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Nach der Niederlage in Lugano muss sich der FC St.Gallen sputen, um weiter ein Wort im Kampf um den dritten Platz mitzureden. Zudem scheiden mögliche Trainerkandidaten aus.
Der FC St.Gallen hat solche Spiele in einer Saison seit Jahren schon und immer wieder. Im Prinzip weiss er dann, warum er verliert, im Prinzip weiss er dann, was er besser machen muss in der nächsten Partie, wie er zu reagieren hat. Doch es will einfach nicht gelingen. Als ob er gefangen wäre in einem Korsett. Thun beispielsweise war ein herber Rückschlag, der Auftritt danach in Lugano hätte gewiss nicht demselben Schema entsprechen sollen. Aber er tat es.
Es waren keine guten Signale, die die St.Galler aus dem Tessin in die Heimat sandten. Vieles lief schief oder gar nicht, dabei war der Gegner Lugano keineswegs überragend. Vielmehr zeigte sich, dass der Abstiegskampf anscheinend mehr Energien freisetzt als die Aussicht auf Europa. Alain Wiss’ sinngemässe Aussage nach dem 1:2, einige Spieler wüssten auch jetzt noch nicht, worum es eigentlich gehe, spricht Bände – und für eine Krise, wie sie sich St.Gallen in Rückrunden gewohnt ist.
Bände sprachen auch die Auftritte der Coaches an der Seitenlinie. Auf der einen Seite der erst 29-jährige Guillermo Abascal, der Jungtrainer im Ruf des Talentes, adrett gekleidet und mit Hipster-Frisur. Der Spanier trieb sein Team ständig an, zum Teil an der Grenze des Erlaubten, später umschwirrten ihn die Tessiner Journalisten und hingen an seinen Lippen, als er in perfektem Italienisch parlierte. Auf der anderen Seite der 55-jährige Boro Kuzmanovic, der wie aus der Zeit gefallen scheint mit seinem Vokuhila (zumindest im Ansatz ist es einer). Er verhielt sich ruhig in der Coachingzone, den Eindruck, er wolle das weisse Hemd schnellstmöglich mit dem Trainingsanzug tauschen, wurde man irgendwie nie los. Nicht das Reden, sondern die Arbeit mit Ball und Spielern auf dem Rasen sind wohl seine Welt.
Bei Abascal meint man indes schnell einmal, eine gewisse Aura zu erkennen, und als Matthias Hüppi gefragt wird, ob er sich im FC St.Gallen einen solchen Jungspund vorstellen kann, sagt er: «Wir werden sehen, wen Alain Sutter hervorzaubert. Aber eines kann ich garantieren: Wir werden eine Granate als Trainer haben.»
Kuzmanovic tut man nun gewiss unrecht, ihm eine aktive Mitschuld an der Niederlage zuzuschreiben; doch die späten Wechsel blieben auch am Tag danach rätselhaft, seine Antwort auf entsprechende Fragen ebenfalls. Ihm bleiben jetzt noch vier Spiele, den FC St.Gallen über die Zeit zu retten, ehe er wieder ins zweite Glied rückt. Die Hintergründe seiner Verpflichtung lassen einen logischen Schluss zu: Sutter verhandelt mit einem Trainer, der derzeit noch angestellt ist.
Urs Fischer, Marcel Koller und wohl auch Pierluigi Tami wären sofort verfügbar gewesen; sie hätten sich bei ihrem Ehrgeiz mit Sicherheit selber einmischen wollen in den Kampf um den dritten Schlussrang. Von daher kommen diese Kandidaten kaum mehr in Frage, mit Kuzmanovic in Zukunft das St.Galler Trainer-Duo zu bilden.
Sutter schwebt im Verein ein System der Einheit vor, quer durch alle Lager und ohne von einem Trainer und dessen Staff abhängig zu sein. Jüngst hat St.Gallens ehemaliger Trainer Joe Zinnbauer gegenüber Transfermarkt in einem grossen Interview eine solche Philosophie gelobt, als er sagte: «Vom Zeugwart über den Sportdirektor und die Geschäftsstelle bis zum Präsidenten muss der Verein mit dir als Trainer eine Einheit sein.» Doch wer könnte die Vorgaben des Sportchefs erfüllen? Ein immer heisserer Kandidat ist Peter Zeidler, der Angriffsfussball und hohes Pressing liebt und auch im Umgang Sutter entspräche. Zeidler steckt mit Sochaux in einer schwierigen Saison, die Anhänger sind unruhig, offenbar könnten die Besitzverhältnisse im Club wechseln, auch der Aufstieg wurde verpasst.
Sutter äussert sich sowieso zu niemandem, «bevor nicht die Tinte trocken ist». Dafür sagt der verletzte Nicolas Lüchinger: «Zeidler ist Weltklasse.» Er spielte bei Sion unter dem Deutschen.