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FC St.Gallen
Wie der FC St.Gallen am Samstag ab 18.15 Uhr im Heimspiel gegen die Liechtensteiner den Fall auf den Barrageplatz verhindern will.
Wie passend, schiesst es einem durch den Kopf, als in der Tiefgarage des Kybunparks leise Hintergrundmusik ertönt mit der Textzeile: «I’d like to win»– «ich möchte gewinnen».
In wenigen Minuten beginnt die Medienkonferenz mit Trainer Peter Zeidler. Es ist der Tag vor dem Spiel zwischen dem FC St.Gallen und dem FC Vaduz.
Nach dem 0:2 der Ostschweizer am Mittwoch in Lugano schrieb ein Kollege per SMS, das Spiel vom Samstag werde ein «Knüller». St.Gallen und Vaduz sind im Kampf gegen die Barrage nur noch durch einen Punkt getrennt.
Auf der einen Seite der Cup-Halbfinalist und Vizemeister, nach acht Meisterschaftspartien ohne Sieg abgerutscht auf Platz acht. Auf der anderen Seite der Aufsteiger aus dem Fürstentum, lange abgeschrieben, dann im Aufwind und vom letzten auf den zweitletzten Platz vorgerückt.
Den St.Gallern hilft nur ein Sieg, um der misslichen Lage sechs Runden vor dem Saisonende vorerst zu entkommen. Denn: Nebst Vaduz gewinnt plötzlich auch das letztklassierte Sion wieder.
Zeidler mag der Haltung nicht zustimmen, dass gegen die Liechtensteiner nur die drei Punkte zählen. Er sagt:
«Wir sollten diese Partie nicht grösser machen, als sie ist.»
An der Medienkonferenz ist viel Psychologie mit im Spiel beim Trainer, der frühere Lehrer sendet die Signale wohl bewusst – auch an seine Mannschaft. Der Schwabe sagt es nicht, aber so tönt es zwischen den Zeilen: «Es geht um einiges, aber nicht um alles.»
Natürlich weiss der Coach, dass die Lage heikel ist. «Sie ist ernst. Aber das ändert nichts an der Art, wie wir Spiele angehen», sagt er. Das Wort Abstiegskampf vermeidet Zeidler an diesem Nachmittag praktisch ausnahmslos, und zurückschauen auf die vergangenen Partien mag er auch nicht.
Zudem lässt er die Fragen eines Journalisten nach fehlendem Mut und fehlenden Ideen im Lugano-Spiel unkommentiert, darauf gehe er jetzt nicht ein. Zeidler sagt:
«Wir wissen auch, dass es in den vergangenen Wochen nicht so gelaufen ist, wie wir uns das erträumt haben.»
Man könne die Tabelle lesen, pflegt der Trainer jeweils anzumerken: «Es gibt diesen Trend, den wir nicht unter den Teppich kehren können. Der Samstag wäre ein guter Tag, um die Wende einzuleiten.»
St.Gallens Trainer hat einmal gesagt, wenn man abrutsche in der Tabelle, sei es wichtig, nicht in Panik zu geraten.
Im vergangenen Sommer, wenige Tage, bevor diese Saison begann, antwortete der 58-Jährige auf die Frage, was er von der neuen Meisterschaft erwarte, so:
«Dass wir die Liga halten. Es kann sein, dass wir einmal Achte sind.»
Zeidler wollte die Erwartungen nach der starken Vorsaison dämpfen, denn die Abgänge von Ermedin Demirovic, Cedric Itten und Silvan Hefti waren einschneidend. Aber es schien, als ob die Ostschweizer trotz der mahnenden Worte des Coaches wieder angreifen könnten, man glaubte bis zum Winter, der Trainer habe vor der Saison tiefgestapelt.
Als die Winterpause begann, belegte der FC St.Gallen mit 20 Punkten aus 13 Partien Rang drei. Nach drei Runden war er gar Leader gewesen.
Im neuen Jahr aber gewann St.Gallen bis anhin in 17 Spielen nur 14 Zähler. Keine Mannschaft punktete 2021 weniger. Immer wieder taten sich Baustellen auf: Zuweilen kassierte die Mannschaft zu einfache Tore, dann schaffte sie es nicht, einen Vorsprung über die Zeit zu bringen, und wenig später fehlte es dem Angriff an Durchschlagskraft und Effizienz.
Nur im Cup ging bis jetzt alles auf. «Deshalb wissen wir, dass wir es können», so Zeidler. Ein bisschen haben sich die St.Galler dem gedrängten Spielplan angepasst, wohl im Wissen, dass es nicht möglich ist, den attraktiven, aber kräfteraubenden Stil in den englischen Wochen durchzuziehen.
Zeidler erzählt, wie er auf der langen Rückfahrt aus dem Tessin eine Nachricht erhalten habe von Tranquillo Barnettas Vater Willo:
«Er schrieb: ‹Wir glauben an euch.› Diese Unterstützung von allen Seiten, die tut gut.»
Willo Barnetta hat vor zwei Jahren letztmals miterlebt, dass der FC St.Gallen sportlich ins Schlingern geriet. Mittendrin war damals sein Sohn Tranquillo, der lange um die Gunst seiner Vorgesetzten hatte kämpfen müssen, seinen Stammklub dann aber zum souveränen Ligaerhalt führte: Schliesslich verpasste St.Gallen gar die Qualifikation für die Europa League nur knapp. Danach trat Barnetta zurück.
Nun sind es Spieler wie Lukas Görtler, Basil Stillhart oder Miro Muheim, die vorangehen, Captain Jordi Quintillà fehlt gegen Vaduz wie in Lugano wegen einer Coronavirusinfektion. Zeidler sagt, er verfüge über einige Akteure, «die andere besser machen können». Hervorheben will er keinen. Der Deutsche ist auf Ruhe bedacht in diesen Tagen, ehe er sagt: «Am Samstag beginnt eine neue Meisterschaft.»
Ab Samstag sind im Kybunpark wieder 100 Zuschauerinnen und Zuschauer zugelassen. Der FC St. Gallen hat entschieden, bei der Auswahl für die letzten drei Heimspiele Sponsoren, Hospitalitypartner, langjährige Saisonabonnenten sowie Fans mit Beeinträchtigung zu berücksichtigen. «Wir haben uns so sehr gewünscht, in dieser Saison unser Stadion wenigstens teilweise wieder füllen zu können. Dieser Wunsch wird sich aber aufgrund der momentanen Situation mit der Covid-19-Pandemie für diese Saison nicht erfüllen», schreibt der Klub auf seiner Website.
Auf verschiedenen Kanälen wird zudem dazu aufgerufen, sich vor dem Spiel gegen Vaduz an einer Fanaktion zu beteiligen. «Wir bitten alle Fans, diesem Aufruf nicht Folge zu leisten», antwortet David Gadze auf eine entsprechende Frage an der Medienkonferenz. Man vermisse zwar die Fans, so der Medienchef, aber in der aktuellen Situation gelte es, eine grosse Menschenansammlung zu vermeiden. (pl)
Mögliche Formation des FCSG
Zigi; Cabral, Stergiou, Fazliji, Muheim; Stillhart; Görtler, Youan; Ruiz; Duah, Adamu.