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Am St.Galler Kantonalfest startet Daniel Bösch am Sonntag als Favorit. Dem 31-jährigen Toggenburger bietet sich die Möglichkeit, zwei eindrucksvolle Marken zu erreichen.
Im Schwingen ist der 100. Kranz eine Schallmauer, die nur wenige durchbrechen. Eine Zahl, die nur Athleten schaffen, die über viele Jahre Spitzenplätze belegen. Daniel Bösch kann diese Marke am Sonntag mit einer Topplatzierung erreichen. Für ihn wäre der 100. Kranz eine Ehre, «da er zeigt, dass man über Jahre zu den Besten gehört. Gleichzeitig ist er eine Bestätigung für die vielen Trainings», so Bösch, der als erst
27. Schwinger überhaupt und als siebter noch aktiver dieses Kunststück vollbringen kann.
Wenn sich Bösch morgen in den Kranzrängen klassieren würde, käme dies keiner Überraschung gleich, denn der 1,93 m grosse Toggenburger ist immerhin siebenfacher Sieger des St.Galler Kantonalschwingfests. Damit fehlt ihm auch in dieser Kategorie nur noch ein Triumph, um mit Jakob Woodtli gleichzuziehen, der in den 20er- und 30er-Jahren insgesamt achtmal dieses Fest gewann. Bösch würde mit einem Sieg auch Schwingerkönig Jörg Abderhalden distanzieren, der ebenfalls sieben Triumphe aufweist. Vom Sieg als Ziel will Bösch aber nichts wissen. «Ich werde Gang für Gang schwingen und schauen, für welchen Rang es reicht», sagt er. «Natürlich wäre es schön, in den Schlussgang zu kommen.» Primäres Ziel sei aber der Kranz.
Für Schwingerkönig Abderhalden, der als Technischer Leiter der St.Galler die Einteilung der Gänge verantwortet, ist Bösch der grosse Favorit in Widnau. «Er ist eindeutig die Nummer eins auf der Schwingerliste», sagt Abderhalden. Für die Marken, die Bösch erreichen kann, zollt der Technische Leiter seinem Schützling Respekt. «Es sind Zahlen, die aussagen, dass jemand während vieler Jahre konstant an der Spitze mitgeschwungen hat», sagt der dreifache Schwingerkönig, der zwar 51 Kranzfestsiege, aber wegen Verletzungen «nur» 85 Kränze ergatterte.
Bösch befindet sich in ausgezeichneter Verfassung, hat im Winter sein Kampfgewicht auf 130 kg reduziert. «Ich konnte die ganze Vorbereitung ohne Verletzungen absolvieren», sagt Bösch, der die Trainings ein wenig verändert hat. «Es freut mich, dass dies zu einem positiven Effekt führt.» Am Thurgauer Kantonalschwingfest in Frauenfeld Anfang Mai untermauerte das Mitglied des Schwingclubs Wil seine Ambitionen im Jahr des Eidgenössischen Schwingfests. Gegen die Dominatoren der vergangenen drei Jahre, Samuel Giger und Armon Orlik, erreichte er jeweils einen Gestellten. Dies zeigt, dass Bösch auf einem guten Weg ist, auch wenn Abderhalden sagt: «Schön wäre es, wenn er gegen einen der beiden wieder einmal gewinnen würde.»
Ein Fragezeichen steht hingegen hinter der Stärke der St.Galler Mannschaft. Um die starken drei Eidgenossen aus Appenzell – Michael Bless, Raphael Zwyssig und Marcel Kuster – auszubremsen, benötigt Bösch die Unterstützung seiner Teamkollegen. Wie fit Schwingerkönig Arnold Forrer nach dem abgebrochenen Wettkampf am Zürcher Kantonalfest ist, wird sich zeigen. Vom Format Böschs gibt es derzeit keinen Zweiten im Kanton St.Gallen. Junge Talente wie der 16-jährige Werner Schlegel oder der 18-jährige Marcel Räbsamen besitzen das Potenzial, dereinst an der Spitze mitzuschwingen. «Noch braucht es aber einige Schritte, um Böschs Niveau zu erreichen», sagt Abderhalden.
Ob mit oder ohne Unterstützung aus den eigenen Reihen: Bösch hat es am Sonntag in den eigenen Händen, ein Spitzenresultat zu schaffen. Im Jahr des Eidgenössischen Schwingfests sind solche umso wichtiger. «Gute Resultate geben mir ein Gefühl der Sicherheit», sagt Bösch. Ein 100. Kranz oder ein 8. Festsieg wohl noch mehr.