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FC St.Gallen
Innert einer Woche verspielen die Ostschweizer gegenüber Luzern einen Fünf-Punkte-Vorsprung und rutschen auf Platz vier ab. Die St. Galler haben im April Mut und Leichtigkeit verloren.
Patricia Loher
Vielleicht war das 0:1 gegen Thun die eine Niederlage zu viel. Im Schlussspurt ist der FC St. Gallen drauf und dran, die guten Karten im Kampf um den möglicherweise wertvollen dritten Rang aus der Hand zu geben. Findet die Mannschaft von Trainer Giorgio Contini den Rank nicht mehr rechtzeitig, wird ein anderes Team in die Bresche springen. Die Tendenz verheisst jedenfalls nichts Gutes: Den fünf Siegen in Serie folgten im April in fünf Partien vier Niederlagen und bloss noch ein Vollerfolg. Aus der «Woche der Wahrheit» mit den beiden Spielen in Zürich und zu Hause gegen Thun resultierten nur drei Punkte – und diese kamen bei den Grasshoppers erst noch glücklich zu Stande.
So ist innerhalb von nur einer Woche aus einem Vorsprung von fünf Zählern auf Luzern ein Punkt Rückstand geworden, zudem ist das St. Galler Torverhältnis wesentlich schlechter. Nur wenn es den Ostschweizern in den nächsten beiden Partien in Lugano und zu Hause gegen Basel gelingt zu punkten, winkt am Tag vor Auffahrt ein allenfalls entscheidendes Heimspiel gegen Luzern. Die Zentralschweizer treffen bis zum 9. Mai auswärts noch auf die Young Boys und zu Hause auf Lugano. Der FC Zürich auf Rang fünf empfängt in den nächsten beiden Partien Sion und Lausanne.
St. Gallen tut jedenfalls gut daran, in den nächsten Wochen nicht locker zu lassen. Man werde auf keinen Fall aufgeben, sagten die Spieler nach der Heimniederlage gegen die Berner Oberländer. Die aktuelle Baisse sieht Trainer Contini nicht in der langen Verletztenliste begründet. «Gingen uns die Kräfte aus, litten die Spieler unter muskulären Verletzungen oder Krämpfen. Doch das ist nicht der Fall.» Noch ist unklar, ob mit Alain Wiss und Stjepan Kukuruzovic zwei weitere Spieler ausfallen werden. Beide mussten am Samstag angeschlagen ausgewechselt werden.
Vor allem erstaunlich war, dass es den Ostschweizern gegen Thun nicht gleich gelang, das Heft in die Hand zu nehmen und den Ton anzugeben. Vielmehr agierten sie defensiv, zuweilen gar passiv – und das gegen ein Team, dem die Abstiegsangst im Nacken sitzt. Was möglich gewesen wäre, hätten die St. Galler schon früher Dampf aufgesetzt, zeigte sich nach der Pause, als sie sich vier ausgezeichnete Möglichkeiten erspielten und Nassim Ben Khalifa auch noch den Pfosten traf. In der Statistik waren nach 90 Minuten sieben St. Galler Abschlüsse auf das Tor aufgeführt, Thun wies bloss drei aus. Wäre nicht mehr drin gelegen, hätte das Team schon in der ersten Halbzeit so mutig gespielt wie nach der Pause, Daniel Lopar? «Das kann man im Nachhinein immer sagen», so der Goalie, der anfügte: «Es war ein Abnützungskampf. Klar war, dass wer den ersten Fehler begeht, verlieren wird. Und Thun hat unseren ersten Fehler gleich ausgenützt.»
St. Gallens fehlender Mut und die mangelhafte Effizienz wurden spät bestraft. Es passte ins Bild, dass ein ehemaliger Ostschweizer seine früheren Teamkollegen ins Elend stürzte. Für Roy Gelmi war es eine späte Rache, als er in der 88. Minute nach einer Cornerflanke den jungen Cédric Gasser düpierte und auch vom kurzen Zögern Lopars profitierte. Der Verteidiger hat St. Gallen im vergangenen Sommer im Unfrieden verlassen. Das Eigengewächs wäre gerne geblieben. Noch seine erste Rückkehr in den Kybunpark war unglücklich verlaufen. Nach einem Platzverweis gegen ihn bezwang St. Gallen Thun mit 3:0.