FCSG-Trainer Peter Zeidler vor dem Spitzenspiel: «Wir können zeigen, ob wir den Young Boys näher gekommen sind»

Peter Zeidler ist das Gesicht des FC St.Gallen – und macht nun auch in der deutschen Heimat auf sich aufmerksam. Am Sonntag empfängt der Leader die punktgleichen Young Boys zum Spitzenspiel.

Patricia Loher
Drucken
Ein Sieg gegen die Young Boys wäre für den FC St.Gallen und seinen Trainer Peter Zeidler ein weiterer Meilenstein.

Ein Sieg gegen die Young Boys wäre für den FC St.Gallen und seinen Trainer Peter Zeidler ein weiterer Meilenstein.

Bild: Claudio Thoma/Freshfocus (St.Gallen, 26. Januar 2020)

Es braucht einiges, bis der Schweizer Clubfussball in Deutschland wahrgenommen wird. In den vergangenen Wochen aber häuften sich die Berichte im Nachbarland.

Die Journalisten beschrieben die rasante Entwicklung des FC St.Gallen und porträtierten den deutschen Trainer Peter Zeidler. Die Medien befragten den 57-jährigen Schwaben, der aus St.Gallen in die Heimat meldete:

«Das ist schon etwas Grandioses, bei dieser Geschichte dabei zu sein.»

Derzeit begleitet ein Team des Südwestrundfunks SWR den Mann aus Schwäbisch Gmünd, um dem Geheimnis des Aufstiegs des FC St.Gallen zu einem ernsthaften Meisterkandidaten auf die Spur zu kommen.

Auf deutschen Websites heisst es: «In der Abgeschiedenheit von St.Gallen könnte Zeidler nun der grösste Coup seiner langen Trainerkarriere gelingen.» Via die Deutsche Presseagentur DPA äusserte sich auch der frühere Weggefährte und langjährige Bundesligacoach Ralf Rangnick:

Ralf Rangnick

Ralf Rangnick

Sebastian Willnow/EPA
«Wenn er es mit St.Gallen tatsächlich schaffen sollte, Meister zu werden, dann wird das auch in Deutschland wahrgenommen werden. Ich traue ihm die Bundesliga definitiv zu.»

Zeidler ist längst das Gesicht dieses FC St.Gallen, dem es mit einer jungen, entschlossenen Mannschaft gelungen ist, in die Phalanx der Young Boys und des FC Basel einzubrechen. Aber die Interviewanfragen vor dem Spitzenspiel von morgen gegen die Berner haben die Kapazitäten des Trainers gesprengt. Für einige Interessenten wie beispielsweise «10vor10» gab es einen negativen Bescheid.

Eine hektische Woche

«Wir durften uns nicht ablenken lassen und konzentrierten uns auf die Inhalte unseres Spiels», so Zeidler. Denn die vergangene Woche war hektisch genug: Zum einen galt es, die unglückliche 0:1-Niederlage in Luzern zu verarbeiten. Zum anderen erhielt Stürmer Boris Babic am Dienstag die niederschmetternde Nachricht, sich im Spiel gegen die Zentralschweizer einen Kreuzbandriss zugezogen zu haben. Der 22-Jährige, der die Partie trotz der Verletzung noch zu Ende spielte, fällt ein halbes Jahr aus.

«Wir waren traurig», sagt der Trainer. «Und konnten nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen.» Das Spiel wurde einen Tag später als sonst analysiert. Aber Babic, der am Sonntag operiert wird, war trotz des Rückschlags stets bei der Mannschaft. «Das zeigt, wie gut dieses Team funktioniert», so Präsident Matthias Hüppi.

Wie weit ist der FC St.Gallen?

Am Sonntag wird sich weisen, ob die Niederlage in Luzern bloss ein Betriebsunfall war und die Mannschaft wieder in der Lage sein wird, Ausfälle ohne negative Auswirkungen zu kompensieren. Dabei wird sich zeigen, wie weit dieser FC St.Gallen tatsächlich schon ist. Zeidler aber will, dass die Relationen gewahrt bleiben. «Bei den Young Boys kehren im Vergleich zur Niederlage in Lugano zwei der besten Offensivspieler der Schweiz zurück.» Jean-Pierre Nsame und Nicolas Ngamaleu waren im Tessin gesperrt, Nsame ist mit 17 Treffern Leader in der Torschützenliste.

Die zwei bisherigen Saisonvergleiche mit den Bernern hat St.Gallen 2:3 und 3:4 verloren. Das 3:4-Spektakel vom November im Wankdorf war für die Ostschweizer eine von nur drei Niederlagen in den vergangenen 16 Partien. Der Trainer sagt:

«Damals sagten wir uns: Jetzt trainieren wir so, dass wir den Young Boys näher kommen. Am Sonntag können wir zeigen, ob uns das gelungen ist.»

Auf die Frage, wie sein Tipp ausfalle, sagt Zeidler: «4:4». St.Gallens Trainer hat jedenfalls einen prominenten Mann auf seiner Seite: «Ich werde ihm vor dem Spiel sicher eine Nachricht zukommen lassen», sagte Rangnick. Und: Er werde Zeidler aus der Ferne die Daumen drücken.