«Es geht nur Schritt für Schritt voran»

Die 44jährige Martina Voss-Tecklenburg ist seit dem 5. Februar Trainerin der Schweizer Fussballerinnen. Am Cyprus-Cup gegen Frankreich ist die Deutsche heute zum ersten Mal als Nationaltrainerin im Einsatz. Voss-Tecklenburg über erste Eindrücke und gegenseitige Wertschätzung.

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Frau Voss-Tecklenburg, heute geben Sie ihr Début als Schweizer Nationaltrainerin.

Martina Voss-Tecklenburg: Es ist eine Ehre für mich, Nationaltrainerin der Schweiz zu sein. Solch ein Job stand schon lange auf meiner Karriereplanung. Nun habe ich das passende Angebot erhalten und bin glücklich damit. Ich fühle mich gut vorbereitet, um auf internationalem Niveau zu arbeiten. Das Team und ich freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Warum haben Sie sich für die Schweiz entschieden?

Voss-Tecklenburg: Die Aufgabe, die mir der Schweizer Frauenfussball stellt, ist perfekt. Neben der Traineraufgabe habe ich mit der Entwicklungs- und Jugendarbeit das Gesamtpaket. Mit meinem Erfahrungsschatz will ich durch gute Teamarbeit den Frauenfussball in der Schweiz vorantreiben. Zudem besteht in der Schweiz keine Sprachbarriere. Mit Kommunikation möchte und kann ich viel bewirken.

Wie haben Sie die kurze Zeit genutzt, um sich mit der Schweizer Equipe vorzubereiten?

Voss-Tecklenburg: Neben einem Zwei-Tage-Lehrgang mit diversen Trainingseinheiten und Video-Analysen führten wir viele Gespräche, um uns kennenzulernen. Nun nutzen wir den Cyprus-Cup, um die Stärken und Schwächen der einzelnen Spielerinnen und des gesamten Teams herauszufinden, damit wir optimal für die kommenden EM-Qualifikationsspiele vorbereitet sind.

Welchen Eindruck haben Sie von Ihrem neuen Team?

Voss-Tecklenburg: Trotz der kurzen Zeit habe ich gespürt, dass die Fussballerinnen hochmotiviert sind und beweisen wollen, was sie können. Ich sehe es als Vorteil, dass ich die Spielerinnen noch nicht so gut kenne. Obwohl es viel Zeit braucht, bietet es mir die Möglichkeit, einiges zu verändern und auszuprobieren.

Welche Ziele haben Sie?

Voss-Tecklenburg: Durch eine gute und effiziente Zusammenarbeit mit Trainern, Funktionären und Vereinen möchte ich den Schweizer Frauenfussball nach vorne bringen. Wir möchten noch mehr Mädchen zum Fussballspielen animieren und diese individuell fördern. Meinem Team möchte ich vor allem viel Selbstvertrauen mitgeben. Ich will den Spielerinnen vermitteln, dass sie die Bereitschaft haben müssen, alles für das Team zu geben. Ebenso ist es mir wichtig, keine Einzelkämpfer zu haben – weder im Team noch unter den Trainern.

Wie wählen Sie die Spielerinnen für das Nationalteam zukünftig aus?

Voss-Tecklenburg: Ich werde die Zeit voll nutzen und die Talente durch Spielbeobachtungen und durch den Austausch mit Trainern suchen. Jedoch habe ich in den vielen Jahren gelernt, dass im Frauenfussball alles nur Schritt für Schritt vorangeht.

Auch in der Ostschweiz gibt es mit St. Gallen und Staad gute Teams.

Voss-Tecklenburg: Jeder Verein im Frauenfussball hat Aufmerksamkeit verdient. Ich möchte versuchen, allen meine Wertschätzung zu zeigen.

Was denken Sie über die Zukunft des Frauenfussballs in der Schweiz?

Voss-Tecklenburg: In der Schweiz habe ich die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Wo noch nicht so viel ist, kann man mehr bewirken. Im Zentrum stehen für mich stets die Fortschritte der Fussballerinnen. Ich möchte meinen Teil zu einer positiven Entwicklung beitragen.

Worin besteht der grösste Unterschied zwischen einer Schweizer und einer deutschen Fussballerin?

Voss-Tecklenburg: Abgesehen davon, dass es in Deutschland etwa eine Million Fussballerinnen gibt und in der Schweiz lediglich 38 000, traue ich einer Schweizerin mindestens gleich viel wie einer Deutschen zu.

Interview: Stefanie Krüsi