Der Thurgauer Profiboxer Zino Meuli spricht nach dem Gewinn des WM-Titels im Weltergewicht über den Kampf, die Nacht danach und sagt, ob er in Zukunft alles auf die Karte Boxen setzen wird.
Wie geht es Ihnen am Tag nach dem Gewinn des WM-Titels der World Boxing Federation?
Eigentlich steckt mir die Nacht mehr in den Knochen als der Kampf (lacht). Allzu viel habe ich nicht geschlafen. Was ich körperlich vom Kampf am meisten spüre, ist meine linke Hand, die sieht momentan nicht gut aus von den Geraden, die ich immer wieder gelandet habe. Schon während des Kampfs habe ich gespürt, dass mit der Hand nicht mehr alles okay ist.
Wie haben Sie den Kampf erlebt, der knapp zu Ihren Gunsten ausging?
Meiner Meinung war das Resultat nicht knapp. Der Punkteentscheid zu meinen Gunsten war vielleicht nicht deutlich, aber trotzdem war für mich während des Kampfes klar, dass ich gewinnen werde. Am Sieg habe ich nie gezweifelt.
Auch nicht, als Sie gegen Ende des Kampfes konditionell Mühe bekundeten?
Auch dann nicht. Zahradnik schlug zwar öfter als ich, aber im Gegensatz zu mir konnte er keine Wirkungstreffer landen; 80 Prozent seiner Schläge landeten in meiner Deckung. Ich boxte effektiver als Zahradnik, während er aktiver war. So spürte ich ab der achten Runde, dass ich den Ausgang des Kampfes in den eigenen Händen habe. Das wollte ich mir nicht mehr nehmen lassen, nur weil ich müde war.
Wie wird es jetzt für Sie weitergehen?
Zunächst einmal steht die Regeneration im Vordergrund. Eine Woche lang werde ich keinen Sport machen, um mich körperlich zu erholen. In rund einem Monat werden wir dann schauen, wie es weitergehen wird.
Momentan sind Sie neben dem Boxen zu 80 Prozent berufstätig und absolvieren daneben noch eine Schule. Werden sie nun den Schritt zum Vollprofi wagen und nur noch boxen?
Nein. Ziemlich sicher nicht. Ich boxe ja schon in der Profiliga. Aber, ich will nicht zu 100 Prozent nur noch boxen. Was ich mir hingegen vorstellen könnte, wäre – falls ein passendes Angebot kommt – zeitweise, während ein paar Monaten, nur zu boxen. So könnte ich mich dann wie ein Vollprofi auf den Kampf vorbereiten. Aber Vollprofi zu sein über eine längere Zeit, so dass Boxen mein Beruf ist, das habe ich nicht vor.
In was für einem Fall könnten Sie sich konkret vorstellen, während Monaten nur aufs Boxen zu setzen?
Wenn nächstes Jahr im Januar oder Februar ein grosses Angebot kommt. Als Top-50-, Top-60-Boxer, wie ich es nun bin, ist man für Kämpfe gegen amerikanische oder britische Spitzenboxer sehr attraktiv. Bei solchen Kämpfen stehen sechsstellige Summen im Raum, und sie finden an prestigeträchtigen Orten in vollen Stadien wie beispielsweise dem Wembley in London oder dem Madison Square Garden in New York statt. Kommt ein Angebot für so einen Kampf, lasse ich es mir sicher nicht entgehen.