Der FC St. Gallen trifft heute um 20 Uhr auf den FC Basel. Die Ostschweizer haben im Pflichtspiel eins nach Coach Jeff Saibene beim Ligakrösus und Leader der Super League nichts zu verlieren – ausser der Serie unter Daniel Tarone.
FUSSBALL. Er kennt seine Rolle allzu gut und weiss, dass er nur ein Cheftrainer auf Zeit ist. Was nicht heissen soll, Daniel Tarone sei deswegen minder motiviert. Mitnichten. Seit der 39jährige Zürcher nach dem Rücktritt von Coach Jeff Saibene die Geschicke des FC St. Gallen leitet, hat er sich mächtig ins Zeug gelegt. Für Tarone steht ja auch die Serie der Unbesiegtheit mit den Profis auf dem Spiel. Im Trainingsspiel der Vorwoche gegen Freiburg hat diese beim 0:0 schon einmal gehalten, nachdem er vor zweieinhalb Jahren den gesperrten Saibene für eine Partie vertreten und die Miniserie mit einem 3:1 beim FC Zürich lanciert hatte.
Heute um 20 Uhr folgt im St. Jakob-Park mit dem stärkstmöglichen Gegner in der achten Runde der Super League die Probe aufs Exempel: der FC Basel, sieben Spiele, sieben Siege, Torverhältnis 20:6, Jahresumsatz über 100 Millionen Franken – und Europa-League-Teilnehmer. Tarone sagt: «Ich bin nicht nervös und freue mich auf das Spiel. Wir haben nichts zu verlieren, die Kulisse ist top. Ich denke, es gibt nichts Schöneres.»
Tarone hat Saibene viereinhalb Jahre lang assistiert, die beiden verstanden sich, ihre Spielphilosophie war ziemlich kongruent, noch heute telefonieren sie täglich. Er würde den Luxemburger niemals kritisieren und sagt: «Ich bevorzuge vielleicht einen offensiveren Stil als Jeff.» In Basel will er mit St. Gallen nicht ins offene Messer laufen, und doch ist er davon überzeugt, dass sein Team bereit ist und dem Leader weh tun kann. «Unser System wird nur dem Schein nach defensiv ausschauen, ich will aber nichts verraten.»
Tarone fordert besonders in den Heimspielen grundsätzliche Dominanz. Der Wille, Herr im Hause zu sein, müsse jederzeit spürbar sein. Das sei in den vergangenen Partien verlorengegangen, stellt der dreifache Familienvater in seinem breiten, sympathischen Zürichdeutsch fest. Der langjährige Profi des FC Zürich wird jedoch nur vorübergehend an der Seitenlinie stehen; er besitzt die notwendigen Papiere – die Uefa-Pro-Lizenz – frühestens in vier Jahren und darf längstens bis nach dem Heimspiel gegen Thun interimistischer Cheftrainer sein.
Tarone hat keine Probleme damit, nachher wieder ins zweite Glied zu rücken, und hofft, dass der neue Chef ihn als Assistent behalten will. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2016, es gab Signale für eine Vertragsverlängerung. Er sagt: «Ich mache mir keine Gedanken, wie es weitergeht. Für mich zählt nur das Tagesgeschäft und der FC Basel.»
Die Trainings hat Tarone modifiziert. Er legte mehr Wert aufs Toreschiessen sowie spielerische Formen, ebenfalls förderte er die Winner-Mentalität der Spieler – sie war zuletzt nicht mehr vorhanden – und lüftete deren Köpfe: «Sie müssen umdenken und merken, dass jetzt etwas Neues auf sie zukommt.»
In Basel muss der Interimscoach auf die Gelb-gesperrten Everton und Alain Wiss verzichten, Albert Bunjaku ist mit Leistenproblemen fraglich. Daniele Russo macht wenigstens die Reise mit, Daniel Lässer fällt weiter aus und trägt einen Liegegips. Pascal Thrier wird Wiss in der Innenverteidigung ersetzen, wer die Captainbinde trägt, falls Bunjaku ausfällt, liess Tarone offen. Allzu viele Geheimnisse gab er nicht preis. Einem alten Hasen gleich, der schon lange, lange im Geschäft ist.
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