Der FC St.Gallen bleibt das aktuelle Mass der Super League. Mit dem siebten Sieg aus den vergangenen acht Spielen – bei einem Unentschieden – rückt die Zeidler-Elf den Young Boys sowie dem FC Basel auf die Pelle und hat nun wie Basel 26 Punkte. Gegen Sion fallen alle St.Galler Treffer durch Jordi Quintillà, Ermedin Demirovic und Silvan Hefti in der zweiten Halbzeit. Das Fazit des Abends ist klar: So stark kann nur ein Spitzenteam spielen und gewinnen.
Bereits in der ersten Minute hat der FC St.Gallen eine unglaubliche Chance, die eigentlich ein Tor sein muss. Doch Lukas Görtler zielt nach dem Pass von Ermedin Demirovic hauchdünn neben das Gehäuse. Nur: Die Stossrichtung ist klar, St.Gallen dominiert und presst in der Folge fast nach Belieben, während die Sittener einfach auf Konter lauern. Die Zeidler-Startelf, bei der der zuletzt gelbgesperrte Yannis Letard für Alain Wiss in die Mannschaft gerückt ist, kommt fast im Minutentakt zu Möglichkeiten, ist im Abschluss aber zu ungenau. Oder scheitert wie Silvan Hefti nach 28 Minuten an Sion-Goalie Mitryushkin. In der 32. Minute kann sich auch St.Gallens Goalie Dejan Stojanovic auszeichnen, als er einen schön getretenen Grgic-Freistoss aus dem Lattenkreuz fischt. Vor der Pause zollen die Ostschweizer ihrem hohen Tempo ein wenig Tribut und der Gast aus dem Wallis findet mit drei guten Möglichkeiten besser ins Spiel. Mit einem 0:0 geht es in die Pause – was resultatmässig ein schlechter Lohn für den FC St.Gallen ist.
Nach der Pause drücken die St.Galler weiter aufs Gaspedal, Miro Muheim, Boris Babic und Victor Ruiz scheitern. Noch fehlt ein Ertrag, doch es ist offensichtlich: Es kann an diesem Abend nur einen Sieger geben, den FC St.Gallen. Er ist der Herr im Haus. Und dann fällt es endlich, das 1:0. In der 56.Minute trifft der beste Mann des Spiels, Jordi Quintillà, mit einem flach getretenen Schlenzer-Freistoss von der Seite an allen Beinen vorbei in die weite Torecke. Der Bann ist gebrochen, sechs Minuten später liegen die Ostschweizer nach Ermedin Demirovics Treffer vorentscheidend 2:0 vorne. Die St.Galler offenbaren gerade in dieser Phase und auch sonst über das ganze Spiel ihre unbändige Lust, guten Fussball zu zeigen. Und sie haben Selbstvertrauen – im Gegensatz zum FC Sion, das im sechsten Meisterschaftsspiel in Folge nicht gewinnen kann. Silvan Hefti krönt den Abend schliesslich mit einem Prachtstreffer zum 3:0, die St.Galler liegen sich in den Armen und der Kybunpark wird zum Tollhaus.
Jordi Quintillà. Nicht nur wegen seines Freistosstores zum 1:0. Der Spanier ist Dreh- und Angelpunkt des St.Galler Spiels. Er kann beschleunigen, verlagern, Ruhe bringen. Top. Sportchef Alain Sutter muss mit seiner Nummer 8 den auslaufenden Vertrag verlängern. Er muss!
Die Chancenverwertung. Das sagt eigentlich alles aus, wenn St.Gallen trotzdem haushoch und verdient 3:0 gewinnt.
Es bleibt offen, ob sich Sion-Trainer Stéphane Henchoz nach dieser Niederlage weiter im Amt halten kann. Seine Mannschaft ist fast nicht zu sehen, zeigt ängstlichen Fussball. Und nach dem Rückstand keine Gegenwehr. Wie wird Präsident Christian Constantin reagieren? Wer wettet?
Nachdem die «Saint Brothers» am frühen Samstagmorgen mitten in der St.Galler Altstadt verbotenerweise Feuerwerk gezündet haben und ein Polizeieinsatz nötig geworden ist, verhalten sich im Kybunpark die 13750 Fans am Abend während des Spiels einwandfrei. Zu Beginn gibt es zwar ein paar Pyros – aber das ist nicht der Rede wert. Und nach 25 Minuten kommt schon das erste grosse Lob von der Tribüne für das Gebotene auf dem Rasen: «Steht auf, wenn ihr St.Galler seid», singen die Fans. Kurz vor der Halbzeit und später gibt es abermals ein paar Pyros, was nicht nötig wäre. Aber an einem solchen wunderprächtigen Abend ist das auch nur eine Randnotiz.
Sion-Trainer Stéphane Henchoz: St.Gallen hat den Sieg absolut verdient, es spielte grossartig und sehr aggressiv. Die Viertelstunde vor der Pause gab mir aber die Hoffnung, dass wir doch noch ein gutes Resultat holen. Doch nach dem frühen Rückstand in der zweiten Halbzeit wurde es schwierig.
St.Gallen-Trainer Peter Zeidler: Die Jungs freuen sich, sie tanzen in der Kabine. Auch ich freue mich sehr über den Sieg. Und es macht Spass, wie die Zuschauer Spass hatten und begeistert waren. Kurz vor der Halbzeit hätte Sion aber in Führung gehen können. Das so wichtige frühe Tor von Quintillà war dann die Erlösung für uns. Es freut mich auch, dass wir ohne Gegentor geblieben sind. Am schönsten wäre es, wenn wir so weitermachen.