AUFTAKTNIEDERLAGE: Hüppi: "Das Heimspiel gegen den FCZ wird massgebend sein"

Der FC St. Gallen ist mit einem 0:2 in Bern ernüchternd in die zweite Saisonhälfte gestartet. Nicht die Niederlage an sich, sondern der mutlose Auftritt gibt zu diskutieren. Eine Kontroverse löst zudem das aufgeblähte Kader aus. Vier Exponenten des FCSG sagen, was sie über das Spiel denken.

Christian Brägger
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«Das Tor nehme ich auf meine Kappe»: St. Gallens Goalie Dejan Stojanovic. (Bild: Pascal Muller/Freshfocus)

«Das Tor nehme ich auf meine Kappe»: St. Gallens Goalie Dejan Stojanovic. (Bild: Pascal Muller/Freshfocus)

Christian Brägger

Die Anlage des Spiels war zu einseitig, als dass der FC St.Gallen auch nur irgendeinen Grund gehabt hätte, am Samstag ein Lamento anzustimmen. Nicht nach diesem 0:2, bei diesem starken Leader, der mit den beiden Torschützen Guillaume Hoarau und Miralem Sulejmani Profis von ganz anderem Format in seinen Reihen weiss. Doch der Auftritt der Ostschweizer wollte so überhaupt nicht korrelieren mit der Leidenschaft und Aufbruchstimmung, die die neue Führung an den Tag legt und in aller Vehemenz auch auf dem Rasen von ihren Spielern verlangt. Ins Auge stach überdies, dass mit Yannis Tafer, Nassim Ben Khalifa, An­dreas Wittwer oder Karim Haggui etablierte Kräfte nicht einmal im Aufgebot waren; jetzt schon lässt sich sagen, dass das St.Galler Kader mit 29 Akteuren zu aufgebläht ist, selbst wenn die drei zuletzt aufgenommenen Jungen vorerst nur mit der ersten Mannschaft trainieren und weiterhin in der U21 zum Einsatz kommen.

Zeitversetzt stellten sich vier Exponenten des FC St.Gallen den Beobachtungen des missglückten Auftakts.

Captain Toko, eine Niederlage in Bern ist kein Beinbruch.
Toko:
Nein, das ist es nicht. Aber ich finde es furchtbar, zu verlieren. Ich will jedes einzelne Spiel gewinnen, auch in Bern. Wir hatten viel zu viel Respekt. Wenn du hier gewinnen willst, musst du mutig sein. Unsere Fehler haben uns aber immer mehr verunsichert. Die Differenz zu YB ist gross. Das zeigt uns, dass wir weiter hart arbeiten müssen. Wir haben noch gar nichts erreicht.

Dejan Stojanovic, bis auf das zweite Gegentor wussten Sie zu gefallen. Wie würden Sie sich benoten?
Stojanovic:
Es war ein schwieriges Spiel, bald erhielten wir das 0:1. In der zweiten Halbzeit kam dann dieser unangenehme Ball auf mich zu. Ich wollte ihn eigentlich fangen, er änderte die Richtung, ich liess ihn abklatschen. Das Tor nehme ich voll auf meine Kappe. Ich werde mir den Treffer nochmals anschauen, darüber nachdenken – und ihn wegstecken. Ich gäbe mir eine 4,5.

Sie sind nun die Nummer eins. War die Woche anders?
Stojanovic:
Das war schon neu für mich, aber darauf habe ich ja eineinhalb Jahre gewartet. Daniel Lopar hat sich sehr korrekt verhalten und mir geholfen. Nun muss ich aber auf mich schauen.

Giorgio Contini, was genau gab den Ausschlag, jetzt auf Stojanovic zu setzen?
Contini:
Wir wollen die Jungen fördern. Das ist die Strategie des Vereins. Es gibt Spieler, die Marktwert haben. Und solche, die kein Kapital mehr abwerfen. Und so war es mir von Anfang an klar, dass der Tag des Wechsels kommen wird. Ich bin nun sechs Monate hier, der Moment war ideal, aber eigentlich stand er schon länger fest. Die Gespräche, auch mit Lopar, gingen schon lange in diese Richtung.

Das Kader umfasst 29 Spieler. Fällt es schwer, gestandene Profis zu Hause zu lassen?
Contini:
Die Kadergrösse entspricht der aktuellen Sachlage. Grundsätzlich ist es aber nicht optimal, mit so vielen Leuten in die Saison zu gehen.

Also ist es eine Fehlplanung des Sportchefs?
Contini:
Ich weiss nicht, ob es eine Fehlplanung ist. Es ist bewusst kommuniziert worden, dass die Jungen die Chance haben, dabei zu sein. Das Kader gegen YB war ja eine Momentaufnahme, es ist nichts entschieden für die nächsten Spiele. Jene, die nicht dabei waren, haben nun die Möglichkeit, sich unter der Woche aufzudrängen.

Es fiel auf, dass Ihr Co-Trainer Markus Hoffmann nie an der Seitenlinie stand. Gab es eine entsprechende Weisung?
Contini:
Ja, Werner Zünd hat ihn angerufen, er dürfe nichts mehr sagen. Spass beiseite. Hoffmann war wie immer. Der vierte Unparteiische hat ihn einfach früh abgestellt.

Matthias Hüppi, erstes Spiel als Präsident, erste Niederlage. Wie war’s?
Hüppi:
Es war schon ein anderes Zuschauen. Davor war ich als Journalist ja mehrheitlich neutral. Jetzt bin ich parteiisch, fiebere mit. YB war top, eine Einheit, eine Macht. Der Unterschied war gross. Man darf jetzt aber nicht den Stab über Team und Trainer brechen.

Experte Marcel Reif hat über das St.Galler Spiel gewettert.
Hüppi:
Marcel Reif kann sagen, was er will. Er hat den Fussball ja erfunden.

Im Kader stehen zu viele Akteure. Wie sehen Sie das?
Hüppi:
Das ist so. Aber man muss das perspektivisch sehen. Es ist ja ein Zeichen, wenn namhafte Spieler nicht dabei sind.

Wie Ben Khalifa?
Hüppi:
Ich fände es schön, wenn er bei uns Fuss fassen würde. Aber das liegt am Trainer und am Spieler selbst.

Nun muss gegen Zürich eine Reaktion erfolgen.
Hüppi:
Das Heimspiel gegen den FC Zürich wird massgebend sein, wie konkurrenzfähig wir sind. Alleine schon deshalb, weil wir vor eigenem Publikum antreten, wird ein Ruck durchs Team gehen. Es ist nun extrem wichtig, wie wir uns präsentieren.