Sozialkompetenz», wie es Sutter formulierte.

2. Drohen St.Gallen weitere Abgänge?

Der 20-jährige Leonidas Stergiou im Testspiel gegen Freiburg

Der 20-jährige Leonidas Stergiou im Testspiel gegen Freiburg

Carsten Harz/Freshfocus

Er könne nicht garantieren, dass der FC St.Gallen bis im November, wenn in Katar die WM beginnt, auf die selben Spieler setzen könne wie im Moment, sagte Sutter. Das Transferfenster ist noch eine Weile offen. Für Leonidas Stergiou, den 20-jährigen Innenverteidiger, ist laut dem Sportchef bisher kein Angebot eingetroffen. Sutter sagte:

«Aber wir wissen, dass Leonidas gerne ins Ausland wechseln würde. Und seine Berater in diese Richtung arbeiten.»

3. Wie verlief die Vorbereitung?

Der FC St.Gallen hat fünf Testspiele bestritten. Dabei setzte es nur eine Niederlage ab. Vor einer Woche unterlag die Mannschaft in Schruns dem Bundesligateam Freiburg trotz einer guten Leistung mit 3:4. Davor gab es ein 4:0 gegen Austria Lustenau, ein 1:1 gegen Monaco und ein 3:3 gegen Thun. Gestartet war St.Gallen mit einem sportlich wenig aussagekräftigen 25:0 im «Traum-Mätsch» gegen das 4.-Liga-Team von Urnäsch.

4. Welche Spieler haben St.Gallen verlassen?

Mit Boris Babic (zu Lugano), Nicolas Lüchinger (leihweise zu Thun) und Fazliji gingen gleich drei Spieler, die aus der Region stammen. Kwadwo Duah, St.Gallens bester Torschütze der Vorsaison, wechselte in die 2. Bundesliga zu Nürnberg. Die Verträge mit Florian Kamberi und Lorenzo Gonzalez wurden aufgelöst. Kamberi spielt nun für Winterthur, Gonzalez für Ceuta in der drittenhöchsten spanischen Liga. Armin Abaz (Winterthur), Euclides Cabral (Apollon Limassol), Logan Clément (?), Salifou Diarrassouba (Mimosas, Leihende), Alexandre Jankewitz (Young Boys, Leihende), Christopher Lungoyi (Ascoli, Leihende) und Bastien Toma (Genk, Leihende) haben den Klub ebenfalls verlassen. Thody Élie Youan wurde nochmals ausgeliehen, diesmal an Hibernian Edinburgh.

Daouda Guindo an der Mannschaftspräsentation im Kybunpark vor Sponsoren.

Daouda Guindo an der Mannschaftspräsentation im Kybunpark vor Sponsoren.

Marc Schumacher/Freshfocus

5. Welche Spieler sind gekommen?

Mit Chadrac Akolo (Amiens, Ligue 2) und Emmanuel Latte Lath (leihweise von Atalanta Bergamo, zuletzt SPAL Ferrara, Serie B) wurden zwei Stürmer verpflichtet. Der Mittelfeldspieler Randy Schneider kam aus Aarau, Stefano Guidotti aus Lugano. Im Testspiel gegen Freiburg schon Eindruck gemacht hat der 19-jährige Daouda Guindo, der leihweise für ein Jahr von Salzburg übernommen wurde. «Sie alle brauchen aber noch Zeit», sagte Sportchef Sutter. Gut möglich, dass am Sonntag in Genf mit Schneider erst ein Neuzugang von Beginn weg spielen wird. Neuer dritter Goalie ist Bela Dumrath, der aus Chur gekommen ist.

6. Wer könnte noch dazustossen?

Italienische Medien berichten, dass der 19-jährige Emil Roback von der AC Milan nach St.Gallen wechsle. Der Schwede galt als grosse Hoffnung, schaffte den Sprung in die erste Mannschaft aber nicht. Der Stürmer soll in der Ostschweiz einen Leihvertrag mit Kaufoption bekommen. St.Galler und Mailänder seien sich einig, noch fehle die Zustimmung des Spielers.

