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Zu wenig zielstrebig, zu wenig durchschlagskräftig: Der FC St.Gallen verpatzt im Heimspiel gegen Lausanne die ersten 45 Minuten. Danach steigern sich die Ostschweizer eklatant – und gleichen wenige Minuten vor Schluss noch aus. Nach der Partie wird bekannt: Mit Basil Stillhart ist bei den Ostschweizern ein weiterer Spieler positiv auf Corona getestet worden.
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Es ist ein durchaus munteres Hin und Her zwischen St.Gallen und Lausanne im Kybunpark. Dass das Spiel den 50 Fans trotzdem nicht allzu lange in Erinnerung bleiben wird, liegt zum einen an der über weite Strecken mageren Leistung des Heimteams. Und zum anderen daran, dass der Rahmen – kaum Zuschauer plus die Kälte – trostlos ist. Immerhin: Die St.Galler Anhänger können sich mit dem späten Ausgleich ihrer Lieblinge trösten. Spielnote: 4,5
Der FC St.Gallen geht ersatzgeschwächt in die Heimpartie gegen den Aufsteiger. Mit Stillhart, Guillemenot, Görtler und Kräuchi sind gleich vier Stammspieler als verletzt oder krank gemeldet. Erst nach Spielschluss werden die Espen bekanntgeben, dass nicht nur wie vor einigen Tagen vermeldet Lukas Görtler und Alessandro Kräuchi an Corona erkrankt sind. Am Samstag ist auch Basil Stillhart positiv getestet worden. Er sei in Isolation, habe keine Symptome und seit Samstag auch keinen Kontakt zum Team, so die Ostschweizer. In Absprache mit dem Kantonsarzt-Team habe die Partie gegen Lausanne trotzdem durchgeführt werden können, zumal das Schutzkonzept der Swiss Football League zu jedem Zeitpunkt eingehalten worden sei.
Anstelle der vier prominenten Abwesenden schickt Trainer Peter Zeidler gegen Lausanne André Ribeiro, Thody Elie Youan, Boubacar Faye Traorè und Vincent Rüfli auf den Platz.
Die Ostschweizer haben zunächst trotzdem mehr vom Spiel. Eine Steilvorlage hier, ein Doppelpässchen dort – und nach fünf Minuten stehen bereits zwei Abschlüsse der Espen zu Buche. Miro Muheim zielt mit einem Distanzschuss aber zu wenig genau, und Duahs Abschluss fällt zu harmlos aus. Kläglich vergibt dann Youan nach 25 Minuten: Sein Abschluss aus aussichtsreicher Position missrät komplett.
Es ist im Ansatz durchaus hübsch anzusehen, was die St.Galler bieten. Bloss: Es ist viel zu harmlos. Ganz anders die Westschweizer: Bereits nach einem Freistoss von Ex-Espe Kukuruzovic in der 27. Minute brennt es lichterloh vor Zigi – der St.Galler Keeper wehrt mirakulös, und der zweite Versuch wird in extremis in Corner geklärt. Fünf Minuten später dann kombinieren sich die Lausanner schön durch die Espen-Defensive, und Per-Egil Flo bezwingt Zigi sicher.
Nur wenig später muss St.Gallen sogar froh sein, dass es nach einem Abschluss der Romands aus praktisch derselben Position nicht bereits 0:2 steht. Praktisch mit dem Halbzeitpfiff ist der Zweitore-Rückstand dann aber Tatsache: Zekhnini entwischt der St.Galler Abwehr und hat keine Probleme, Zigi zu bezwingen. Das Pausenresultat ist für die Ostschweizer aufgrund der grösseren Spielanteile zwar hart, aber nicht gänzlich unverdient. Die St.Galler sind zwar bemüht, ihnen geht aber jegliche Durchschlagskraft ab. Die harmlose Angriffsleistung paart sich mit einer Abwehr, die bei beiden Gegentoren nicht auf der Höhe des Geschehens ist.
In der Pause reagiert Trainer Zeidler: Für den schwachen Traorè kommt Boris Babic, und Tim Staubli ersetzt den ebenfalls blassen Ribeiro. Die Espen sind nun sichtlich bemüht, die Schlagzahl zu erhöhen, und kommen durch Duah auch rasch zu einer ersten Chance. Insgesamt ändert sich vorerst aber wenig am Spiel: St.Gallen hat zwar mehr Ballbesitz, aber die Waadtländer wirken bei ihren wenigen Vorstössen um einiges gefährlicher – bis Boris Babic in der 62. Minute für einen Knalleffekt sorgt: Er drischt den Ball von ausserhalb des Strafraums herrlich in die Maschen.
Die Aktionen der St.Galler werden nach dem Anschlusstreffer nun endlich zwingender. Ein Abschluss von Vincent Rüfli landet knapp neben dem Pfosten, und nach 75 Minuten müsste der Ausgleich nach einer Doppelchance von Staubli und Youan eigentlich Tatsache sein.
