Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung gelingt dem FC St.Gallen der Rückrundenauftakt. Die Ostschweizer gewinnen gegen Zürich verdient 3:1. Neuzugang Simone Rapp erzielt zwei Treffer.
Wie das so ist, wenn eine Saison nach sieben Wochen Pause in die zweite Saisonhälfte startet: Man weiss nicht, woran man ist, wo man steht. Da kann eine gute Vorbereitung wie jene des FC St.Gallen schnell einmal zur Makulatur werden, selbst wenn sie ohne Testspielniederlage über die Bühne gegangen ist. Das Gute daran: Man weiss ebenfalls nicht, wie weit der Gegner ist, in diesem Fall der FC Zürich. Und woran es ihm noch fehlt.
Nach dem verspäteten Rückrundenstart des FC St.Gallen, nach diesem bitterkalten Abend mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, da lässt sich sagen: Die Ostschweizer sind einen oder eher zwei Schritte weiter als der Cupsieger, sie kombinieren gefälliger, haben im Angriff mehr Durchschlagskraft, auch wenn manchmal die Passgenauigkeit fehlt. Und sie stehen hinten weit sicherer als die Mannschaft von Ludovic Magnin. Untrügliches Zeichen, wie schlecht es im Kybunpark vor 9800 Zuschauern bei diesem Nachholspiel der 19. Runde läuft für seine Zürcher Mannschaft: der impulsive Trainer wird früh in der zweiten Halbzeit wegen Reklamierens auf die Tribüne geschickt.
Dass St.Gallen so gefällig agiert, ist insofern überraschend, weil Trainer Peter Zeidler Mut beweist und Musah Nuhu für den gesperrten Vincent Sierro erstmals einsetzt. Sowie den erst 16-jährigen Leonidas Stergiou beginnen lässt anstelle Leonel Mosevichs. Dabei haben sich die St.Galler vor der Partie gleich selbst beschenkt – und ebendiesen Stergiou mit einem Profivertrag bis Ende 2021 ausgestattet. Das Schweizer Talent, das ebenfalls die griechische Staatsbürgerschaft besitzt, gehört seit 2014 Future Champs Ostschweiz an. In der Winterpause hat er sich in die erste Mannschaft gespielt.
Der Mut des St.Galler Coachs wird belohnt. Zwar sind es die Zürcher, die besser ins Spiel finden. Gefährlich werden sie aber nicht, und ehe sie sich versehen, zeigt ihnen das Heimteam, wer der Herr im Haus ist. Mit einem raschen Gegenstoss vom eigenen Sechzehner über Tranquillo Barnetta und Jordi Quintillà kommt der Ball in der 13. Minute zu Simone Rapp, der zwar vom letzten Zürcher Verteidiger eingeholt wird und ins Straucheln kommt, am Ende aber doch den Ball auf dem Hintern sitzend ins Tor bringt. Die Zürcher reklamieren zwar ein Foulspiel an ihrem Goalie Yanick Brecher bei Rapps Torpremiere für St.Gallen, aber das ist es nicht.
Und dabei wollten die Zürcher ebenfalls Rapp im Winter von Lausanne verpflichten. Zum Glück hat das nicht geklappt. Denn der Tessiner ist genau das, was den St.Gallern nach dem Ausfall Cedric Ittens so lange gefehlt hat in der Vorrunde: Ein Torgarant. Der Stürmer beweist das ein zweites Mal, in der 55. Minute, als er nach dem Abschluss Dereck Kutesas am schnellsten reagiert und das vorentscheidende 2:0 erzielt. Als wenige Zeigerumdrehungen später Majeed Ashimeru seine gute Leistung mit dem 3:0 krönt, ist das Spiel gelaufen. Auch, weil der Gegner zu keiner Zeit in der Lage ist, die Ostschweizer vor nennenswerte Probleme zu stellen. Geschweige denn, eine Reaktion zu zeigen, eine, mit der er sich Punkte verdienen würde. Selbst Stephen Odeys Tor zum 1:3 ändert daran nichts; es ist der einzige Angriff, bei dem die St.Galler nicht konsequent genug agieren.
Und so lässt sich nach diesem überzeugenden Sieg sagen: Der FC St.Gallen ist gut aus den Startlöchern gekommen, er überholt die Zürcher in der Tabelle und ist neu Vierter. Und er tankt Selbstvertrauen für die nächste Aufgabe, die bereits am Samstag wartet. In Basel dürfte es Zeidler und seiner Mannschaft ungleich schwerer fallen, zu punkten. Aber bei einem FC St.Gallen in dieser Form weiss man nie.