Eine Feier mit Beigeschmack

Trotz der 1:2-Heimniederlage gegen Aarau feiern im Anschluss einige hundert Anhänger die Rückkehr des FC St.Gallen in die Super League. Allerdings bleibt das Fest von Nebengeräuschen nicht verschont. Trainer Jeff Saibene muss sich im und vor dem Stadion Pfiffe anhören.

Patricia Loher
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Die Mannschaft des FC St. Gallen feiert mit dem Aufsteigerpokal (Bild: Urs Bucher (Urs Bucher))

Die Mannschaft des FC St. Gallen feiert mit dem Aufsteigerpokal (Bild: Urs Bucher (Urs Bucher))

Feurige Stimmung bei der Aufstiegsfeier für den FC St.Gallen vor der Villa Wahnsinn. (Bild: Urs Bucher)
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St.Galler Fans lassen ihrer Freude freien Lauf. (Bild: Urs Bucher)
Hier ist der Kübel: Daniel Imhof und seine Mitspieler präsentieren den Pokal für den Aufstieg. (Bild: Urs Bucher)
Die Mannschaft präsentiert sich vor dem Spiel dem Publikum. (Bild: Urs Bucher)
Pa Modou jubelt nach seinem Tor zum 1:0. (Bild: Urs Bucher)
Pa Modou spielte generell eine starke Partie. (Bild: Urs Bucher)
Handicapiert: Bruno Valente, der St.Gallen verlassen muss. (Bild: Urs Bucher)
Die St.Galler Fans zelebrierten den Aufstieg ihrer Lieblinge ausgiebig. (Bild: Urs Bucher)
Nico Abegglen gegen Aaraus Silvan Widmer. (Bild: Urs Bucher)
Pa Modous Ärger nach einer vergebenen Chance. (Bild: Urs Bucher)
Oscar Scarione wird von einem Aarauer gelegt. (Bild: Urs Bucher)
Abgang einer Teamstütze: Philipp Muntwiler (2.v.r.) wird von seinen Teamkollegen verabschiedet. (Bild: Urs Bucher)
Philipp Muntwiler verabschiedet sich von den St.Galler Anhängern. (Bild: Urs Bucher)
Grosser Jubel nach einer schwierigen Saison. (Bild: Urs Bucher)
Pa Modou duscht Trainer Jeff Saibene. (Bild: Urs Bucher)
Die Mannschaft lässt sich trotz der Heimniederlage feiern. (Bild: Urs Bucher)
Auch der verletzte Stürmer Franck Etoundi, der suspendierte Alberto Regazzoni und Maskottchen Gallus fehlten bei der Feier nicht. (Bild: Urs Bucher)
Es kommt selten vor, dass der FC St.Gallen seinen Fans einen Pokal präsentieren kann - deshalb konnten sich die Espen auch über einen Aufstiegspokal sehr freuen. (Bild: Urs Bucher)
Die Tochter von Kristian Nushi im Schlepptau von Maskottchen Gallus. (Bild: Urs Bucher)
Dank des Teams bei den treuen Fans. (Bild: Urs Bucher)
Die Aufsteigerjungs präsentieren sich ihren Anhängern. (Bild: Urs Bucher)
Eine Welle von Trainer Jeff Saibene mit den Fans bei der Aufstiegsfeier. (Bild: Urs Bucher)
Ausgelassene Stimmung trotz der Niederlage gegen Aarau. (Bild: Urs Bucher)
Umjubelte Aufsteiger. (Bild: Urs Bucher)

Feurige Stimmung bei der Aufstiegsfeier für den FC St.Gallen vor der Villa Wahnsinn. (Bild: Urs Bucher)

FUSSBALL. Die Plattform hinter der Westtribüne bebte. St. Gallens Spieler liessen sich von mehreren hundert Anhängern feiern. Ein Bierhumpen machte die Runde, der zuvor verabschiedete Simon Roduner heizte die Stimmung an. Besonders im Mittelpunkt standen Akteure, die den Club verlassen werden. Man sang. Man jubelte. Man liess alle und (fast) jeden hochleben. Die Niederlage gegen Aarau, kassiert just vor dem Schlusspfiff, tat der Stimmung keinen Abbruch. Noch im Stadion hatten St. Gallens Spieler und ihre Betreuer den Pokal und die Medaillen für den Challenge-League-Meister durch Ligapräsident Heinrich Schifferle und Claudius Schäfer, den CEO der Swiss Football League, überreicht bekommen. Es regnete grün-weisse Papierstreifen auf den Rasen, eine Mehrheit des Publikums applaudierte. St. Gallen gehört wieder der Super League an.