Teils zieht das Heimteam nun ein richtiggehendes Powerplay am Strafraum des Aufsteigers auf. Kommen die Espen zu Abschlüssen, zielen sie aber entweder zu ungenau, oder Lausanne-Goalie Mory Diaw kann abwehren – mit einer Ausnahme: Wenige Minuten vor Schluss trifft Duah nach einer Flanke von rechts von Tim Staubli aus kurzer Distanz zum 2:2. Der Ausgleich für die Ostschweizer ist aufgrund ihrer eklatanten Leistungssteigerung im zweiten Umgang nicht unverdient, aber letztlich auch glücklich.
Boris Babic. Er bringt die St.Galler mit seinem herrlichen Weitschusstor nach etwas mehr als einer Stunde wieder zurück in die Partie.
In einem in der ersten Halbzeit schwachen St.Galler Ensemble gibt es diverse Kandidaten für diese zweifelhafte Ehrung. Wir entscheiden uns für Boubacar Faye Traorè. Dem Offensivmann verspringen die Bälle gleich reihenweise – prompt wird er zur Pause ausgewechselt. Genauso ergeht es dem ebenfalls schwachen Ribeiro.
Doch auch ein Victor Ruiz ist kaum besser, der Spanier ist ein Schatten früherer Tage. Rund zehn Minuten vor Abpfiff holt Zeidler auch ihn vom Feld.
Fussball mit gerade einmal 50 Fans – das macht einfach keinen Spass. Wann die Anhänger wieder in Scharen in die Fussballtempel dieses Landes dürfen, steht derzeit noch in den Sternen.
Eine Frau macht sich aber bereits heute Gedanken über die Zukunft: Ruth Humbel, ihres Zeichens Nationalrätin der CVP aus dem Kanton Aargau. Sie schlägt vor, künftig nur noch jenen Personen Zutritt zu Grossanlässen zu gewähren, die immun gegen das Coronavirus sind – sprich: die das Virus schon hatten oder die dagegen geimpft sind. «Wer sich schützt, schützt auch andere und zeigt sich damit solidarisch. Dafür sollen diese Personen auch einen Vorteil bekommen», findet Humbel. Ein Vorschlag, der insbesondere in den Sozialen Medien zu heftigen Diskussionen Anlass gab. Was ist Ihre Meinung dazu?
«Ich freue mich, gegen St.Gallen anzutreten. Hoffen wir auf ein schönes Spiel, mehr gibt es von meiner Seite nicht zu sagen»: So äusserte sich Lausanne-Cheftrainer Giorgio Contini vor der Partie im Kybunpark. Mit dem 46-Jährigen steht (neben Mittelfeld-Mann Stjepan Kukuruzovic) ein Mann auf Lausannes Lohnliste, mit dem die St.Galler Anhänger Erinnerungen verbinden. Zum einen ist da der Ex-Meisterstürmer Contini: Als Teil der Equipe, die im Jahr 2000 sensationell den Meistertitel holte, stand er zwar im Schatten der Star-Angreifer Charles Amoah und Ionel Gane. Trotzdem steuerte er acht Treffer zum Triumph bei.
Zum anderen ist da der Ex-FCSG-Trainer Contini: Im Frühling 2017 wurde er als Nachfolger des erfolglosen Joe Zinnbauer Chefcoach bei den Espen. Er rettete die St.Galler vor dem Abstieg, spielte mit ihnen in der Folgesaison in der vorderen Tabellenhälfte mit – musste im April 2018 aber trotzdem gehen. Dies, nachdem beim FCSG mit Präsident Matthias Hüppi und Sportchef Alain Sutter neue Kräfte ans Ruder gekommen waren. Contini wurde zum einen die Nähe zur Gruppierung um den damaligen Ausbildungschef Marco Otero zum Verhängnis. Zum anderen ortete Sportchef Sutter einen Unwillen Continis, mit ihm eng und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Contini quittierte die Entlassung auf seinem Facebook-Profil damals auf seine Art:
Heute kam es also zum ersten Wiedersehen zwischen dem FC St.Gallen und Contini seit den seinerzeitigen Ereignissen – als Verlierer musste niemand vom Platz.
Peter Zeidler, Cheftrainer FC St.Gallen: In der ersten Halbzeit sind wir kaum zu Möglichkeiten gekommen, weder durch die Mitte noch über die Flügel. Zudem haben wir zweimal nicht gut verteidigt. Auf diesem Niveau darf man die beiden Tore so nicht bekommen. Trotzdem: Der 0:2-Rückstand zur Pause war zu hoch.
Danach haben wir uns gesteigert, die beiden Einwechselspieler Boris Babic und Tim Staubli haben die anderen besser gemacht. Es ist nicht einfach, gegen eine abgezockte, gut organisierte Mannschaft wie Lausanne zwei Tore aufzuholen. Von daher Kompliment an meine Mannschaft. Wir haben uns das Glück, kurz vor dem Schlusspfiff zum Ausgleich zu kommen, verdient. Es hilft uns enorm, dass wir diesen Punkt noch geholt haben.
Giorgio Contini, Trainer Lausanne-Sport: Auch wenn man 2:0 führt: Es ist niemals fertig, man darf nicht nachlassen. In der zweiten Halbzeit waren wir nicht gut. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen: Wir sind der Aufsteiger. Deshalb ist das letztlich ein guter Punkt. Und mit dem Auftakt in die Meisterschaft bin ich ohnehin zufrieden.