Erstligist kämpft an zwei Fronten

Der FC Kreuzlingen versucht sportlich dem drohenden Abstieg aus der 1. Liga zu entkommen und steht nach dem Urteil des Obergerichts im «Fall Iten» auch finanziell unter grossem Druck.

Markus Rutishauser
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fussball. Das 104. Vereinsjahr dürfte für den Thurgauer Erstligisten wohl eines seiner schwierigsten werden: Die Verantwortlichen beim FCK müssen gleich an zwei Fronten ums Überleben kämpfen. Als Daniel Geisselhardt am 25. August des letzten Jahres das Präsidium übernommen hat, wusste er bereits, dass er mit dem FCK-Schiff einige Riffe zu umkurven hat, um es wieder in ruhigere Gewässer zu führen. In ohnehin schwierigen Zeiten musste der neue Präsident Ende November das Urteil des Thurgauer Obergerichts zur Kenntnis nehmen, welches dasjenige des Bezirksgerichts umstiess und dem ehemaligen Trainer Fredi Iten eine Entschädigung von gut 45 000 Franken zusprach. Alle Kosten zusammengerechnet, dürfte die Entlassung des Zürchers den Erstligisten gut 70 000 Franken kosten.

Lösung finden

Es ist derzeit nicht anzunehmen, dass die FCK-Führung den Fall an die nächsthöhere Instanz (Bundesgericht, die Red.) weiterzieht. Laut Geisselhardt, dem noch keine schriftliche Urteilsbegründung vorliegt, soll mit dem Ex-Trainer eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Kommt es nicht dazu und Iten fordert das ihm zustehende Geld mittels Betreibung ein, droht dem Thurgauer Traditionsclub im schlimmsten Fall sogar der Konkurs. Erste Gespräche mit Iten sollen positiv verlaufen sein. Aufgrund der prekären Finanzlage stehen für den 1.-Liga-Spielbetrieb nur sehr begrenzte Mittel zur Verfügung.

Entsprechend unvorteilhaft ist für Sportchef und Trainer Willy Scheepers die Situation im sportlichen Bereich. Er muss gewichtige Abgänge kompensieren. So haben in der Winterpause mit Captain Christoph Schenk (zum FC Bischofszell/4. Liga, aus beruflichen Gründen), Volkan Aydin (Profi in der Türkei) und Juninho (Bra, zurück zum FC Winterthur/CHL) gleich drei Leistungsträger den Club verlassen. Ebenso nicht mehr dabei sind Eldin Baltic (FC Bischofszell), Felipe Muro (zurück nach Brasilien), Cyrille Belinga (?) und Massimo Sicurella (zum FC Tägerwilen/2.). Demgegenüber stehen die Zuzüge von Loris Maccarone (FC St. Gallen U21) und Sasa Bajkusa (aus Finnland) sowie die Rückkehr von Yalcin Alci (vom FC Wil/CHL).

Defensive stärken

Für die verbleibenden 15 Erstligapartien will Trainer Scheepers vor allem die Defensive stärken; 49 Gegentore in 15 Spielen sind rekordverdächtig. Neben Gabor Kovacs (Un), der nach seinem Fussbruch das Training wieder aufgenommen hat, sucht der FCK-Sportchef noch einen überdurchschnittlichen Innenverteidiger. Auch auf der Torhüterposition will er möglicherweise noch aktiv werden. Scheepers glaubt weiter an den Klassenerhalt, obwohl er um die schwierige Aufgabe weiss: «Wir müssen aus den verbleibenden 15 Spielen 20 bis 22 Punkte holen.» Fünf Zähler liegen die Kreuzlinger derzeit hinter dem 14. (Biasca) zurück, wobei sie zwei Begegnungen weniger ausgetragen haben.

Bevor am 28. Februar im heimischen Hafenareal das erste Nachholspiel gegen den FC Zürich U21 auf dem Programm steht, bestreitet der FCK total fünf Testspiele gegen Wil (20.1.), Töss (24.1.), Brühl SG (31.1.), Basel U21 (6.2.) und die SV Schaffhausen (21.2.). Ebenfalls geplant ist ein Trainingslager im Tessin oder Spanien (9.–14.2.) – aber nur, wenn sich die Spieler finanziell daran beteiligen.