7. Auf wen muss Zeidler zu Beginn verzichten?

Leonhard Münst, der sich zu Beginn der Wintervorbereitung einen Knöchelbruch zugezogen hat, trainiert zwar wieder mit, ist aber noch nicht einsatzfähig. Zu Saisonbeginn ebenfalls ausfallen wird Michael Kempter, der sich im Testspiel gegen Austria Lustenau einen Bänderanriss zugezogen hat.

8. Was tat sich bei Gegner Servette?

Zeidler ist vor einer Woche eigens nach Genf gereist, um Servette im Testspiel gegen West Ham zu beobachten. Viel preisgeben mag der Coach nicht, die Engländer haben das Spiel mit 2:0 gewonnen. Laut Zeidler war vor allem die Zugfahrt angenehm, weil ihn der Kondukteur erkannte und ihm einen Platz in der 1. Klasse anbot. «Was ich vorerst abgelehnt habe. Als es dann richtig voll wurde, bin ich auf das Angebot zurückgekommen.»

Viel getan hat sich bei den Genfern nicht. Der talentierte Kastriot Imeri ist noch immer da. Der deutsche Flügel Patrick Pflücke kam vom niederländischen 2.-Liga-Klub Roda Kerkrade und der offensive Mittelfeldspieler Lélé Diba direkt aus seinem Heimatland Senegal. Verteidiger Vincent Sasso hat sich in Richtung Portugal zu Boavista verabschiedet.

Matthias Hüppi, Präsident des FC St.Gallen.

Matthias Hüppi, Präsident des FC St.Gallen.

Andy Müller/Freshfocus

9. Wie hoch ist das Budget?

Der FC St.Gallen konnte sein Budget in den vergangenen Jahren kontinuierlich und trotz Coronapandemie erhöhen. Für diese Saison beträgt es – für erste Mannschaft und Betreuerstab – zehn Millionen Franken. Unterdessen hat der Klub bereits wieder 10'150 Saisonkarten abgesetzt. «Selbstverständlich ist das nicht, wir wissen das Vertrauen zu schätzen», sagte Präsident Matthias Hüppi. Ein Rangziel will der Klub nicht definieren. «Es ist einfach das Ziel, unser Publikum wieder zu begeistern», so Hüppi.

10. Lüchinger und Zeidler: Was war da los?

«Sporttotal», ein Portal aus der Innerschweiz, hat berichtet, dass es während des Testspiels am 25. Juni gegen Thun eine Auseinandersetzung gegeben habe zwischen Zeidler und Nicolas Lüchinger. Der Coach wollte den Spieler als Sechser einwechseln . Lüchinger habe geantwortet, er sei Aussenverteidiger. Der Trainer habe so reagiert:

«Okay, setz dich wieder auf die Bank.»

Die Meldung ist bestätigt, auch, dass der 27-jährige Lüchinger den Kurztrip nach Nizza deshalb nicht mitmachen durfte.

Die Vorbereitung hat Nicolas Lüchinger (Mitte) noch mit dem FC St.Gallen aufgenommen. Nun spielt er leihweise für Thun.

Die Vorbereitung hat Nicolas Lüchinger (Mitte) noch mit dem FC St.Gallen aufgenommen. Nun spielt er leihweise für Thun.

Marc Schumacher/Freshfocus

Der Trainer sagt aber, dass «es nie ein Zerwürfnis gegeben hat», alles sei geklärt. Jeder wisse, dass Lüchinger einer seiner Lieblingsspieler sei.

«Ich kann mir gut vorstellen, dass Nicolas irgendwann dem Trainerstab des FC St.Gallen angehören wird.»

Die Episode aus dem Testspiel dürfte für den leihweisen Wechsel ins Berner Oberland nicht ausschlaggebend gewesen sein, die Perspektiven für Lüchinger in St.Gallen waren nach vielen Verletzungen schon im Verlauf der Rückrunde nicht mehr sehr gut. Mit dem Wechsel nach Thun für eine Saison unterbricht der Rheintaler auch seine Tätigkeit als Co-Trainer im St.Galler Nachwuchs. «Sobald er zurück ist, kann er die Arbeit wieder aufnehmen», so Sutter.

Mögliche FCSG-Formation
Zigi; Sutter, Stergiou, Maglica, Schmidt; Quintillà; Görtler, Ruiz; Schneider; von Moos, Guillemenot.