Saibene verletzt sich bei Sturz

Möglicherweise wären bei einem Sieg mehr Leute im Stadion geblieben und hätte sich im Anschluss weniger Skurriles ereignet. Einen schalen Beigeschmack hinterlassen vor allem die Pfiffe, welche die Mannschaft durch die gesamte Saison begleitet hatten und vor denen sie ein Teil des Publikums selbst nach dem Aufstieg und bei der Ehrenrunde nicht verschonte. Bei allen kritischen Fragen, die sich die Verantwortlichen in der Saisonanalyse stellen müssen: Pfiffe während einer Aufstiegsfeier lösen Beklemmung aus. Den Missmut bekam vor allem Trainer Jeff Saibene zu spüren. Dabei hatte sich der Luxemburger beim Versuch, der Bierdusche von Pa Modou Jagne noch zu entkommen, am Oberschenkel verletzt. Saibene stürzte und an der Medienkonferenz sagte er: «Dieser Muskelfaserriss schmerzt mich aktuell mehr als die Pfiffe.» Im Moment mache er sich keine Gedanken. «Die einen sind positiv, die anderen negativ», so Saibene. Der Unmut der Anhänger legte sich bei der anschliessenden Feier auf der Plattform erst dank eines geschickt geführten Interviews und als Saibene einem Capo aus dem Espenblock die Aufstiegsmedaille überreichte. Besonders gefeiert wurden Torhüter Germano Vailati und Alberto Regazzoni. Möglicherweise drückten die Pfiffe Unverständnis gegenüber den Entscheidungen aus, Regazzoni zu suspendieren und Vailatis Vertrag nicht zu verlängern. Nur so ist auch zu erklären, weshalb Daniel Lopar bei der Ehrung ebenfalls Pfiffe zu hören bekam. Denn der 27jährige Romanshorner hat eine konstante Saison abgeliefert, während der er seiner Mannschaft doch den einen oder anderen Punkt festhielt.

Eine Woche zuvor hatte St. Gallen in Locarno den Wiederaufstieg perfekt gemacht. Bei frühlingshaften Bedingungen kamen zum Heimspiel gegen Aarau 13 140 Zuschauer. Auch der Gästesektor war wieder einmal gut besetzt. Für St. Gallen war die Mission Wiederaufstieg lange ein harter Kampf gewesen, mit Hochs und Tiefs. Die Partie gegen die Aargauer wurde nicht zum Schaulaufen, vielmehr war sie ein Spiegelbild der Saison. Nur wirkten die Ostschweizer befreiter. Trotz einiger Änderungen – Saibene liess all jene Akteure spielen, welche den Club verlassen – gelang den St. Gallern eine gute erste Halbzeit. Die Führung erzielte der starke Gambier Jagne in der 23. Minute, nachdem Aaraus Torhüter Joël Mall einen Corner Oscar Scariones nicht unter Kontrolle hatte bringen können.

Erneut in Bedrängnis

St. Gallens Führung war verdient, vor dem 1:0 hatte Scarione einen Freistoss an die Latte gesetzt. Aarau kam nicht richtig in die Gänge, St. Gallen hatte den Gegner im Griff. Nur unterlief nach 69 Minuten auch Vailati ein Fehler, als er einen Corner nicht richtig abwehren konnte und der Ball via Pfosten zum 1:1 ins Tor ging. In der Folge liess sich St. Gallen, wie schon so oft in den vergangenen Spielen, zurückdrängen. Hinzu kam, dass es dem Aufsteiger trotz Auftritt im neuen Trikot nicht gelang, Konter sauber und gefährlich zu fahren. St. Gallen wirkte wieder ängstlich, die Quittung folgte in der 95. Minute, als Remo Staubli eine Unordnung in St. Gallens Abwehr freistehend zum 2:1 für Aarau nutzte.

Es war für St. Gallen die zweite Heimniederlage der Saison. «Wir hätten den Sack früh zumachen können», sagte Saibene. Doch über diese Niederlage spreche wohl bald niemand mehr. Am kommenden Mittwoch beendet St. Gallen die Saison mit dem Spiel in Vaduz. Danach sind zweieinhalb Wochen Ferien angesagt. Es war Saibene anzusehen, dass er sich auf die Pause freut: «Die vergangenen Wochen haben doch Substanz gekostet.»

Die Mannschaft des FC St. Gallen feiert vor der Villa Wahnsinn (Bild: Urs Bucher (Urs Bucher))

Die Mannschaft des FC St. Gallen feiert vor der Villa Wahnsinn (Bild: Urs Bucher (Urs Bucher))

Aufstiegsfeier in St. Gallen (von oben links, im Uhrzeigersinn): Die Spieler und der Pokal für den Challenge-League-Meister. Jeff Saibene auf der Bühne vor dem Stadion. Bierdusche für den Trainer durch Pa Modou Jagne. Vor dem Stadion lassen die Anhänger das Team hochleben. (Bilder: Urs Bucher)

Aufstiegsfeier in St. Gallen (von oben links, im Uhrzeigersinn): Die Spieler und der Pokal für den Challenge-League-Meister. Jeff Saibene auf der Bühne vor dem Stadion. Bierdusche für den Trainer durch Pa Modou Jagne. Vor dem Stadion lassen die Anhänger das Team hochleben. (Bilder: Urs Bucher)

St. Gallen Pa Modu Jagne duscht Trainer Jeff Saibene mit Bier aus dem Aufsteigerpokal (Bild: Urs Bucher (Urs Bucher))

St. Gallen Pa Modu Jagne duscht Trainer Jeff Saibene mit Bier aus dem Aufsteigerpokal (Bild: Urs Bucher (Urs Bucher))