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FC St.Gallen
Der FC St.Gallen verliert in Lugano 1:3. Die Tessiner kommen mit drei Kontern zu einfachen Toren, während bei den Ostschweizern auch das Feuer fehlt. Es droht der Stillstand.
Des Wetters wegen muss der Ostschweizer das Tessin nicht bereisen derzeit. Der Punkte wegen hätte sich FC St. Gallen diesen Trip in die Sonnenstube der Schweiz sogar ganz sparen können. Denn was er gestern gegen Lugano trotz Anreise am Vortag vor 3000 Zuschauern im Cornaredo zeigte bei der 1:3-Niederlage, war äusserst schwach. Schlicht ungenügend. Und Peter Zeidler sagte: «In erster Linie ist das Ergebnis richtig schlecht.»
Der Fussball, den St. Gallen in dieser Saison zeigt unter seinem neuen Trainer, kann begeistern. Oder enttäuschen. Und man weiss nicht, was an die Reihe kommt. Dabei müssen die Ostschweizer aufpassen, dass der schlechte Eindruck nicht Überhand nimmt und sich verfestigt, dass Niederlagen nach Auftritten wie nun gegen Lugano sich nicht mehren. Dass die Mittelmässigkeit, in der man sich gerade höchstens befindet, nicht Rückschritten weicht – ein Stillstand in der Leistungskurve ist alleweil festzustellen. Und dass man sich im Spiel nicht gehen lässt, sondern positive Reaktionen möglich sind, auch wenn der Gegner gefühlt das System knackt.
Weil der FC St.Gallen zu Beginn die Partie im Prinzip im Griff hatte, nach 20 Minuten jedoch innert vier Zeigerumdrehungen in zwei schnelle, erfolgreiche Konter über Mattia Bottani lief, drängte sich genau diese Frage auf. Zeidler verneinte sie vehement, er sagte: «Es ist nicht der Punkt, ob man den Code unseres Systems knackt. Es geht darum, dass wir uns richtig verhalten, die Positionen klar beziehen.»
Vincent Sierro jedenfalls nannte diese beiden Gegentore «naiv», weil sie aus dem Nichts und nach demselben Muster fielen. Dank Aktionen, in denen das defensive System des FC St.Gallen allerorts ausfiel und die Tessiner kurzzeitig ihre abwartende Haltung bei der Heimpremiere ihres Trainers Fabio Celestini beiseitelegten. Tatsächlich scheinen die St. Galler Defizite zu haben, wenn es schnell geht in die Richtung ihres Tores. Die Mängel in der Rückwärtsbewegung – in die Kritik muss die Offensive ebenfalls mit einbezogen werden – waren gegen Lugano auch deshalb augenscheinlich, weil Silvan Hefti einen schlechten Tag einzog.
Zeidler selbst sah die grösste Schwäche in der fehlenden Torgefahr, die St.Gallen auch in der Folge eben nicht ausstrahlen konnte, trotz fast 60 Prozent Ballbesitz. «Unsere Torgefahr wurde ja bekanntlich zusammengetreten», sagte er. «Aber damit müssen wir nun leben, es soll an dieser Stelle einfach nochmals gesagt sein.» Ausser Schüssen aus der Distanz wurden die Ostschweizer kaum je gefährlich, es fehlte das Tempo und die Gier nach Zuwachs auf dem Punktekonto. So brachte der Doppelwechsel für die zweite Halbzeit mit der Hereinnahme Barnettas und Kräuchis ebenfalls nicht die Wende. Und als es dann doch noch klappte, dank Roman Buess, mit einem Tor, war die 94. Minute im Gang und St.Gallen bereits hoffnungslos nach einem weiteren Konter 0:3 hinten.
Der St.Galler Anfangsschwung nach fast einem Drittel der Saison ist jedenfalls weg, die oft propagierte grün-weisse Leidenschaft, die bei dieser schwierigen Auswärtspartie im Tessin nach dieser schwierigen Vorgeschichte (Fabio Daprelà sass 90 Minuten auf der Bank) so nötig gewesen wäre, fehlte ebenfalls. Vor allem hat der FC St. Gallen seine spielerische Leichtigkeit verloren, Sierro und Majeed Ashimeru wirkten ohne den gesperrten Jordi Quintillà, der Taktgeber wie defensive Rückversicherung ist, verloren. Zwar ist man weiterhin Fünfter, aber weil hinter den Ostschweizern die Teams ständig punkten, könnte es rasch einmal ungemütlich werden. St. Gallen ist definitiv angekommen im harten Ligaalltag.