Kommentar
Der FC St. Gallen nach der Vorrunde: Es lohnt sich, an dieser Strategie festzuhalten

Das junge, neu zusammengesetzte Team des FC St. Gallen war in der Vorrunde zu oft noch keine Einheit und starken Schwankungen ausgesetzt. Zuletzt war die Formkurve absteigend. Doch es scheint möglich, mit Korrekturen in Sturm und Abwehr wieder auf die Beine zu kommen.

Patricia Loher
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Patricia Loher, Leiterin Sportredaktion

Patricia Loher, Leiterin Sportredaktion

Das Spiel in Luzern hat die ganze Bandbreite der St. Galler Probleme dieser Vorrunde aufgezeigt: Es fehlt an Stabilität, es fehlt die Robustheit und es fehlt die Durchschlagskraft in der Offensive, wenn Vincent Sierro und Tranquillo Barnetta nicht auf Touren kommen. Die Ostschweizer haben von den letzten fünf Partien der Hinrunde deren vier verloren, richtig gut spielten sie dabei bloss noch in der ersten Hälfte zu Hause gegen Xamax. Das junge, neu zusammengesetzte Team war zu oft noch keine Einheit und starken Schwankungen ausgesetzt. Trotz des Umbruchs haben die St. Galler aber nur einen Punkt weniger gewonnen als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Das entspricht noch nicht den hohen Zielen der Vereinsleitung. Nach all den Vorkommnissen in den vergangenen 19 Monaten hätte es aber auch schlimmer kommen können.

Nach all den Vorkommnissen in den vergangenen 19 Monaten hätte es aber auch schlimmer kommen können.

Natürlich hatte man sich gewünscht, der neue Trainer Peter Zeidler würde schneller auf eine Stammformation setzen. Die Automatismen funktionierten auch deshalb oft nicht einwandfrei, weil Zeidler viel versuchte, um eine harmonierende Mannschaft zu finden. Das erste halbe Jahr unter ihm war auch eine Sichtungsphase. Aber er weiss: Auf die Rückrunde hin muss er einen Stamm bilden.

Vor allem der Ausfall von Cedric Itten hat das Team zurückgeworfen. Nach dem letzten Spiel, das der Stürmer über die volle Distanz bestritten hatte, belegten die Ostschweizer noch den zweiten Rang. Es ist offensichtlich: St. Gallen braucht nun einen Spieler, der Itten ersetzen kann. Und Trainer Zeidler braucht ein Mittel, um sein Team stabiler und defensiv weniger anfällig zu machen. Seine Spielweise ist eine Herausforderung und mit Risiken verbunden, wenn es in der Abstimmung hapert und die Balance fehlt. St. Gallen hat von 18 Partien nur zwei Spiele ohne Gegentor überstanden. Es scheint möglich, mit Korrekturen in Sturm und Abwehr wieder auf die Beine zu kommen. Denn St. Gallen hat immer wieder angedeutet, dass die Basis eigentlich gelegt wäre für guten, erfolgreichen Fussball. Langweilig war es jedenfalls nie an Spielen der Ostschweizer. Das ist es, was sich Präsident Matthias Hüppi und Sportchef Alain Sutter wünschen. Aber noch immer gibt es die leisen Zweifel, ob St. Gallens Qualitäten für diese anspruchsvolle Taktik ausreichen. Auch wenn sich natürlich die Resultate bald wieder einstellen müssen: allein der Unterhaltungswert rechtfertigt es, an dieser Strategie festzuhalten.