Eine Frist: Wie Gerard Piqué Roger Federer unter Druck setzte

Gegen die Davis-Cup-Reformpläne soll sich eine Allianz von Spielern geformt haben, um zu protestieren. Roger Federer hat nichts davon gewusst. Und Gerard Piqué setzte den Maestro mit einer Frist unter Druck.

Simon Häring
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Zwei Monate nach der umstrittenen Reform des Davis Cups formt sich offenbar eine breite Allianz. Eine Gruppe von «Top-Spielern» soll dem Tennisweltverband ITF ihren Unmut über die Reform geäussert und mit einem Boykott der auf November 2019 in Madrid terminierten Final-Woche gedroht haben.

Roger Federer hatte zu wenig Zeit um mit allen zu reden. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Roger Federer hatte zu wenig Zeit um mit allen zu reden. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Das berichtet die Sportzeitung «L’Equipe». Nichts vom ominösen Schreiben weiss Roger Federer. «Ich habe nichts davon gehört», sagte er. Zur Reform hatte er sich immer zurückhaltend geäussert. Seine Liebe zum Davis Cup ist seit dem Sieg 2014 abgekühlt. Seither spielte Federer nur noch einmal im Nationenwettbewerb.

Dennoch suchte Barcelona-Fussballer Gerard Piqué, der mit seiner Kosmos-Gruppe hinter der Reform steht, das Gespräch mit ihm. Federer bestätigte in Basel, dass man ihm eine Frist von drei Tagen eingeräumt habe, um sich für eine Teilnahme zu entscheiden. «Zu wenig Zeit, um mit allen Beteiligten zu reden», sagte Federer.

Er habe Piqué deswegen mitgeteilt, dass dieser tun solle, was das Beste für das Produkt sei. Das dürfte dazu geführt haben, dass die beiden Wildcards an Argentinien und Grossbritannien gingen – und die Schweiz im Februar die Qualifikation gegen Russland bestreiten muss. Wohl ohne Federer.

Zverev erneuert seine Kritik

Ein Konsens darüber, was das das Beste für den Davis Cup ist, herrscht weiterhin nicht. Auch Federer sagte: «Ich verstehe beide Seiten. Ich weiss nicht, was die Lösung ist.» Federer ist 37 Jahre alt, und der Davis Cup nach dem Modell Piqués ein Format, das für eine neue Spielergeneration entworfen worden ist. Das Problem: Auch diese steht der Reform kritisch gegenüber.

Alexander Zverev (21) hatte gesagt, er mache im November lieber Ferien auf den Malediven. In Basel auf das ominöse Schreiben angesprochen, sagte er: «Davon weiss ich nichts.» Doch auch er stellte klar, dass er dem Davis Cup wohl die kalte Schulter zeigen wird: «Ich brauche meine Ferien und genügend Zeit, um meinen Körper wieder auf die Folgesaison vorzubereiten.»

An der im August beschlossenen Reform dürfte das Schreiben indes wenig ändern. Im November wird eine Qualifikation mit 24 Teams durchgeführt. Die Sieger qualifizieren sich dann für das Finalturnier im November in Madrid, dazu kommen die Halbfinalisten des Vorjahrs und zwei Wildcard-Empfänger. Das Final-Turnier wird in sechs Dreiergruppen gespielt, danach folgen in der gleichen Woche Viertelfinals, Halbfinals und Final.

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